Pflegende Gesichtsmasken kommen in allen möglichen unterschiedlichen Farben, Formen und mit Wirkstoffen aller Art.
Von Korea.net-Ehrenberichterstatterin Olivia Fries aus Deutschland | Fotos: Korea.net DB
Neben koreanischer Popmusik und koreanischem Essen wird auch koreanische Kosmetik – allgemeinhin auch als „K-Beauty“ bekannt – immer populärer und zählt heutzutage mit zu den größten Exportschlagern Südkoreas.
Aber warum wird gerade koreanische Kosmetik so hochgeschätzt?
Zunächst einmal ist es wichtig anzumerken, dass die ersten Nachweise über die Nutzung von Hautpflegeprodukten und Schminkartikeln auf der koreanischen Halbinsel bereits auf die Zeit um das Jahr null herum zurückdatiert werden können. Mangels chemischer und künstlich hergestellter Inhaltsstoffe mussten die Menschen damals selbstverständlich ausschließlich auf natürliche Zutaten zurückgreifen. Die Einwohner des damaligen Koreas waren dabei bestens aufgeklärt über die verschiedenen Heilwirkungen unterschiedlicher Kräuter und Wurzeln. Bis heute hat sich die Tatsache nicht geändert, dass koreanische Kosmetikprodukte dafür bekannt sind, eine große Menge natürlicher Inhaltstoffe zu enthalten, welche die Haut nicht überlasten und zusätzlich auf eine schonende Weise heilen können. Einerseits konnten die Koreaner hierfür selbstverständlich das Wissen und die Erkenntnisse ihrer Vorfahren der vergangenen 2000 Jahre nutzen, andererseits wird auch heute noch viel in die Forschung an neuen Zutaten und die Entwicklung noch wirksamerer Formeln investiert. Dadurch können Kosmetikfirmen regelmäßig neue Produkte auf den Markt bringen, um ihre Kunden immer wieder aufs Neue glücklich zu machen. Hierbei führt die Konkurrenz der zahlreichen Unternehmen der Hautpflegeproduktbranche, welche vor allem nach dem Korea-Krieg in den 1950ern stark zu wachsen begann, zu vergleichbar niedrigen Produktpreisen, da die Firmen dadurch für den Käufer attraktiv bleiben können. Auch dies ist ein Pluspunkt von K-Beauty-Artikeln: Bereits für wenig Geld erhält man ein hochqualitatives Produkt mit gut erforschten, natürlichen Inhaltsstoffen. In Kombination mit häufig niedlichem Verpackungsdesign und attraktiven Werbekampagnen, zum Beispiel mit Auftritten berühmter Sänger oder Schauspieler, zählt „K-Beauty“ heutzutage mit zu den Hauptantriebsfaktoren der „Hallyu“-Welle, mit welcher sich die Popularität koreanischer Pop-Kultur auf der ganzen Welt verbreitet.
Dabei stehen in der koreanischen Kosmetik-Szene gar nicht unbedingt kaschierende und aufhübschende Make-Up-Produkte wie Lidschatten, Mascara und Co. im Mittelpunkt. Vielmehr ist es den Koreanern wichtig, durch die Nutzung der richtigen Produkte ein reines, ebenmäßiges Hautbild zu erlangen, welches die Abdeckung von Unreinheiten gar nicht nötig hat. Hierbei setzen koreanische Pflegemittel vor allem auf die Versorgung der Haut mit Vitaminen und Proteinen sowie den aktiven Einsatz spezieller Säuren, um Hautverfärbungen und Pickel zu behandeln. Die meisten Produkte sind dafür da, Hautproblemen vorzubeugen und die Haut präventiv mit Nährstoffen zu versorgen, die den Alterungsprozess der Zellen verlangsamen.
