Im Bezirk Gwanak im Süden Seouls leben 540.000 Menschen. Er beheimatet die Seoul National University, die größte ihrer Art in Korea, aber es gibt auch eine Reihe anderer großer Einrichtungen und viel Industrie. Das Durchschnittseinkommen der Leute, die in dem Bezirk leben, ist nicht sehr hoch. Es gab Nachbarschaften mit niedrigem Einkommen, die als „Moon-Nachbarschaften“ charakterisiert wurden und sich überall in dem Bezirk auf den Hügeln befanden. Aufgrund der niedrigeren Besteuerungsgrundlage hat der Bezirk wenige Einnahmen: Seine „finanzielle Unabhängigkeit“ lag 2014 bei 25,3 Prozent, womit er auf Platz 18 unter Seouls 25 Bezirken lag.
Heute gibt es allerdings 43 Bibliotheken dort, einschließlich fünf Bibliotheken an jeder seiner fünf U-Bahnstationen. Sie erlauben es den Leuten, auf ihrem Weg von und zur Arbeit Bücher auszuleihen und zurückzugeben. Der Bezirk hat versucht, genug Bibliotheken zu öffnen, damit jeder innerhalb eines zehnminütigen Fußwegs eine von ihnen erreichen kann.
Die Tatsache, dass der Bezirk Gwanak so viele Bibliotheken hat, verdankt er Bezirksbürgermeister Yoo Jong-pil. Im Laufe seiner Karriere hatte er viele verschiedene Positionen inne: Unter anderem war er Journalist, Sprecher für eine politische Partei und Leiter der Bibliothek der Nationalversammlung. Als Bezirksbürgermeister hat er immer wieder politische Maßnahmen zur Förderung von Bibliotheken vorangetrieben und einen Schwerpunkt auf das Wohlfahrtswesen durch die Wissensvermittlung und das Studium der Geisteswissenschaften gelegt. Yoo wurde kürzlich über Bücher und Bibliotheken interviewt.
Der Bezirksbürgermeister von Gwanak Yoo Jong-pil führt eine „Bibliotheksrevolution“ in dem Bezirk an.
Sie müssen bereits früher davon geträumt haben, neue Bibliotheken einzurichten. Nun setzen Sie diese Träume in die Realität um. Was sind Ihre Hoffnungen und Träume für das Bibliotheksprojekt?
Wir leben in einem Wissens- und Informationszeitalter. Wissen und Informationen befinden sich allesamt in Büchern. Als ich ein Kind war, lebte ich auf dem Lande, und es gab nicht viele Bücher. Nachdem ich in der Oberschule in einen Leseclub eingetreten war, begann ich mit dem Lesen.
Ich war auch Leiter der Bibliothek der Nationalversammlung. Leute lesen heute nicht so viele Bücher, und ich wollte ihnen dazu verhelfen, mehr Bücher zu lesen. Wenn die Bibliotheken sehr weit weg sind, gehen die Leute nicht dorthin.
So habe ich versucht, mehr Bibliotheken zu eröffnen, sodass die Leute sie in zehn Minuten zu Fuß erreichen können. In kleinen Bibliotheken gibt es nicht viele Bücher. So begannen wir, auf Bestellung der Leser Bücher an die nächstgelegene Bibliothek zu liefern. Das so genannte „Wissens-Lunchbox”-Projekt gewinnt nun an Fahrt. Im letzten Jahr wurden 270.000 Bücher an Leser geliefert. Drei Starex-Minivans waren immer auf der Straße, um Bücher auszuliefern. Es gibt an fünf U-Bahnstationen in dem Bezirk Bibliotheken ohne Personal, an denen Leute jederzeit Bücher ausleihen und zurückbringen können.
Eine dänische Delegation besucht am 9. Januar die U-Library, einen automatisierten Bibliothekskiosk, an der Seoul National University an der U-Bahnlinie 2.
Der Bezirk Gwanak ist weltweit sehr bekannt geworden. Was ist der Grund?
