Die Deutsch-Koreanische Gesellschaft e.V. (DKG) eröffnet am 17. Mai 2025 zusammen mit der Erzabtei St. Ottilien in Eresing eine Ausstellung zur Erinnerung an die Benediktinermission in Korea und den Missionar Andre Eckardt
Die Erzabtei St. Ottilien hat über die ab 1909 entsandten Missionare eine besondere Beziehung zu Korea. Viele weitere Missionare folgten im Laufe der nächsten Jahre, einige kehrten in Folge von Flucht, Vertreibung und Kerkerhaft im Koreakrieg nie zurück. Die Geschichte der Benediktinermission St. Ottilien ist im Missionsmuseum St. Ottilien aufgearbeitet und auch in verschiedenen Büchern (u.a. Johannes Maar, Aufgehobene Häuser Teil I-III, EOS-Verlag 2009, Norbert Weber, Im Land der Morgenstille, München 1915 und Andre Eckardt, Wie ich Korea erlebte, Frankfurt 1950) beschrieben.
Ergänzt wird die lange Geschichte der Koreamission St. Ottilien nun durch eine Ausstellung der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft e.V. Auf 23 Tafeln mit Fotos und zweisprachigen Erläuterungen wird vor dem Hintergrund der Missionsgeschichte in Seoul und später im Norden Koreas das Wirken von Pater Andreas Eckardt thematisiert, der sich neben der Missionsarbeit intensiv mit Sprache, Landeskunde, Kunstgeschichte, Architektur, Literatur, Poesie und Märchen, Musik und Botanik Koreas beschäftigte und so zum Begründer der Koreanistik in Deutschland wurde. Obwohl Eckardt nie mehr nach Korea zurückkehrte, hat ihn die Liebe zu Land und Leuten bis zu seinem Lebensende intensiv begleitet. Seine Erlebnisse, Eindrücke und Studien hat er in einer Vielzahl von Büchern, Zeitschriften¬beiträgen und Vorträgen festgehalten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Noch nicht zugänglich ist der private Nachlass, der bis heute in Bonn verwahrt wird und nun für die Öffentlichkeit in seinen bedeutenden Teilen erschlossen werden soll.
Ausstellungsplakat © DKG e.V. NRW
Planung, Erstellung und Einrichtung der Ausstellung lagen bei Wolfram van Stephold, Projektleiter der DKG in Nordrhein-Westfalen und Mentor im Jugendnetzwerk Deutschland und Korea und Hyejin Byun, MA, Kunstgeschichte und Provenienzforschung als Assistenzkuratorin. Beide moderierten auch die Ausstellungseröffnung. Mit fachlichem Rat stand ihnen Professor Albrecht Huwe, Verwalter des Nachlasses, zur Seite. In seiner Begrüßung hob Pater Dr. Cyrill Schäfer OSB die Bedeutung der Benediktinermission und deren Geschichte, aber auch die gute Zusammenarbeit mit dem Projektteam der DKG hervor.
Hyejin Byun, W.van Stephold © Foto Juliana Baron
Der Präsident der DKG, Rolf Mafael, bedankte sich für diese einzigartige Kooperation und die Gelegenheit, Mitglieder und Gäste in der Erzabtei St. Ottilien, also am Ausgangsort der langen Reise von Pater Andreas Eckardt begrüßen zu dürfen.
Pater Dr. Cyrill Schäfer OSB © Foto Juliana Baron
Rolf Mafael, Präsident der DKG e.V. © Foto Juliana Baron
In seinem Fachbeitrag zeigte Prof. Dr. You-Jae Lee, Professor und Geschäftsführender Direktor am Asien-Orient Institut, Abteilung für Koreanistik der Universität Tübingen Hintergründe der Missionsarbeit in Korea auf, die zum Verständnis der weiteren Entwicklung wesentlich sind. Stets dem benediktinischen Grundsatz „Ora et labora“ folgend war das tägliche Leben der ausländischen Missionare in Korea zum Ende der Joseon-Zeit durch die vorgefundenen gesellschaftlichen Strukturen aber auch die japanische Besetzung und den späteren Korea-Krieg stark erschwert.