Aber natürlich können die Pflegeprodukte auch helfen, wenn es schon „zu spät ist“ und sich bereits Pickel oder Hautverfärbungen gebildet haben. Die genau zu diesem Zweck entwickelte koreanische „Skin Care Routine“ – zu Deutsch „Hautpflegeroutine“ – erlangte in den letzten Jahren immer mehr an Bekanntheit und Beliebtheit und gehört bei vielen Fans der K-Beauty-Szene bereits zum Alltag dazu. Diese Routine besteht aus der Nutzung zahlreicher unterschiedlicher Produkte mit verschiedenen Funktionen und Wirkstoffen, welche nacheinander, Schicht für Schicht auf Gesicht und Dekolleté aufgetragen werden. Dabei spielt die Reihenfolge der Artikel eine wichtige Rolle, ebenso wie die regelmäßige Anwendung dieser, am besten jeden Morgen und Abend (sollte es die Packungsanweisung nicht anders angeben) um den gewünschten Effekt zu erhalten.
Im Folgenden erfahren Sie mehr über die 10 Schritte, die zu jeder „Skin Care Routine“ nach koreanischem Vorbild gehören und wie, wann und warum sie welche Produkte anwenden sollten – selbstverständlich gleich in der richtigen Abfolge.
Schritt 1 – Das Gesicht mit Wasser waschen:
Es klingt so einfach und gleichzeitig ist es so essenziell. Lauwarmes Wasser ist bestens dafür geeignet, groben Schmutz, Schweiß und andere Verunreinigungen, die sich über die Nacht oder im Laufe des Tages auf der Hautoberfläche abgelagert haben, zu entfernen. Bei zu heißem Wasser drohen Verletzungen der obersten Hautschicht und es kann zur Austrocknung der Haut führen, während kaltes Wasser zur Verengung der Poren führt, welche dadurch nicht effektiv gereinigt werden können.
Schritt 2 – Cleanser:
Um das Gesicht noch tiefgründiger zu reinigen und auch in den Poren sitzende Verunreinigungen loszuwerden, wird ein Cleanser eingesetzt. Dieser enthält oftmals auch spezielle Säuren wie Salicylsäure oder kleine Partikel, die als Peeling die oberste Schicht abgestorbener Hautzellen entfernen und somit den Nährstoffen aus den folgenden Produkten den Zugang zu den tieferen Hautschichten erleichtern. Manche Beautyexperten setzen auch auf das so genannte „double cleansing“, also das doppelte Waschen des Gesichtes, zunächst mit einem Öl-basierten Cleanser und im Anschluss mit einem Wasser- oder Schaum-basierten Reiniger. Wieder andere empfehlen, am Morgen den Cleanser ganz wegzulassen und das Gesicht nur mit Wasser abzuspülen. In jedem Fall wird angeraten, das Gesicht im Anschluss nicht gewaltsam mit einem Handtuch „abzurubbeln“, sondern lediglich vorsichtig abzutupfen und den Rest an der Luft trocknen zu lassen.
Auch die Wahl des Handtuchmaterials ist wichtig. Hierbei ist der Griff zu Baumwolle oder Mikrofasern besonders ratsam. Zudem sollte auf jeden Fall für die Gesichtspartie ein separates Handtuch verwendet werden und nicht dasselbe, mit dem auch der Rest des Körpers abgetrocknet wird.
Eine Gruppe von Ausländern nimmt an einer Veranstaltung zu K-Beauty in einem Sulwhasoo SPA Flagship Store teil.
Schritt 3 – Toner / Tonic:
Manchmal auch unter dem Begriff „Lotion“ zu finden, dient diese meist klare Flüssigkeit dazu, die Haut für die darauffolgenden Schritte der Skin Care Routine vorzubereiten. Sie stellt den richtigen pH-Wert der Haut wieder her, entfernt auch die hartnäckigsten Schmutzreste und kann ebenfalls als leichtes Peeling dienen. Der Unterschied zwischen Tonic und Toner liegt traditionellerweise in der Konzentration der Wirkstoffe, die Begriffe werden heutzutage allerdings auch häufig als Synonyme verwendet. Angewendet wird das Produkt, indem man ein Wattepad mit einer ausreichenden Menge (an die man sich auch vorsichtig herantasten kann) davon tränkt und dieses anschließend sanft über das ganze Gesicht reibt, um die Flüssigkeit darauf zu verteilen. Es muss nicht abgespült, sondern nur in die Haut einziehen gelassen werden.