Der Grund ist, dass es viele Berichte in koreanischen Zeitungen gegeben hat. Kürzlich kam eine dänische Delegation zu Besuch. Auch Delegationen von russischen und schwedischen Bibliotheken kamen im letzten Jahr. Es gab auch viele japanische Besucher, darunter Bezirksbürgermeister, Experten aus dem Bildungsbereich, Bibliotheksleiter und Bürgeraktivisten. Die „Tokyo Shimbun“ und die „Chunichi Shimbun“ haben ebenfalls über unsere Bibliotheken berichtet. Es kamen Besucher aus dem Bezirk Setagaya, Tokyo. Der Bezirksbürgermeister von Setagaya wurde dreimal in den Kongress gewählt. Er ist eine exzentrische Person. Er gehörte früher der Sozialistischen Partei an, ist nun aber parteilos.
In jungen Jahren sind Sie nach Gwangju gegangen, um dort die Schule zu besuchen. Welche Bücher haben Sie beeindruckt?
Es existierten einige Leseclubs an meiner Oberschule. Die Gwangju Ilgo Oberschule war der Ausgangspunkt der Schülerbewegungen während der japanischen Besatzung. Auch damals gab es einige Leseclubs. Sie führten später zu der antikolonialistischen Bewegung. Unsere Leseclubs basierten auf dieser Tradition. Wir hatten Diskussionen über koreanische und internationale Klassiker. Ich bin immer noch in Verbindung mit den Mitgliedern dieser Clubs.
Ich habe viele Bücher von Hermann Hesse gelesen. Eines seiner literarischen Themen ist die Existenz des Aspekts von Wölfen und Schafen in der menschlichen Seele. Das ist der Grund, warum Menschen immer miteinander in Konflikt geraten. Ich habe mich immer für die grundlegenden Probleme der menschlichen Natur interessiert. Ich habe auch André Gides „Die enge Pforte“ gelesen.
An der Universität war mein Hauptfach Philosophie, und ich habe vor allem Geisteswissenschaften studiert. Um ehrlich zu sein, habe ich nicht viele praktische Fähigkeiten gelernt.
Die Zahl der Bibliotheken hat sich von fünf auf 43 erhöht, seitdem Sie Bezirksbürgermeister sind. Hat das viel Geld gekostet?
Wir haben für unsere Bibliotheken keine neuen Gebäude errichtet. Wir nutzen ausschließlich Freiflächen in bestehenden Gebäuden. Am Berg Gwanaksan haben wir ein Tickethäuschen zu einer Bibliothek umfunktioniert, und in Gemeindezentren haben wir „Saemaeul“-Bibliotheken aufgebaut und sogar 40-Fuß-Container in Bibliotheken umgewandelt. Nach gesetzlichen Standards handelt es sich dabei um „kleine Bibliotheken“.
Die „Kleine Bibliothek, die von Drachen träumt” im Erdgeschoss war früher Bürofläche. Nun empfängt sie 1000 Besucher am Tag und ist bei vielen Bürgern beliebt. Ein besonderes Merkmal ist, dass alle Bibliotheken im Bezirk über das Internet miteinander verbunden sind, und das hat ihnen auch geholfen, die Beschränkung zu überwinden, dass sie aufgrund ihrer Größe nicht viele Bücher enthalten. Die Bibliotheken im Bezirk leihen einander Bücher aus, wenn diese von Lesern angefordert werden und nicht verfügbar oder bereits ausgeliehen sind. Die Zahl der Inhaber von Bibliotheksausweisen hat sich um fast 90 Prozent erhöht, von 73.000 im Jahr 2010 auf jüngst 138.000, und wir erhalten eine sehr positive Resonanz aus der Öffentlichkeit.
Die Bewohner können ihre Bücher in der U-Library abholen, einem automatisierten Büchereikiosk an der Seoul National University auf der U-Bahnlinie Nr. 2, nachdem sie sie über das Smartphone oder im Internet angefordert haben.
Ein Starex-Minivan liefert Bücher an die nächstgelegene Bibliothek eines Lesers.
Heute interessieren sich die Menschen für praktische Kenntnisse und Dinge, die einen unmittelbaren Gewinn bringen, aber können Wissen und Information tatsächlich langfristig größere Vorteile bringen? Wann haben Sie ein Interesse dafür entwickelt, das Sozialwesen in Form der Verbreitung von Wissen zu fördern?
Die Leute haben lange gesagt, dass „Wissen die Welt regieren wird”. Peter Drucker, der Vater der modernen Wirtschaftslehre, sprach oft über Wissen und die Revolution der Information. Ich wurde von ihm beeinflusst. Wissen basiert auf Wirtschaftslehre. Es gibt niemanden, der in Korea verhungert, aber es gibt viele Leute, die aufgrund von Armut keinen Zugang zu Büchern oder Wissen haben.
