Ein Schlauchboot auf hellem Sand, Strandbesucher in bunten Shorts, barfüßige Kinder, fotografierende Touristen, Muschelsucher. Eine Szene am Meer, wie sie jeder von uns schon hundertfach gesehen haben dürfte. Vermeintlich. Im Hintergrund trübt ein Stacheldrahtzaun die Strandidylle. Ein wolkenverhangener Himmel hat sich vor die Sonne geschoben. Also doch kein Foto aus dem Urlaubskatalog? „Die Halbinsel im Hintergrund wurde abgesperrt, um sich vor nordkoreanischen Spionen zu schützen“, informiert die Bildunterschrift zum Foto vom Songjiho Beach. Die innerkoreanische Grenze liegt etwa 20 Kilometer entfernt.
Um das Thema Grenzen sollte es gehen bei der Gruppenausstellung im Berliner Haus der Kulturen der Welt im Jahr 2012 – um territoriale, persönliche oder soziale Grenzen. „Visit Korea“ hat Brüggemann die Fotoserie über die innerkoreanische Grenze betitelt, die im Ergebnis seines dreiwöchigen Korea-Besuches 2012 daraus geworden ist. Ein „persönliches Projekt“, wie er sagt. Zum einen, weil es sich um ein freies und zunächst selbst finanziertes Vorhaben handelte. Zum anderen war Jörg Brüggemann 10 Jahre alt, als die Mauer fiel. Die Mauer, diese innerdeutsche Grenze, dieser andere Aspekt des persönlichen Bezugs, der ihn für die innerkoreanische Teilung stärker sensibilisiert als viele andere.