Eines der Plattengeschäfte mit seiner extravaganten Architektur.
Von Korea.net-Ehrenberichterstatterin Elif Koc aus Deutschland | Fotos: Elif Koc
Seoul ist eine Stadt, mit der jeder was Unterschiedliches verbindet. Eindrucksvolle Paläste, Hochhäuser, traditionelle Märkte und High-Tech, Seoul bietet schlichtweg alles.
Wie viele Metropolen auf der Welt hat Seoul auch mit dem Problem stetig steigender Immobilienpreise zu kämpfen. Der hohen Bevölkerungszahl (mehr als 1/5 der Landesbevölkerung leben in der Hauptstadt) steht eine hohe Nachfrage nach Immobilien gegenüber, die die Preise stetig in die Höhe treibt. Der größte Unterschied zu Deutschland sind die Kautionen (보증금, Bojeunggeum), die in die Millionenbeträge gehen können. So ist es nicht ungewöhnlich eine Wohnung mit einer Kaution i.H.v. 8 Millionen Won zu finden. Außerdem unterscheiden sich Mietpreise je nach Bezirk und Viertel stark voneinander. Stadtteile, die überwiegend von Student/-innen bewohnt werden und weniger zentral liegen, sind oft etwas preiswerter als jene mit guten Verkehrsanbindungen und hohem Prestige. Meistens denkt man dabei an Gangnam mit seinen luxuriösen Vierteln Apgujeong, Sinsa und Cheongdam.
Doch ein Viertel hat die obigen in den letzten Jahren in den Schatten gestellt. Das im Bezirk Yongsan-gu gelegene Hannam-dong, das mit 20 Tausend Einwohnern recht klein ist, hat sich zum angesagtesten Spot in Seoul entwickelt. Eine bunte Mischung aus Cafés, Restaurants, schönen Aussichtspunkten sowie die direkte Nähe zum Han-Fluss haben Hannam zum Trendviertel Seouls verholfen. Ein großer Pluspunkt ist die zentrale Lage; sowohl der nördliche als auch der südliche Teil der Stadt sind in nur 20 Minuten erreichbar.
Zum einen bietet Hannam-dong verschiedene kulturelle Tätigkeiten. Das Vinyl & Plastic, ein Plattengeschäft, in dem man eine Hörprobe von über 8000 CDs und 4000 Platten bekommen kann, veranstaltet regelmäßig Ausstellungen oder Pop-ups. Direkt daneben befindet sich ein weiteres Schallplattengeschäft, dessen Terrasse einen exquisiten Blick auf Hannam-dong bietet. Das Highlight ist aber sicherlich das Leeum, Samsung Museum of Art, das von der Samsung Foundation of Culture betrieben wird und aus zwei Teilen besteht. Während im ersten Teil traditionelle koreanische Kunst ausgestellt wird, ist letzterer der modernen und zeitgenössischen Kunst internationaler Künstler gewidmet.
Die wunderschönen Eclairs der beliebten Konditorei Passion 5.
Auch kulinarisch kommt man in Hannam-dong auf seine Kosten. Die stark frequentierte Bäckerei und Konditorei Passion 5 verkauft Kuchen, Sandwiches, Tartes und Brotsorten aus aller Welt. Besonders die Desserts sind so aufwendig zubereitet und visuell so ansprechend, dass ihr Verzehr schon fast zu schade ist. Auch deutsches Vollkornbrot bekommt man hier, wenn auch nur für einen happigen Preis. Wer abends seine Zeit in Hannam-dong verbringen möchte, findet auf beiden Seiten der Hauptstraße zahlreiche Restaurants. Italienisch, Japanisch, Chinesisch – für jeden ist was dabei. Besonders beliebt ist das Restaurant Parc, das traditionell koreanisches Essen mit einem modernen Schliff serviert. Anschließend kann man seinen Abend in einem der Cafés mit einem Stück Kuchen ausklingen lassen. Großer Beliebtheit erfreut sich das mehrstöckige Sayoo, dessen Ausblick zu einem wahren Instagram-Trend geworden ist.
Doch neben den Cafés, Restaurants und Kunstgalerien kommt Hannam-dong auch keine geringe diplomatische Rolle zu, denn hier befinden sich zahlreiche Botschaften sowie die internationale Schule Seoul und die deutsche Schule. Da Hannam-dong unmittelbar an das internationale Viertel Itaewon grenzt, ist es keine Überraschung, dass sich hier internationale Einrichtungen niedergelassen haben. Auch eine Reihe Expats entscheiden sich bei der Suche nach einer Wohnung für Hannam-dong, da das internationale Flair und die Lage überzeugen.
Das Restaurant Parc, das eine Kombination aus traditionellem und modernem Essen anbietet.