Anders als das allgemeine Sozialwesen, das Essen und finanzielle Mittel zur Verfügung stellt, hilft die „Wissenswohlfahrt”, Träume zu verwirklichen und Kreativität zu fördern. Wir haben uns für verschiedene Projekte eingesetzt, um das Vorzüge des Wissens gerecht unter allen unseren Bürgern zu verteilen.
Die Niederlassung in Dokdo ist mit den digitalen Daten der Bibliothek der Nationalversammlung verbunden.
Der Bezirk Gwanak verfügte über keine sehr gut entwickelte Infrastruktur, die jungen Menschen den Zugang zu Büchern ermöglicht hätte. Er besaß auch nicht viele Bibliotheken, die Informationszentren sind. Wie sind Sie mit den wirtschaftlichen Belastungen umgegangen, als Sie neue Bibliotheken in Gwanak eröffnet haben?
Es hat nicht viel gekostet, weil wir keine neuen Gebäude gebaut haben. Wir haben existierende Gebäude renoviert, darunter Bezirksämter, Gemeindebüros und Sportcenter. Wir haben ein Tickethäuschen am Berg Gwanaksan umgebaut und in eine Bibliothek umgewandelt. Wir haben auch 40-Fuß-Container in der Nähe des Stroms Dorimcheon, an der Silim-Kreuzung und am Nakseongdae-Park in Bibliotheken verwandelt.
Es gibt in jeder Gemeinde kleine Bibliotheken, die Saemaeul-Bibliotheken genannt werden. Wir haben sie auf das Niveau von kleinen Bibliotheken mit einer gesetzlich festgelegten Grundfläche heraufgestuft, und später wurden sie in das Netzwerk der Gwanak-Bibliotheken aufgenommen. Dann haben wir die Saemaeul-Bibliotheken gebeten, die kleinen Bibliotheken zu leiten. Die Saemaeul-Bibliotheken waren ursprünglich Buchclubs, hatten eine Fläche von 33 qm und waren in den Gemeindebüros angesiedelt. Nachdem sie in „kleine Bibliotheken“ umgewandelt wurden und in das Gwanak-Bibliotheksnetzwerk integriert wurden, hat sich die Zahl der Nutzer deutlich erhöht. Sie entwickelten sich auch zu Minipostämtern, in die Bücher geliefert werden können. Die Saemaeul-Bibliotheken werden von Freiwilligen betrieben. Sie erhalten keinen zusätzlichen Lohn; deshalb hat es nicht viel gekostet, die neuen Bibliotheken zu eröffnen.
Trotzdem gab es viel Kritik, dass der Bezirk Gwanak sein gesamtes Geld dafür ausgibt, neue Bibliotheken zu eröffnen. Wir hätten der Kritik nicht standhalten können, wenn wir keine solide Philosophie gehabt hätten. Meine Antwort war, dass „Bibliotheken Menschen ernähren können“.
Bill Gates hat gesagt, dass er seinen Werdegang einer kleinen Bibliothek in der Nachbarschaft verdanke. Andrew Carnegie erhielt nur eine mangelhafte schulische Ausbildung, aber er las viele Bücher. Edison sagte, dass er keine Bücher gelesen habe, sondern die gesamte Bibliothek.
Leonardo Da Vinci scheiterte, als er sich für eine Malerarbeit in einer Kathedrale bewerben wollte. Dann las er viele Klassiker über das alte Griechenland und Rom. Er brachte später unvergängliche Meisterwerke hervor, darunter auch viele Gemälde. Als Leute zu mir kamen, um sich zu beschweren, habe ich deshalb gesagt: „Bücher können Menschen ernähren“.
Einige sagen, dass „Bücher etwas für Intellektuelle sind” und dass sie keinen Nutzen für Leute mit niedrigem Einkommen haben, denen es schwerfällt, über die Runden zu kommen.
