Wenn man die Kaffeekultur an sich betrachtet, zeigen Seoul und Berlin erhebliche Unterschiede auf. ⓒ iclickart
Von
Korea.net-Ehrenberichterstatter Si Hoang Quang Pham aus
Deutschland Für alle Koreabesucher ist es wahrscheinlich eines der Hauptgründe - neben K-Pop und K-Drama - nach Korea zu gehen: Die koreanischen Cafés - ihre Konzepte und ihr Franchise sind längst nicht mehr nur in Asien bekannt, sondern haben auch in Europa und Amerika Fuß gefasst. Im Folgenden berichte ich über einige kulturelle Unterschiede zwischen der koreanischen und deutschen Kaffeekultur, die ich persönlich erfahren habe oder die allgemein bekannt sind.
Zuerst einmal was Allgemeines zu koreanischen Cafés. Da der koreanische Kaffeemarkt seit Jahren boomt, findet man Cafés so gut wie überall in Korea. Egal, ob kleines Dorf, abgelegene Insel oder Metropolstadt, man trifft gefühlt circa jede 50 Meter ein Café, das außerdem ausgestattet ist mit Wifi, Steckdosen, Klimaanlage und Eisgetränke das ganze Jahr durch. Man findet in koreanischen Cafés unterschiedliche, individuell ausgestattete und gestaltete Designs, Raumausstattungen, Designartikel und Dekorationen.
Deutsche Cafés vermitteln oft ein warmes, dunkleres und geborgenes Ambiente mit viel geschmückten Wänden.
Koreanische Cafés dagegen zeichnen sich eher durch weite, helle Räume mit minimalistischem Design aus und sind oft Orte, wo Ausstellungen, Flohmärkte, Veranstaltungen oder Livemusik stattfinden, die auf den jeweiligen Seiten in den sozialen Medien angekündigt werden (zurzeit insbesondere sehr aktiv auf Instagram). Dort werden neue Getränke oder andere Produkte aktiv vorgestellt und vermarktet, hochauflösende Bilder oder Videos hochgeladen, Live – Videos, Trailer gedreht usw.
Besucher können eine Vielzahl von Rohkaffeebohnen und gut gerösteten Kaffeebohnen in Cafés finden. ⓒ Korea.net DB
Bei den Öffnungszeiten unterscheiden sich koreanische Cafés ebenfalls von deutschen. Viele Cafés öffnen erst gegen circa 10 bis 11 Uhr, schließen aber auch später als deutsche Cafés meistens gegen 23 Uhr. In Universitätsvierteln gibt es sogar oft Cafés, die rund um die Uhr 24 Stunden geöffnet haben. Deutsche Cafés hingegen öffnen im Durchschnitt zwischen 7 und 8 Uhr morgens und schließen gegen 20 Uhr.
Da Starbucks eine der ersten internationalen Café-Ketten ist, richten sich viele Cafés an dessen Menü. Americano, Kaffee Latte, Cappuccino, Cold Brew, Flat White, Frappuccinos, Ades, Smoothies usw. Als Speisen gibt es Süßes wie zum Beispiel Kuchen oder Croissant sowie Sandwich. Der typisch deutsche schwarze Filterkaffee mit Kaffeesahne und Zuckerwürfel, warme Suppe oder Brunch findet man leider eher selten.
Beim Thema Umweltschutz hat sich seit einiger Zeit gesetzlich etwas verändert. Zum Beispiel ist das Trinken von Getränken in Einwegbehälter aus Plastik innerhalb des Cafés verboten und deshalb muss man erwähnen, dass man Kaffee in Glastassen haben möchte, wenn man im Café trinken möchte. Grund ist der Versuch, Plastikabfall zu reduzieren, was in Korea seit einigen Jahren ein Thema ist.
Für Koreaner ist das Café ein echter kultureller Lifestyle-Ort geworden, wo man sich mit allen Bekannten trifft, ausgeht und datet. ⓒ iclickart
Wenn man die Kaffeekultur an sich betrachtet, zeigen beide Länder erhebliche Unterschiede auf. Deutsche gehen in ein Café, um den Kaffee langsam mit Kuchen oder warmer Speise zu genießen. Auch ein Trend in Deutschland sind Café-Bars, wo ab circa 18 Uhr zusätzlich alkoholische Getränke angeboten werden wie zum Beispiel Cocktails oder auch Bier. In Korea sieht man dieses Bild seltener.
Es gibt sie aber auch in touristisch bekannten Vierteln wie
Itaewon. Dort und in Vierteln wie
Hannamdong oder
Apgujeong bieten solche Cafés eine schöne Atmosphäre und Aussicht. In koreanischen Univierteln oder Gegenden, wo viele Firmen und Büros sich befinden, findet man neben ‚Study Cafés‘ für Studenten viele ‚Cafés nur zum mitnehmen‘ mit kaum Sitzmöglichkeiten, aber sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis wie zum Beispiel ein Americano für 1000 Won (circa 75 Cent) oder Kaffee Latte für 2300 Won (circa 1,70 Euro).
In meiner Zeit als Minijobber in einem Café in Deutschland sah ich oft Kunden, die alleine kamen, ihren warmen Filterkaffee getrunken haben und dabei entweder Zeitung gelesen oder einfach in die Ferne geschaut haben. In Korea habe ich in einem Jahr als Austauschstudent dieses Bild wirklich noch nie gesehen. Koreaner gehen immer mindestens zu zweit in ein Café, meistens in einer Gruppe, egal, ob jung oder alt und bestellen auch im Winter Eiskaffeegetränke. Insbesondere in der koreanischen Studentenkultur hat sich das Café kulturell fest etabliert. Deswegen ist für Koreaner das Café ein echter kultureller Lifestyle-Ort geworden, wo man sich mit allen Bekannten trifft, ausgeht, datet, Firmenbesprechungen hält und alleine kommen Koreaner nur, um zu lernen oder berufsbezogene Aufgaben zu bearbeiten. Somit dient das Café für Koreaner als persönlichen dritten Bereich neben Familie und Beruf.
Gangneung ist die Stadt des Kaffees in Südkorea. ⓒ Korea.net DB
Ich empfehle jedem Koreabesucher nicht nur die bei Ausländern bekannten Themen-Cafés zu besuchen, sondern auch abseits der Touristenviertel in die mehr koreanisch authentischen Cafés zu gehen, um sich über die kulturellen Unterschiede selbst ein Bild zu machen.
jesimin@korea.kr
* Dieser Artikel wurde von einem Korea.net-Ehrenberichterstattern verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.