Kultur

07.04.2014

Eine moderne Neuinterpretation des traditionellen koreanischen Kunsthandwerks wird im italischen Mailand präsentiert. Die Ausstellung „Constancy & Change in Korean Traditional Craft 2014" (,Konstanz und Wandel im traditionellen koreanischen Kunsthandwerk 2014’) wird ab dem 8. April über einen Zeitraum von sechs Tagen in der Triennale di Milano, einem Designmuseum, gezeigt. Es ist die zweite Ausstellung dieser Art, nachdem im letzten Jahr an diesem Ort eine ähnliche Veranstaltung stattfand. In diesem Jahr zeigt sie 174 Kunstwerke aus Metall, Perlmutt, Textil, Keramik und Hanji (traditionelles handgemachtes Papier aus den Fasern des Maulbeerbaums), die von 21 Kunsthandwerksmeistern angefertigt wurden.

Die Ausstellung in diesem Jahr ist viel größer als die des letzten Jahres und dabei noch anspruchsvoller und breitgefächerter. Die fünf verschiedenen Arten traditionellen Kunsthandwerks, die dort vorgestellt werden, zeichnen sich durch eine einfache und minimalistische Schönheit aus, die durch die Verwendung von traditionellen und umweltfreundlichen Materialien entsteht.

Ausstellung von 174 kunsthandwerklichen Gegenständen aus Perlmutt, Keramik, Textilien und Hanji

Im Bereich Keramik werden Lee Kang-hyos Buncheong-Keramiken, Seladongefäße von graublauer Farbe, und Lee Gee-jos weißes Porzellan gezeigt. Buncheong-Töpferwaren und weißes Porzellan mögen auf den ersten Blick einen unfertigen Eindruck machen, aber sie haben auch einen antiken Anstrich und vermitteln ein Gefühl von Bescheidenheit. Die Buncheong-Keramiken haben verschiedene geometrische Formen, während das weiße Porzellan eine stilvolle, strukturierte Schönheit aufweist. Lee Kang-hyos Arbeiten basieren auf dem Thema der Natur. In seine Werke fließen natürliche Elemente wie Wasser und Wind ein.    

이강효의 '분청산수 I' (사진: 한국공예디자인문화진흥원)

Es werden die beiden Arbeiten „Buncheong Landscape 1” von Lee Kang-hyo präsentiert (Foto mit freundlicher Genehmigung der Korea Craft and Design Foundation).



In der Hanji-Ausstellung werden verschiedene Holzkommoden und Hanji-Papier ausgestellt. Diese Kommoden mit drei Schubladen sind abgesehen vom Holz des Gestells mit zwei Schichten Hanji beklebt. Das Papier ist auch an den Ecken der Türen befestigt. Die mit Hanji beklebten Kommoden, in denen eine Innenbeleuchtung installiert ist, sind ein Versuch, das traditionelle Konzept anzuwenden, Hanji und Licht zusammenzubringen. Die Truhen bringen die weiche Textur und die milchige Farbe des Hanji besonders gut zur Geltung und projizieren die Silhouetten der Gegenstände in der Kommode. Die Hanji-Kommoden wurden ursprünglich wie Regale zur Lagerung von Lebensmitteln verwendet, da sie über eine gute Lüftung verfügen. Die Holzrahmen wurden von Park Myeong-bae hergestellt, und das Hanji selbst wurde von Han Kyung-hwa produziert.

Es wird auch Kunsthandwerk aus Hanji-Papierschnüren präsentiert; diese Technik ist als „Jiseung“ bekannt. Die Schüsseln, Körbe und Behälter aus Papierschnüren, die von Kang Seong-hi angefertigt wurden, zeigen die Vielseitigkeit des traditionellen Papiers aus den Fasern des Maulbeerbaums. Das Weben mit Papierschnüren ist eine Kunst, die viel Zeit beansprucht. Es ist Zeit erforderlich, damit der Maulbeerbaum wächst, und es ist auch eine lange Zeit erforderlich, um den gesamten Prozess zu durchlaufen und den Baum zu fällen, bis schließlich aus den Fasern Papier gemacht wird, das wiederum zu Schnüren geflochten wird.

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(위) 박명배, 한경화의 '삼층지장', (아래) 강성희의 '지승매판', '지승동구리' (사진: 한국공예디자인문화진흥원)

(Oben) Die „Kommoden aus Holz und Hanji-Papier“ wurden von Park Myeong-bae und Han Kyung-hwa angefertigt. (Unten) Die „Schüsseln, Körbe und Behälter aus Papierschnüren“ wurden von Kang Seong-hi gemacht (Fotos mit freundlicher Genehmigung der Korea Craft and Design Foundation).


In der Textilausstellung werden neun KunsthandwerkerInnen einschließlich Kim Hyo-jung das „Patchwork-Stoffstück aus Hansan-Ramie“ vorstellen. Patchwork-Stoffstücke, Jogakbo, die aus Stoffresten hergestellt werden, wurden während der Joseon-Zeit viel verwendet. Insgesamt 100 kleine und große Patchwork-Stoffstücke sind in der Ausstellungshalle zu sehen. Die Patchwork-Stoffstücke Jogakbo werden entweder mit der Hand oder mit der Nähmaschine angefertigt; dabei handelt es sich um sehr feine Näharbeiten. Die fein genähten Patchwork-Tücher haben keine großen Lücken zwischen den einzelnen Stichen. Um einen Kontrast in Farbe und Form zu erzeugen, wurden dicker brauner Ramiestoff, ausgewaschener brauner Ramiestoff und ausgeblichener weißer Ramiestoff gemeinsam verarbeitet.