Es gibt ein Schuhputzerehepaar, das vor dem Bezirksamt Gwanak arbeitet. Es hat Unmengen von Büchern in seinem Geschäft. Eine Schuhputzerin sagte, dass sie wegen der Entfernung keine Bücher aus Bibliotheken ausleihen könne. Nun leiht sie sich 20 Bücher pro Monat aus, da in der Nähe eine Bibliothek eröffnet wurde und die Bücher angeliefert werden können. Leute, die Joghurt ausliefern oder in Restaurants arbeiten, können nun Bücher ausleihen. Sie sind keine Aristokraten. Sie sind ganz gewöhnliche Leute. Bücher kosten mehr als 10.000 koreanische Won. Das kann für manche Leute eine große wirtschaftliche Belastung sein. Menschen, die finanziell schlecht gestellt sind, verhungern nicht länger, aber sie haben kein Geld, um Bücher zu kaufen. Wenn ich solche Kommentare mache, können selbst Kritiker nichts sagen. Diejenigen, die der Ansicht sind, dass der Bezirk Gwanak zu viel Geld für Bibliotheken ausgebe, lesen keine Bücher.
Während der letzten Wahl haben mich andere Kandidaten dafür kritisiert, dass ich zu viel Geld für Bibliotheken ausgebe. Einer meiner Wähler fragte dann einen kritischen Kandidaten, was sein Schwerpunkt sei, wenn sich Yoo Jong-pil auf die Eröffnung neuer Bibliotheken konzentriere. Er antwortete nicht. Wir brauchen eine solide Philosophie. Es kommt immer Kritik, egal was man tut. Als König Sejong das Alphabet Hangeul hervorbrachte, gab es mehr Gegenstimmen als Befürworter. Ohne das Hangeul hätte es auch nichts anderes gegeben. Es hätte keine Künste und keine Wirtschaft gegeben. Ich versuche, Kritiker mit solchen Argumenten zu konfrontieren.
Ein Tickethäuschen am Berg Gwanaksan wurde in eine Bibliothek umgewandelt.
Wie viele Bücher lesen Sie pro Monat?
Das ist schwierig zu sagen. Ich lese Bücher nicht von Anfang bis Ende. Manche Leute stellen Fragen darüber, wie man Bücher liest. Es gibt fast 130 Arten von Essen auf einem Buffet. Die Restaurantbesucher essen nicht jede Speise. Wenn ich ein Buch lese, lese ich nur die Passagen, die ich lesen möchte. Bei einigen Büchern lese ich nur die Titel oder das Inhaltsverzeichnis. Manchmal lese ich nur das Vorwort, das Nachwort oder ein Kapitel. Viele Leute schicken mir Bücher. Gewöhnlich lese ich bei den meisten Büchern, die ich in die Hand nehme, das Inhaltsverzeichnis. Es ist schwierig zu sagen. Ich denke, dass ich mir pro Monat vier oder fünf Bücher vornehme.
Welche Bücher haben Sie kürzlich gelesen? Welche Art von Büchern hat Sie am meisten beeindruckt?
Die Bücher von Murakami Haruki sowie „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand” und „Die Analphabetin, die rechnen konnte” von Jonas Jonasson. Manchmal hole ich Bücher hervor, die ich gelesen habe, als ich in der Oberschule oder an der Universität war. Kürzlich habe ich noch einmal George Orwells „Animal Farm“ gelesen. Es hat Spaß gemacht, Françoise Sagans „Bonjour Tristesse" zu lesen. Ein Mädchen, das sich auf die Universitätseintrittsexamen vorbereitete, beschrieb perfekt die Gefühle einer Frau mittleren Alters.
„Die Melancholie der Zeit: Choi Young-mis europäisches Tagebuch” herausgeben von Changbi Publishers, „An alle, die mein Tagebuch zufällig lesen” und „Der zufällige Blick des Malers”. Choi übersetzte „Francis Bacon im Gespräch mit Michel Archimbaud” ins Koreanische, und eine Sammlung ihrer Gedichte wurde in „Three Poets of Modern Korea” ins Englische übersetzt.
Generell mag ich die Dichtung von Choi Young-mi. Ich habe kürzlich ihren Roman „Bronzegarten“ gelesen. Auch habe ich ihre Gedichtsammlung „An Schweine“ und „Der zufällige Blick eines Malers“ sowie ihre Romane und Essays gelesen. Sie hat Kunst studiert. „Der zufällige Blick eines Malers“ ist ein gutes Buch. Ich habe viele Bücher über Kunst, Architektur und Photographie gelesen.