Prof. Dr. You-Jae Lee © Foto Juliana Baron
Frau Dr. Sylvia Bräsel, Dozentin i.R., Bereich Neuere Deutsche Literaturwissenschaften Universität Erfurt, ging am Beispiel des Buches von Andreas Eckardt, Unter dem Odongbaum, Eisenach 1951, auf die grenzüberschreitende Wirkung koreanischer Märchen und Fabeln zwischen Regionalität und Interkulturalität ein. Sie erläuterte ein-gehend Geschichte und Voraussetzungen für die Entstehung der Märchensammlungen Eckardts und ihre spezifischen Merkmale, die sie in der Deutsch-Koreanischen Kultur-beziehung einzigartig erscheinen lassen.
Dr. Sylvia Bräsel © Foto Juliana Baron
Prof. Dr. Albrecht Huwe, Schüler von Prof. Eckardt, Herausgeber der Reihe „Korea erzählt“ im EOS-Verlag St. Ottilien und Verwalter des Nachlasses von Eckardt, zeigte in einem bewegenden Beitrag den Stand der Nachlassforschung anhand von sorgsam ausgewählten Beispielen aus dem Nachlass auf. Die Sammlung besteht aus den Publikationen Eckardts, also Monografien, Zeitschriftenartikeln, ferner z.T. noch unveröffentlichten Typoskripten, Gemälden, dem musikalischen Oeuvre, Fotos, persönlichen Skizzen und Notizen, Möbeln und vielem mehr. Sie wird seit dem Tod der Ehefrau Eckardts von ihm sachgerecht aufbewahrt und soll nun weiter erforscht und in ihren bedeutenden Teilen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Prof. Dr. Albrecht Huwe © Foto Juliana Baron
Ausstellungsansicht im Filmraum St. Ottilien und Büchertisch zur Ausstellung © Foto Thomas Konhäuser
Anschließend konnten die ca. 60 anwesenden Gäste, darunter der Botschafter der Republik Korea Sang Beom Lim, Honorarkonsul der Republik Korea in München Thomas Elster und die Vorsitzenden der DKG-Regionalverbände Frank Hollmann (Bayern), Jukyung Park (Baden-Würtemberg), Prof. Rolf Hempelmann (Saarland) und Reiner Schöler (NRW), einem Ausschnitt aus einem Radiobeitrag aus dem Jahr 1968 lauschen. Im Originalton erzählt Andre Eckardt darin, wie er zu seiner Liebe zu Korea und zu seinen intensiven Studien der koreanischen Kultur kam. Nach einem Filmausschnitt des Films „Auf dem Missionsfelde“ von Norbert Weber konnten sich die Gäste im Ausstellungsraum umsehen und von Tanja Holthausen, Stellv. Leiterin im Missionsmuseum, weitere Informationen und Hintergründe zur Koreamission der Erzabtei St. Ottilien erfahren.
„Eine sehr informative und anregende Veranstaltung mit vielen neuen und bislang wenig bekannten Details zum Leben und Wirken von Pater Andreas Eckardt. Die Ausstellung zeigt
eindrucksvoll, wie früh und wie tief das Interesse an Korea in Deutschland verwurzelt war, und welche Rolle einzelne Persönlichkeiten dabei gespielt haben. Sie kann gerade auch jungen Menschen einen Zugang zur koreanischen Kultur eröffnen und den Blick für die historischen Verbindungen zwischen Deutsch-land und Korea schärfen“, so Manuel Guthmann, Honorary Reporter von Korea.net, dem offiziellen Informationsportal des koreanischen Ministeriums für Kultur, Sport und Tourismus, der ebenfalls anwesend war.
Im Missionsmuseum St. Ottilien © Foto Thomas Konhäuser
Auszug aus der Ausstellung © DKG e.V. NRW
Bericht: Wolfram van Stephold, DKG e.V. Regionalverband NRW (dkg.nrw@gmail.com)