Kultur

08.03.2016

Große koreanische Zeitungen haben kürzlich Nachrufe auf zwei große Autoren veröffentlicht und den Verlust beklagt, der durch ihren Tod für die internationale Gemeinschaft der Schriftsteller entstanden ist. Bei den beiden großen Autoren handelt es sich um Umberto Eco und Harper Lee. Buchläden in ganz Korea haben besondere Stände eingerichtet, die den beiden verstorbenen Autoren gewidmet sind, und Leser machen sich zu ihren Lieblingsbuchhändlern auf, um Ecos und Lees Werke zu erwerben und sie noch einmal zu lesen. 

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Die Zeitung „Dong-A Ilbo“ veröffentlicht einen Nachruf auf Umberto Eco. In der Überschrift ist zu lesen: „Der Intellekt dieser Ära ist in den ewigen Schlaf versunken… und lässt ‚Der Name der Rose‘ zurück.“



Der italienische Schriftsteller Umberto Eco ist einer der populärsten nichtkoreanischen Autoren in Korea. Der Großteil seiner Werke, die von Romanen und Aufsätzen bis zu wissenschaftlicheren Werken reichen, wurde auf Koreanisch veröffentlicht. Darüber hinaus wurde eine 25-bändige Sondersammlung mit Umberto Ecos wichtigsten Werken herausgebracht. Der Autor selbst sagte einst in einem Interview mit der Tageszeitung „Chosun Ilbo“ im Jahr 2012: „Korea ist eines der wenigen Länder, in denen fast alle meine Werke veröffentlicht wurden.“

Die Berühmtheit des Autors in Korea war ganz deutlich zu erkennen, da seine Nachrufe in den meisten koreanischen Zeitungen und anderen Formen der Medienberichterstattung zu finden waren. In einigen davon erinnerte man sich an seine Intelligenz und wissenschaftlichen Einsichten mit Kommentaren wie „Der Verlust eines großen Meisters und leidenschaftlichen Autors“ oder „Ausgedehntes Echo einer tiefen und weitreichenden Intelligenz“. Andere wiederum dachten an seinen Humor und seine Kommentare. Sie beschrieben ihn als „modernen Mann der Renaissance, der das Mittelalter liebte“ und zitierten aus seinen Interviews. In vielen Zeitungen wurde auch sein Roman „Numero Zero“ erwähnt, der im Juni dieses Jahres in koreanischer Übersetzung veröffentlicht werden soll. 

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Die Zeitung „Kyunghyang Shinmun” veröffentlicht einen Nachruf - „Die Stimme des Bewusstseins der Gesellschaft, die Stimme des Bewusstseins des Vorurteils” - für Umberto Eco und Harper Lee, die am selben Tag verstarben. 



Nachrufe auf Harper Lee, die US-amerikanische Autorin von „To Kill a Mockingbird”, die am selben Tag wie Eco verstarb, wurden ebenfalls in den meisten großen koreanischen Zeitungen abgedruckt. Der enorme Einfluss ihres Romans wurde noch einmal in Überschriften gepriesen wie: „Enthüllen Sie die rassistischen Vorurteile in den USA“ und „Hinterlassen Sie eine Stimme des sozialen Gewissens bezüglich des Rassismus“. 

„To Kill a Mockingbird” ist ein weiterer Klassiker des 20. Jahrhunderts, der in Korea breite Beachtung gefunden hat. 1960 wurde der Roman aus einer japanischen Übersetzung des Werkes ins Koreanische übertragen, unter dem Titel „Kinder wissen [es]”. Die Version war jedoch irgendwann vergriffen. Originalgetreuere Übersetzungen des Romans erschienen ab den 1990er Jahren, und allein seit 2003 wurden rund 300.000 Kopien des Buches verkauft. Ihr neuestes, zweites Werk, „Go Set a Watchman“, wurde im Juli letzten Jahres veröffentlicht, 50 Jahre nach ihrem ersten Buch. Es schaffte es ebenfalls in vielen koreanischen Buchläden auf die Bestsellerliste. 

In einigen der Nachrufe auf Lee wurde über die Auswirkungen auf die heutige koreanische Gesellschaft nachgedacht, die unter Konflikten zwischen Arm und Reich, zwischen den Geschlechtern und zwischen den Provinzen leidet. Die Handlung von Lees erstem Romans war in den USA der 1930er Jahre angesiedelt, in denen offene Bigotterie und eine riesige Kluft zwischen Arm und Reich herrschten. Die Botschaft des Romans, dass niemand solchen Vorurteilen ausgesetzt sein sollte, hallt auch in der heutigen koreanischen Gesellschaft nach.

Von Chang Iou-chung
Redakteur, Korea.net 
Fotos: „Dong-A Ilbo“, „Kyunghang Sinmun“
icchang@korea.kr