Ich habe auch Werke von Hermann Hesse gelesen, einem Literaturnobelpreisträger. Am stärksten beeindruckt war ich von „Demian“, dem Buch über die persönliche Entwicklung eines jungen Mannes. Ein Kind versucht, seine eigene Welt und seinen eigenen Raum zu entwickeln und durch verschiedene Erfahrungen seine eigene Identität zu finden. Es gab darin einen bewegenden Satz: „Der Vogel kämpft sich aus dem Ei. Das Ei ist die Welt. Wer geboren werden will, muss eine Welt zerstören“.
Bezirksbürgermeister Yoo Jong-pil hat die Zahl der Bibliotheken von 5 auf 43 erhöht, indem er die Freiflächen in existierenden Gebäuden des Bezirks genutzt hat.
Als Sie Leiter der Bibliothek der Nationalversammlung waren, haben Sie das Buch „Bibliotheken in aller Welt” veröffentlicht, nachdem Sie 50 Bibliotheken in 14 Nationen besucht hatten. Wie kam es dazu?
Allgemein hieß es, dass die Position des Leiters der Bibliothek der Nationalversammlung ein einfacher Job sei. Ich arbeitete nur für ein Jahr und fünf Monate als leitender Bibliothekar, und meine größte Errungenschaft war dieses Buch. Ich habe die Bibliothek der Nationalversammlung darin unterstützt, eine Niederlassung der Bibliothek auf Dokdo zu errichten. Ihre digitale Bibliothek wurde mit der Insel Dokdo über Satellitenkommunikation verbunden. Die Niederlassung auf Dokdo wird als ungewöhnlich betrachtet. Dokdo ist der erste Ort in Korea, der jeden Morgen von der Sonne begrüßt wird.
Ich habe auch die Library of Congress in Washington D.C. besucht. Ich bin zur New York Public Library und zur Harvard University Library in Boston gefahren. Der Leiter der Library of Congress wurde von Präsident Ronald Reagan ernannt. Er war fast 25 Jahre in dieser Position. Es gab viele Veränderungen in der Behörde, aber er ist immer noch dort. Er ist fast Mitte 80.
Bevor ich die Bibliothek besuchte, schickte ich ausführliche Schreiben, in denen ich erklärte, an welcher Art von Information ich interessiert war. Die Mitarbeiter der Library of Congress haben viele Informationen für mich vorbereitet. Jede Abteilung gab eine eintägige Präsentation. Der Congress Research Service (CRS) ist ziemlich berühmt, und er bereitet gewöhnlich detaillierte Informationen für Abgeordnete des US-Kongress vor. Ich habe auch den National Library Service für Blinde und Körperbehinderte besichtigt.
Darüber hinaus habe ich eine Kolumne für ein Wochenmagazin geschrieben, und die Kolumne kam gut an. Ich habe Vorträge über Bibliotheken gehalten. Auch habe ich vorgeschlagen, solche Vorträge vor Regierungsbeamten und Führungskräften der Wirtschaft zu halten. Außerdem habe ich Vorträge am Sejong-Institut und in der US-amerikanischen Botschaft in Korea gehalten. Früher gab es keine Informationen über Bibliotheken im ehemaligen Ostblock, aber die Bibliotheken in Moskau und Sankt Petersburg sind riesig.
Die Nationalbibliothek in Argentinien ist ebenfalls sehr attraktiv. Jorge Luis Borges, eine Größe der lateinamerikanischen Literatur, war 18 Jahre lang Leiter der Bibliothek, obwohl er irgendwann blind war. In der Bibliothek fand auch der „IFLA World Library and Information Congress” statt. Viele Koreaner waren dort, aber niemand hatte darüber berichtet. Es musste Berichte geben, um die Informationen an die nächste Generation weiterzureichen. Das Niederschreiben solcher Informationen ist schwierig. Es gibt den „Leuchtturm des Wissens“ in Curitiba, und auch darüber habe ich in meinem Buch geschrieben.
Ich habe auch erstmalig das Bibliothekswesen in Russland, die Chinesische Nationalbibliothek, die Bibliothek von Alexandria in Ägypten und die Argentinische Nationalbibliothek vorgestellt. Das Buch verkaufte sich gut.
In der Naver-Suchmaschine gibt es eine Kolumne über die Dänische Königliche Bibliothek. Diese Bibliothek befindet sich in der Nähe eines Kanals, und es gibt dort Kunstgegenstände, die einmal Kierkegaard und Andersen gehörten. Über 300.000 Leute haben diesen Online-Artikel gelesen. Ich habe auch gemeinsam mit dem Institut für Geisteswissenschaften der Seoul National University eine Kolumne verfasst. Wenn sie alle veröffentlicht sind, wird es ein Buch mit den Artikeln geben.
