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                                                    Binyeo mit Drachenkopf (Foto: wikimedia commons)



Von Selin Vurgun



Binyeo sind traditionelle koreanische Haarnadeln, die es ungefähr seit der Zeit der Drei Königreiche (1. Jh. v. Chr. – 7. Jh. n. Chr.) gibt. Im traditionellen Korea trugen die Frauen ihr Haar bevorzugt lang. Zu besonderen Anlässen wurde das Haar entweder geflochten oder zu einem Haarknoten im Nacken zusammengefasst. In diesen Chignon wurde dann eine Binyeo gesteckt.


Binyeo waren jedoch nicht nur ein praktisches und schönes Accessoire, sondern hatten aufgrund ihres spezifischen Designs eine ganz besondere Bedeutung für die Person, die sie trug. Auch als Erbstück wurden Binyeo geschätzt und von Generation zu Generation weitergegeben.


Die Verwendung von Gache (가체/ große Perücken) war bei adligen Frauen sehr beliebt, da durch diese die perfekt sitzende Frisur samt Haarschmuck ausgesprochen gut zur Geltung kommen konnte. Doch Gache waren aufgrund ihres großen Gewichts schwer für die Trägerin und auch teuer, weshalb sie während der Joseon-Dynastie (1392-1910) schließlich verboten wurden. Infolgedessen trugen die Frauen ihr Haar nun vermehrt als Chignon. So nahm auch die Produktion von Binyeo deutlich zu, und es gab eine große Vielfalt von ihnen, hergestellt aus unterschiedlichen Materialien und auch in leicht abgewandelter Form, die sich von der Gestaltung der  üblichen stabförmigen Binyeo unterschied. Die stabförmigen Binyeo mit einer leichten Wölbung an einem Ende werden auch Jam (잠) genannt.


Als Beispiele für Materialien zur Herstellung der Haarnadeln sollen an dieser Stelle folgende genannt werden: Gold, Silber, Jade, Perlmutt, Messing, Bronze, Holz und Koralle sowie jegliche Tierknochen oder Hörner. Die unterschiedlichen Materialien, aus denen die Haarnadeln bestanden, dienten auch zur Kenntlichmachung der sozialen Klasse in der Gesellschaft. Demnach trugen Frauen aus der sozialen Elite Binyeo aus Gold, Silber oder Jade. Nichtadlige hingegen trugen solche, die aus Holz oder Tierknochen hergestellt wurden. Witwen zum Beispiel trugen hauptsächlich Binyeo aus schwarzem Holz oder aus Hörnern von Tieren.


Außerdem spielt auch die Länge des Kopfschmucks eine wichtige Rolle. Frauen aus den unteren Klassen trugen für gewöhnlich Binyeo, die etwa 10–20 cm lang waren, außer bei speziellen Anlässen wie Hochzeiten, da durfte der Haarschmuck auch bis zu 30 cm lang sein.


Das Design am gewölbten Ende der Haarnadel sticht besonders ins Auge. Hier können besonders seltene Materialien verwendet werden, um den Binyeo eine einzigartige Form und ein spezifisches Muster zu geben. Adlige Frauen und besonders Prinzessinnen trugen beispielsweise Binyeo mit Phoenix- oder Drachen-Symbolen. Beliebt waren auch Binyeo mit Blumenmotiven, welche durch die Verwendung von verschiedenfarbigen Jadesteinen kreiert werden konnten.  


Auch heute werden Binyeo noch von Frauen in Korea getragen, jedoch nicht im Alltag, sondern vielmehr bei traditionellen Feiern und an Festtagen.



Zur Autorin: 


Selin Vurgun ist Studentin der Koreastudien/Ostasienwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Sie interessiert sich besonders für die koreanische Sprache und Kultur.







                                                   Selin Vurgun (Foto: privat)