In der Metallausstellung werden Lee Bong-jus „Glocken aus Bangija-Meditationsschüsseln” präsentiert. Eine Tempelglocke in Form einer Schüssel, die auch oft als „singende Schüssel“ bezeichnet wird, ist kleiner als die Hauptglocke. Handgearbeitete Messinggefäße oder Bangija werden aus einem Zinn- und Kupfergemisch gemacht. Die Technik des Anschlagens der Glocke mit der Hand beim Glockenläuten kreiert einen großartigen, lang anhaltenden Ton. In der Ausstellung werden auch moderne Arbeiten aus handgeschlagenem Messing gezeigt wie Lee Gyoung-dongs „Tischgeschirr aus Messing“.

Im Ausstellungsbereich für Lackkunst mit Perlmutteinlegearbeiten werden „Kiesel” gezeigt, eine Sammlung von Bodensteinen, die von Hwang Sam-yong lackiert und mit Perlmuttintarsien verziert wurden. Die Oberfläche der Steine entstand, indem das Perlmutt in dünne Streifen geschnitten und in gleichmäßige Längen unterteilt wurde, eine der anspruchsvollsten traditionellen Techniken. „Kästchen mit Schriftzeichenmustern aus Perlmuttintarsien” von Lee Sung-woon, und eine lackierte Dose mit Deckel, „Donghae” oder „Ostmeer” von Chung Chang-ho, wurden ebenfalls mit dieser Technik angefertigt.

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 (위) 황길남 외 9인의 '한산모시 조각보', (아래) 이봉주의 '방짜유기좌종' (사진: 한국공예디자인문화진흥원)

(Oben) „Patchwork-Stoffstücke aus Hansan-Ramie” wurden von neun Kunsthandwerkern angefertigt, darunter auch von Hwang Gil-nam. (Unten) Die „Glocken aus Bangija-Meditationsschüsseln“ wurden von Lee Bong-ju produziert (Fotos mit freundlicher Genehmigung der Korea Craft and Design Foundation).



Sehen Sie in die Zukunft, bleiben Sie in Kontakt mit der Vergangenheit

Das Origoni & Steiner Studio hat die Gesamtgestaltung und die Durchführung der diesjährigen Ausstellung „Constancy & Change“ übernommen. Gillo Dorfles, Aldo Colonetti und Cristina Morozzi sind für die Berichterstattung über die Veranstaltung zuständig.

„Die Ausstellung… erinnert uns an das Konzept einer ,materiellen Kultur‘, die wir bewahren sollten, sonst verlieren wir unsere eigene ausdrucksstarke und linguistische Identität”, sagte Dorfles in einem Gespräch mit Colonetti, dem Direktor von „Ottagono“, einem Designmagazin. „Die Ausstellung betont mit großer Deutlichkeit und großem Charme, dass dieses Land seine Beziehungen zur Vergangenheit nicht gekappt hat, während es gleichzeitig die Zukunft im Blick hat.“

„Es ist klar zu erkennen, dass diese handgefertigten Stoffe eine unvergleichliche Transparenz und Subtilität aufweisen”, sagte Colonetti. „Was auch noch erwähnenswert ist: Eines der bemerkenswertesten Merkmale sind diese ungewöhnlichen, asymmetrischen Muster und Designs, die niemals irgendwo in Westeuropa zu irgendeiner Zeit der Geschichte erreicht wurden.“

„Sie erzählen von den geschickten Händen, die sie angefertigt haben. Sie enthüllen den Prozess ihres eigenen Designs und ihrer eigenen Herstellung“, sagte Morozzi. „Die Kunstwerke, die als Gesamtheit ausgestellt werden, erzählen die exemplarische Geschichte von jahrhundertealter Weisheit und von Knowhow, die auf die Gegenwart angewendet werden können, während die alte Tradition eines Landes bewahrt wird, das sich schnell auf die Zukunft zubewegt.“   

(왼쪽) 이성운의 '나전문자도상자', 정창호의 '동해' (사진: 한국공예디자인문화진흥원)

(Links) Das „Kästchen mit Schriftzeichenmustern aus Perlmuttintarsien”, wurde von Lee Sung-woon produziert. (Rechts) Lackierte Dose mit Deckel, „Donghae“ oder „Ostmeer“, hergestellt von Chung Chang-ho (Fotos mit freundlicher Genehmigung der Korea Craft and Design Foundation).



Der „Cosmit-Salone Internazionale del Mobile”, eine internationale Möbelmesse mit 300.000 Besuchern pro Jahr, und die „Mailänder Designwoche“ finden zur gleichen Zeit wie die Ausstellung „Constancy & Change in Korean Traditional Craft 2014“ statt. Die „Mailänder Designwoche“ wird in der und um die Stadt herum präsentiert, mit verschiedenen Ausstellungen über Mode, Elektrogüter, Autos und Telekommunikation.

Die erste Ausstellung „Constancy & Change in Korean Traditional Craft” wurde im April 2013 gezeigt und stieß bei der italienischen Presse und den Medien anderer europäischer Länder auf ein sehr positives Echo. Auf Einladung der taiwanesischen Regierung war sie im November 2013 vier Tage auf der „Taiwan International Cultural and Creative Expo 2013“ zu sehen. Später wurde die Ausstellung dann im Nationalmuseum von Saudi-Arabien in Riyadh unter dem Titel „Hidden Match: An Exhibition of Korean Craft” fortgesetzt.

황삼용의 자개공예 ‘조약돌’ (사진: 한국공예디자인문화진흥원)

Das Werk „Kiesel” ist lackiert und mit Perlmuttintarsien versehen. Das Kunstwerk wurde von Hwang Sam-yong angefertigt (Foto mit freundlicher Genehmigung der Korea Craft and Design Foundation).



Von Limb Jae-un
Redakteur, Korea.net
jun2@korea.kr
Übersetzung: Gesine Stoyke