Ehrenberichterstatter

16.07.2021

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Das Album LILAC von Soloartist IU (2021).



Von Korea.net-Ehrenberichterstatter Michael Adler aus Deutschland | Fotos: Michael Adler

Spätestens seit BTS und Blackpink ist K-Pop auch vielen Leuten in Deutschland ein Begriff. Südkorea gehört immerhin zu den Top 10 der größten Musikmärkte weltweit. Und obwohl das hoch entwickelte Südkorea bei Musik-Streaming und Downloads ganz oben mitmischt, floriert dort weiterhin noch ein traditionelles Medium: die altbewährte Musik-CD.

Warum? K-Pop hat die koreanische Musiklandschaft fest im Griff und die CD ist hier trotz Streamings immer noch ein wichtiges Medium.

Perfektionierte Vermarktung

Es ist äußerst interessant, wie Korea die Vermarktung von K-Pop-CDs geradezu perfektioniert hat. Auch in Korea war der Verkauf von physischen Musikalben in den Jahren 2001 bis 2011 zurückgegangen. Die Digitalisierung hatte Einzug gehalten und die Musikwelt war schnelllebiger geworden. Kunden sahen teils keinen Mehrwert mehr darin, ein ganzes Album zu kaufen, wenn sie vielleicht nur einzelne Songs interessierten.

Genau hier setzte die K-Pop-Maschinerie an: Mini-Alben und Repackage-Alben fluteten den Musikmarkt als flexiblere Formate. Diese waren günstig in der Herstellung und überbrückten die Wartezeiten zwischen Singles und vollwertigen Alben – gleichzeitig hielten sie die Aufmerksamkeitsspanne der Kunden aufrecht.

Mini-Alben und Repackaged-Alben steigern die Effizienz

Mini-Alben sind EPs (Extended Play) mit etwa vier bis fünf Songs, und viele K-Pop-Gruppen veröffentlichen gleich mehrere derartiger Mini-Alben pro Jahr. Mini-Alben sind vor allem auch bei neuen Künstlern und Gruppen beliebt, bevor diese später dann ein vollwertiges Album veröffentlichen. Bis etwa 2008 debütierten Idol Groups in Korea vorrangig mit kompletten Alben, während sie mittlerweile fast ausschließlich per Mini-Album oder Single Album (eine noch kleinere Variante der Mini-Alben mit nur etwa 2 Songs) debütieren. Hier reicht nur ein Blick auf die international erfolgreiche Girlgroup Blackpink, welche zwar im Jahr 2016 debütierte, jedoch auch nach 4 Jahren noch kein koreanisches Album veröffentlicht hatte. Erst im Oktober 2020 veröffentlichten Blackpink ihr erstes Album, nachdem sie zuvor nur kleinere Album-Varianten herausgegeben hatten.

Repackage-Alben sind ebenso interessant. Hierbei handelt es sich um – wie der Name schon sagt – Re-releases von CDs, denen man eine kleine Handvoll neuer Songs zugibt, um das Ganze interessant zu halten. Auch optisch wird das Album komplett abgeändert, was insbesondere für Sammler interessant ist.

Mit dieser Strategie gelang es der K-Pop-Industrie schnell, effizient und relativ kostengünstig Musik zu produzieren und den Verkauf des physischen Musikmarktes anzukurbeln. Doch diese Möglichkeit zur schnelleren CD-Veröffentlichung ist noch lange nicht alles und bildet die Grundlage für zwei weitere Aspekte: die CD als Sammelobjekt und den Support von Künstlern mittels CD-Kauf.

Das Mini-Album „What is love?“ von Girlgroup TWICE (2018).


CD-Varianten wecken den Sammeltrieb

So sind K-Pop-Alben nicht nur einfache Musik-CDs, sondern ein Feuerwerk an Merchandise und Goodies, welche das physische Album zu einem haptischen wie auch visuellen Erlebnis machen. K-Pop-CDs sind in der Regel äußerst aufwendig gestaltet und variieren in Größe, Format und Inhalt meist komplett. Sehr häufig enthalten sind bei den Alben zum Beispiel Fotokarten, Fotoalben und Poster. Diese Art der Vermarktung begann etwa im Jahr 2008 und die Musik-CD wurde somit noch stärker zu einem Sammelobjekt, das Fans gerne im Regal aufstellen und präsentieren.


Außerdem begann man, verschiedene Varianten der Alben zu produzieren. Neben den oben erwähnten Repackage-Alben gibt es im K-Pop heutzutage mehrere Versionen, welche sich im Design, der Farbgebung und bezüglich des Coverbilds unterscheiden können. 


Wenn das nicht schon Sammelgrund genug wäre, unterscheiden sich in der Regel auch die beigelegten Merchandiseprodukte und die CD selbst. Und so kaufen viele Fans ein Album gleich mehrfach (eine K-Pop-CD in Korea kostet umgerechnet ungefähr 12-15 €), um auch die Fotokarte oder CD mit der Abbildung ihres Lieblings-Idols zu besitzen und doppelte Fotokarten mit anderen Fans zu tauschen. Daneben gibt es auch noch Aktionen, bei denen man mittels des CD-Kaufs ein Ticket für Fan-Events und Fan-Signings gewinnen kann, welche den Verkauf nochmals ankurbeln.

Dieses mehrfache Kaufen derselben CD bringt uns nun zum letzten und auch einem der wichtigsten Punkte.

Koreanische Fans unterstützen mittels CD-Kauf aktiv ihre Stars

Die Unterstützung der Fans durch den Kauf einer oder mehrerer CDs ihrer Lieblingsgruppe spiegelt sich direkt in den Verkaufscharts wider (etwa in den Gaon Music Charts der Korea Music Content Association, dem koreanischen Äquivalent der Billboard Charts). Die Fans haben somit die Möglichkeit, ihre Stars direkt zu unterstützen. Hier geht es äußerst kompetitiv zu und Gruppen, die zur gleichen Zeit eine neue CD veröffentlichen, verursachen in der Regel einen Wettstreit zwischen den verschiedenen Fangruppen. Diese kaufen möglichst viele CDs und streamen die Songs auch online auf verschiedenen Plattformen, um ihre Stars an die Spitze der Charts zu bringen und zeigen, dass ihr Idol das beste ist. Der Kauf einer jeden CD – so wissen es die Fans – unterstützt ihre Stars im Ranking direkt.

Das komplette Marketing des K-Pop ist in Korea also bis ins Detail perfektioniert und es ist überaus spannend, einen genaueren Blick darauf zu werfen. Nicht zuletzt hatte auch die Covid-19 Situation einen starken Einfluss auf die physischen Musikverkäufe. Verglichen zum Jahr 2019 waren die Verkäufe von K-Pop Alben im Jahr 2020 um 64 % gestiegen und es waren über 40 Millionen Alben verkauft worden.

Es macht aber daneben auch einfach Spaß, sich eine neue K-Pop-CD zu kaufen, die Aufmachung und Fotokarten zu bewundern und durch das Fotobuch zu blättern, während man die CD hört – sofern man denn noch über eine Musikanlage verfügt und sich das Album nicht sowieso bereits digital besorgt hat.

jesimin@korea.kr

Dieser Artikel wurde von einem Korea.net-Ehrenberichterstatter verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.