Ein Ritter aus dem Mittelalter tritt aus dem Rahmen hervor und hält seinen Speer auf Kopfhöhe während er sein Ziel anvisiert. Ein gigantischer, furchterregender Fisch öffnet sein Maul so weit wie möglich, um alles zu verschlingen, was sich in seinem Blickfeld befindet. Menschen haben engelhafte Flügel, die ihrem Rücken entwachsen und sehen aus, als seien sie dem Himmel entstiegen, oder sie sitzen mit überkreuzten Beinen im Yoga-Sitz und schweben über dem Boden. Besucher sind nicht nur Zuschauer, sondern selber Helden der Bilder.
All diese Bilder im Illusionsmuseum, das sich entlang der breiten Promenade nahe des Seouler Stadtteils Hongdae befindet, fordern die Leute auf, das Bild mitzugestalten, um das Kunstwerk zu vollenden. „Trickeye” ist ein fingierter englischer Begriff, der auf dem französischen Wort „trompe-l’œil“ basiert und eine Kunsttechnik beschreibt, die sich einer realistischen Bildsprache bedient, um eine optische Illusion zu erzeugen und die Objekte in drei Dimensionen darstellt. Anders als andere Museen oder Kunstgalerien kennt dieser Ort keine Tabus. Er erlaubt den Besuchern, die ausgestellten Arbeiten zu berühren und Fotos davon zu machen. Die Besucher können auch an dem Kunstwerk teilhaben, indem sie es berühren und mit ihm kommunizieren. Die Bilder werden an der Wand oder auf dem Boden ausgestellt, um mittels einer Maximierung des 3D-Effekts gemeinsam mit den Zuschauern Kunst zu schaffen.
Besucher des Illusionsmuseums haben Freude beim Fotografieren (Foto: Jeon Han).
Rainbow (rechts) aus Hong Kong besucht das Museum mit ihrem Freund und posiert für ein Foto vor einem gigantischen, menschenfressenden Fisch (Foto: Jeon Han).
Das Museum umfasst insgesamt acht Ausstellungshallen, einschließlich eines Eis-Museums und einer Halle für Dauerausstellungen. Es zeigt nicht nur bekannte Bilder aus der ganzen Welt, sondern auch solche, die das Museum selbst angefertigt hat. In seinen themenbezogenen Ausstellungshallen hat das Museum kürzlich neue Bilder aus China und von dem berühmten holländischen Maler Vincent van Gogh (1853-1890) ausgestellt.
Zu einigen bemerkenswerten Darstellungen gehören eine Szene des berühmten chinesischen Filmschauspielers und Kung-Fu-Meisters Jet Li, ein vom Bambusbaum hängender Panda, „The Starry Night” und „Terrace of a Cafe on Montmartre”. In der Dauerausstellungshalle können die Besucher Szenen aus Fantasie-, Abenteuer-, Reise-, Safari- und Liebesfilmen sehen. Vor einem riesigen, furchteinflößenden Fisch können die Leute Fotos machen. Eines der beliebtesten Bilder zeigt engelsgleiche Flügel vor einem blauen Hintergrund. Es zieht so viele Besucher an, dass sich dort immer eine lange Schlange bildet, um Fotos zu machen.
Das Illusionsmuseum zieht viele Besucher an. Die Hochschulstudentin Lee Yeon-ju (rechts) und ihre Freundin posieren freudig für ein Foto (Foto: Jeon Han).
Das Museum wird von vielen Paaren im Rahmen einer Verabredung besucht. Jung Chang-min trifft sich mit seiner Freundin und lässt sich auf einem der Bilder fotografieren (Foto: Jeon Han).
Besucher im Illusionsmuseum (Foto: Jeon Han).
Das Eis-Museum ist eine weitere Attraktion des Museums. Der Raum hat eine Temperatur von 4 Grad. Alle Gegenstände darin bestehen aus Eis, einschließlich eines Fernsehers, eines Kühlschranks, einer Rutsche und eines Iglus. Den Besuchern wird empfohlen, eine Jacke mitzubringen.
Cecilia Liang aus China hat das Museum mit ihrem Freund am 3. April besucht und gesagt, dass sie über die Website „Hallyu Network” (inoffizielle Übersetzung) auf das Museum gestoßen sei. Auf der Website finden chinesische Internet-Nutzer Informationen über Korea.
„Ich mag das. Ich wollte etwas Neues und Einzigartiges erleben, und dieser Ort macht Spaß und ist schön“, sagte sie.
Sam, eine Besucherin aus den USA kam mit ihrem Freund in das Museum und sagte, dass sie im Internet über das Museum erfahren habe und dass sie das Museum „neu und erfrischend“ finde.
Das Eis-Museum ist eine weitere Attraktion, die man im Illusionsmuseum gesehen haben muss (Foto: Jeon Han).
Cecilia Liang (links), eine chinesische Besucherin, und ihre Freundin im Museum (Foto: Jeon Han).
Seit der Eröffnung 2010 ist das Illusionsmuseum durch die sozialen Netzwerke unter Touristen, die Seoul besuchen, immer beliebter geworden. Allein im ersten Quartal dieses Jahres haben über 123.000 Besucher aus dem Ausland diesen Ort besucht. Die meisten Besucher kommen aus Thailand, gefolgt von Chinesen - darunter einige vom Festland, aus Hong Kong und Taiwan. Die Zahl der Besucher aus Südostasien - wie Indonesien - steigt gegenwärtig stetig.
Das Illusionsmuseum belegte Platz eins auf der Liste der beliebtesten Museen oder Galerien in Korea, wie im TripAdvisor, einer weltweit verbreiteten Online-Gemeinschaft, bekanntgegeben wurde. Das Nationalmuseum Korea und das Leeum, das Samsung-Museum of Art, belegten den zweiten bzw. den dritten Platz.
Der Eintrittspreis für das Illusionsmuseum beträgt 15.000 Won für Erwachsene und 12.000 Won für Kinder. Es ist das ganze Jahr von 9.00 Uhr bis 21.00 Uhr geöffnet. Weitere Informationen stehen auf der Homepage http://trickeye.co.kr auf Koreanisch, Englisch, Japanisch, Chinesisch und Thailändisch zur Verfügung.
Von Yoon Sojung
arete@korea.kr
arete@korea.kr
Übersetzung: Dr. Stefanie Grote
Sam (vorne) besucht das Museum mit ihrem Freund und erfreut sich an der Eisrutsche im Eis-Museum des Illusionsmuseums (Foto: Jeon Han).