Schritt 4 – Essenz:
Das Serum ist so ziemlich der wichtigste Schritt einer jeden Hautpflegeroutine. Das dünnflüssige bis leicht zähe Produkt enthält die größte Menge nahrhafter Inhaltsstoffe wie Retinol (Vitamin), Hyaluron (Säure) oder Collagen (Protein), die die Hautzellen in ihrer Funktion unterstützen und dabei helfen, ein jugendliches, reines und strahlendes Hautbild zu erlangen oder zu erhalten. Bereits eine erbsen- bis haselnussgroße Menge reicht in den meisten Fällen gut über das Gesicht verteilt aus. Um die Aufnahme der Nährstoffe in die Haut zu fördern, empfehlen Experten, das Produkt mit den Händen sanft in die Haut „hinein zu klopfen“.
Schritt 5 – Serum:
Ähnlich wie die Essenz (manchmal auch in eine Schublade gesteckt) enthalten Seren meist eine leicht höhere Konzentration an Wirkstoffen, erfüllen aber ansonsten genau dieselbe Funktion, nämlich die Haut mit Nährstoffen zu versorgen. Seren mit einer hohen Konzentration an Säuren wie Betahydrocarbonsäure (BHA) oder Alphahydrocarbonsäure (AHA) sollten immer vorsichtig genutzt und mit Bedacht eingesetzt werden. Eine zu große Menge oder zu häufige Anwendung können der Haut mehr schaden als nutzen und sogar zu einer verstärkten Entwicklung von Akne führen.
Schritt 6 – Ampullen:
Dieses Produkt enthält bei weitem die höchste Dosis an Nährstoffen für die Haut und ist deswegen definitiv kein Kandidat für den täglichen Gebrauch, um eine Überforderung der Haut zu vermeiden. Vielmehr dienen Kosmetik-Ampullen dazu, der Haut einen kleinen „Nährstoffshot“ zu verpassen und damit ein konkretes Hautproblem, wie zum Beispiel starke Akne, schnell und effektiv zu behandeln.
Schritt 7 – Gesichtsmasken:
Nein, hier geht es nicht um ein Stück Stoff, welches vor die untere Gesichtshälfte gespannt wird und vor der Verteilung oder dem Einatmen von Bakterien und Viren schützen soll, sondern um ein sehr populäres Gesichtspflegeprodukt. Es handelt sich hierbei entweder um eine dickflüssige Paste, die auf das Gesicht geschmiert wird und dort eine bestimmte Zeit einwirken muss, bevor sie wieder abgespült oder abgezogen wird, oder um ein Stück dünnes, fast stoffartiges Stück Plastik, welches getränkt mit einer nahrhaften, glitschigen Masse auf das Gesicht gelegt wird und dort ebenfalls für eine gewisse Zeitspanne verweilt. Genauso zahlreich wie die Designs und Farben, in denen man heutzutage Gesichtsmasken finden kann (manche sogar mit Tiergesichtern drauf!), genauso vielfältig sind auch die unterschiedlichen Versprechen auf den Verpackungen, für was denn die Maske gut sein soll. Die einen helfen gegen Pickel, andere stärken die Haut mit Proteinen, wieder andere verleihen einen helleren Teint. Egal für welche man sich schlussendlich entscheidet, eine Gesichtsmaske ist in jedem Fall ein sehr effektives Hautpflegeprodukt, da die Nährstoffe viel Zeit haben, richtig in die Haut einzuziehen.