Wie kam es dazu, dass Sie die automatisierten Bibliothekskioske U-Library im Bezirk Gwanak eröffnet haben?
Wir haben 2011 einen Bibliothekskiosk an der Seoul National University eröffnet, und er war sehr populär. So haben wir vier weitere eröffnet. Angestellte können über ihr Smartphone oder im Internet nach Büchern suchen und eine Bestellung aufgeben. Sie können ihre Bücher an den U-Library-Kiosken abholen.
Rund 320.000 Bücher einschließlich 160.000 Bücher im Besitz des Kulturzentrums Gwanak können ausgeliehen werden. 2002 wurden 15.000 Bücher ausgeliehen, und 2014 waren es 50.000.
Es ist Ihre zweite Amtszeit. Welche Pläne haben Sie in Bezug auf das Sozialwesen für Kultur und Lebensstil?
Kürzlich wurde ich zum Vorsitzenden der nationalen städtischen Vereinigung für lebenslanges Lernen gewählt. Die Vereinigung besteht aus 75 Bildungsautoritäten und 131 Regionalverwaltungen.
Am 16.Oktober 2013 berichtet die „Tokyo Shimbun“ über die Bemühungen des Bezirks Gwanak, mehr Bibliotheken zu eröffnen, damit die Bewohner innerhalb von zehn Minuten eine solche Einrichtung erreichen können.
Der Bezirk Gwanak ist ein Wohnbezirk mit wenig Industrie. Das Ministerium für Handel, Industrie und Energie hat unseren Bezirk zu einem „besonderen Bildungstal“ ernannt, und die Stadt Seoul hat uns als „innovativen Bildungsbezirk“ bezeichnet. Wir bieten Ausbildung in Literatur, Kunst und Sport für Kinder aus weniger wohlhabenden Familien an. Auch kooperieren wir mit der Seoul National University, um Einrichtungen für lebenslanges Lernen bereitzustellen. Wir haben nun 123 Programme für die Kooperation zwischen dem akademischen Bereich und der Regierung, darunter 90 Kooperationsprojekte mit der Seoul National University.
In diesem Jahr planen wir auch, die Zahl der Vorträge über die Geisteswissenschaften von zwei pro Monat wie im letzten Jahr auf einen pro Woche zu erhöhen. Über 10.000 Leute haben an den Vorträgen teilgenommen. Ihre Zufriedenheitsrate beträgt 90 Prozent. Wir hoffen, die Lebensqualität durch Vorträge über die Geisteswissenschaften zu erhöhen.
Es ist schwierig, das Einkommen von Leuten zu erhöhen, aber es ist möglich, ihre Lebensqualität zu verbessern. Indem wir das tun, können wir sie glücklicher machen. Glück ist unser ultimatives Lebensziel. Heute ist der Grad der Zufriedenheit bei den Menschen sehr niedrig. Laut einer UN-Studie sind die Dänen die glücklichsten Menschen der Welt. Anstelle von Wettbewerb müssen wir eine Atmosphäre schaffen, in der wir kooperieren und uns um andere Menschen kümmern. Das ist eine Bedingung für das Glück. Egal wie viel Geld man verdient, kann man nicht glücklich werden, wenn man nur versucht, reich zu sein. Wir können nur glücklich sein, wenn auch andere Menschen glücklich sind. Jean-Paul Sartre sagte einmal, dass es keine wirkliche Befreiung sei, wenn nur eine Person befreit ist.
Kann die Zentralregierung die Bemühungen des Bezirks Gwanak für das Unterrichten in den Geisteswissenschaften und seine U-Library-Buchkiosks als Standard einführen?
Dörfer machen ein Land aus, und das Land besteht aus Dörfern. Dinge verbreiten sich langsam von den Dörfern auf ein gesamtes Land. Die Zentralregierung könnte versuchen, das System im gesamten Land einzuführen, aber es würde nicht funktionieren.
Von Wi Tack-whan, Limb Jae-un
Redakteure, Korea.net
Fotos: Jeon Han, Bezirksamt Gwanak, Bibliothek der Nationalversammlung
whan23@korea.kr