Von Selin Vurgun
In Südkorea stehen die Erziehung und die Bildung der Kinder im Zentrum des gesellschaftlichen Interesses. Eine gute Schulbildung wird in der Bevölkerung als die wichtigste Voraussetzung für einen guten Start ins Berufsleben angesehen. Doch der Weg dorthin ist lang und steinig. Das ist auch der Grund dafür, warum Kinder bereits in jungen Jahren besonders gefordert werden.
Ab dem sechsten Lebensjahr gilt in Südkorea die Schulpflicht, und somit ist die Grundschule die erste Hürde in der kindlichen Bildungslaufbahn. Anders als in Deutschland (mit Ausnahme von Berlin und Brandenburg) wird die Grundschule nicht vier, sondern sechs Jahre lang besucht. Auch das Tragen von Schuluniformen stellt in Südkorea die Norm dar.
Der Alltag eines Grundschülers in Deutschland mag zwar auch anstrengend sein, doch von den Schülern in Südkorea wird noch deutlich mehr verlangt. In Korea stehen in der Grundschule die schulische Gesamtleistung und die Noten der Kinder im Vordergrund. Der Leistungsgedanke hat auch Einfluss auf die Freizeitgestaltung der Kinder.
Ansicht einer koreanischen Grundschule (Foto: wikimedia commons)
Aber wie gestaltet sich eigentlich ein typischer Tag eines Grundschülers in Südkorea?
Die Schüler treffen gegen 8.00 Uhr früh in der Schule ein und haben dann bis mittags vier Unterrichtseinheiten (mit kurzen Pausen zwischendurch). Danach folgt eine längere Mittagspause. Anschließend finden nachmittags weitere drei bis vier Unterrichtseinheiten statt. Schulschluss ist dann ungefähr um 16.00 Uhr.
In der Grundschule werden unter anderem folgende Fächer gelehrt: Koreanisch, Mathematik, Englisch, Gesellschaftskunde, Naturwissenschaften, Kunst und Sport. Die Lehrmethode basiert hauptsächlich auf Frontalunterricht, und das Auswendiglernen des Lernstoffes steht im Vordergrund. Klausuren und Prüfungen bestehen meist aus Multiple-Choice-Aufgaben.
Für den Großteil der Schüler hört nach Schulschluss das tägliche Lernen noch nicht auf. Einige Schüler bleiben noch in der Schule und lernen selbständig weiter oder machen ihre Hausaufgaben. Die Mehrheit der Kinder jedoch macht sich auf den Weg zu einem Hagwon (학원).
Als Hagwon werden private Lerninstitute bezeichnet, die ähnlich wie Nachhilfeinstitute funktionieren. Da in Hagwons die Lerngruppe kleiner ist als in einer normalen Schulklasse, besteht so die Möglichkeit, eine intensivere Lernatmosphäre zu schaffen, in der die Schüler den Lernstoff aus der Schule aufarbeiten und vertiefen können. Besonders beliebt sind Hagwons für Fächer wie Englisch und Mathematik.
Somit wird in Südkorea nicht nur auf die schulische Bildung in der Schule, sondern auch außerhalb des regulären Unterrichts ein großer Wert gelegt. Den Eltern liegt es sehr am Herzen, ihren Kindern die bestmögliche Bildung zukommen zu lassen. Dazu gehört neben dem Besuch von Hagwons oft auch eine künstlerische Aktivität, wie zum Beispiel Klavier- oder Ballettunterricht.
Die meisten Kinder haben also einen ganz eng getakteten Zeit- und Wochenplan, aber der Spaß darf dabei natürlich nicht fehlen. Auch Kinder in Korea treffen sich in der Freizeit mit ihren Freunden und unternehmen gemeinsam etwas. Besonders beliebt sind bei vielen Kindern der jungen Generation auch Computer- und Videospiele.
Foto: wikimedia commons
Über die Autorin des Beitrags:
Selin Vurgun ist Studentin der Koreastudien/Ostasienwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Sie interessiert sich besonders für die koreanische Sprache und Kultur.
Selin Vurgun (Foto: privat)