Schritt 8 – Augencreme:
Als eher optionalen Schritt einer Gesichtspflegeroutine können Augencremes schwarze Ringe unter den Augen oder angeschwollene Tränensäcke vorbeugen. Für eine allgemeine gesunde Haut sind sie allerdings nicht notwendig und sind vorrangig denen zu empfehlen, die ein konkretes Ziel für das Aussehen ihres Augenbereichs anstreben oder bestimmte Probleme beheben möchten. Manche berühmte Schauspieler schwören allerdings auf Cremes dieser Art und schreiben ihnen ihr jugendliches Aussehen und ihre selbst im hohen Alter noch faltenlosen Augen zu.
Schritt 9 – Feuchtigkeitsspender:
Noch wichtiger als Vitamine und Proteine ist ausreichend Feuchtigkeit für gesunde, elastische Haut. So wie unsere inneren Organe Wasser benötigen, um richtig zu funktionieren, so braucht auch unsere Haut – das größte menschliche Organ – genügend Flüssigkeit, um ihre Funktionen aufrecht zu erhalten und die Zellerneuerung problemlos ablaufen zu lassen. Deshalb sollte eine feuchtigkeitsspendende Lotion oder Creme in keiner noch so kurzen Hautpflegeeinheit fehlen. Ein häufiger Irrtum ist der Gedanke, dass man bei fettiger Haut auf diesen Schritt verzichten kann, um die Haut nicht zu übersättigen. Genau das Gegenteil ist der Fall! Feuchtigkeitsspender können sogar dabei helfen, zu ölige Haut loszuwerden. Ebenso verhält es sich selbstverständlich auch mit zu trockener Haut.
Schritt 10 – Sonnenschutz:
Eine viel zu oft unterschätzte Gefahr für die Haut ist die Ultraviolettstrahlung (UV-Strahlung) der Sonne. Dass diese Hautkrebs und Sonnenbrand verursachen, ist den meisten bekannt, doch auch im Winter und an bewölkten Tagen führen die für das menschliche Auge nicht sichtbaren Strahlen zu einem beschleunigten Alterungsprozess der Hautzellen. Wer also nicht täglich irgendeine Art von Sonnenschutz mit Lichtschutzfaktor (LSF) beziehungsweise auf Englisch „Sun Protection Factor“ (SPF) aufträgt, läuft Gefahr, früher Alterserscheinungen wie Falten oder lederartige Haut zu entwickeln.
Ein kleiner Hinweis zum Schluss ...
Die Haut eines jeden Menschen verhält sich anders – ein Produkt, welches der Beauty-Bloggerin auf Instagram geholfen hat, ihre Pickel loszuwerden, kann bei anderen eventuell nicht den gleichen Effekt haben. Deswegen ist es wichtig, bevor man wahllos in irgendwelche teuren Produkte investiert und sich eine toll klingende Routine zusammenstellt, die Bedürfnisse und Eigenschaften seiner eigenen Haut kennenzulernen. Zudem ist es wichtig, immer den Anweisungen auf den Produktverpackungen zu folgen. Manche Produkte sind nur für den gelegentlichen Gebrauch bestimmt. Es ist ratsam, ein neues Produkt immer erst auf einem kleinen Bereich der Gesichtshaut zu testen, um zu überprüfen, ob eventuelle Allergien oder Unverträglichkeiten vorliegen. Beginnt man mit der Behandlung mit einem Produkt mit hochdosierten Wirkstoffen, ist es keine Seltenheit, dass die Haut zu Beginn noch etwas kribbelt, sollte sie allerdings rot werden und weh tun, sollte man auf jeden Fall von einem weiteren Gebrauch absehen.
Und nun bleibt mir nichts weiteres übrig, als viel Spaß beim Zusammenstellen der ganz eigenen „Skin Care Routine“ und beim Ausprobieren neuer spannender Produkte zu wünschen!
jesimin@korea.kr
Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus aller Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft für Korea.