Ehrenberichterstatter

04.06.2025

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Pansori-Künstlerin Kwon Song Hee

Pansori-Künstlerin Kwon Song Hee



Von Ehrenberichterstatterin Solaleh Emami aus dem Iran | Fotos: Kwon Song-hee | Video: Kwon Song-hee und tvN DRAMA

Jedes Jahr ehren die Baeksang Arts Awards in Korea herausragende Leistungen in Film, Fernsehen und Theater. Zu den meist erwarteten Momenten zählen die Auszeichnungen für die beste Schauspielerin und den besten Schauspieler – Trophäen, die nicht nur Können, sondern auch die emotionale Wirkung einer Darbietung würdigen.

Als leidenschaftliche K-Drama-Liebhaberin haben mich viele Serien tief berührt. Doch in den Jahren 2024 und 2025 stachen zwei besonders hervor: Jeongnyeon (정년이) und When Life Gives You Tangerines. Diese beiden Serien hinterließen einen bleibenden Eindruck – vor allem dank der eindrucksvollen Hauptdarstellerinnen IU und Kim Tae-ri. Ihre Leistungen bewegten mich so sehr, dass ich mich bei der Preisverleihung der Baeksang Awards wie eine Jurorin fühlte – hin- und hergerissen zwischen zwei atemberaubenden Darbietungen.

Am Ende erhielt Kim Tae-ri den Preis als beste Schauspielerin. Selbst für die Jury war das sicher keine leichte Entscheidung, denn beide Darstellerinnen hauchten ihren Figuren mit großer Tiefe und Authentizität Leben ein. Doch was Kim Tae-ri vermutlich den entscheidenden Vorsprung verschaffte, war ihre unvergessliche Rolle in Jeongnyeon, in der sie eine junge Frau verkörpert, die die traditionelle koreanische Gesangskunst Pansori meistert.

Was ihre Darstellung so außergewöhnlich machte, war die Tatsache, dass sie nicht nur spielte, sondern alle Pansori-Passagen selbst sang. Berichten zufolge begann sie bereits 2021 mit dem intensiven Training für diese Rolle. Während ich ihre Szenen verfolgte, fragte ich mich unweigerlich: Wer steckte hinter dieser Verwandlung? Wer half ihr, die Seele des Pansori so überzeugend zu verkörpern?

Diese Frage führte mich zu Kwon Song Hee – eine renommierte Pansori-Künstlerin und musikalische Innovatorin. Sie ist bekannt dafür, traditionelle Pansori-Elemente mit modernen Klängen zu verbinden, und gründete das Projekt PANSORI LAB. Sie spielte eine zentrale Rolle darin, Kim Tae-ri für ihre Rolle in Jeongnyeon authentisch in die Kunst des Pansori einzuführen und so einer breiteren Öffentlichkeit näherzubringen.

In diesem Interview sprach ich mit Kwon Song Hee über ihren eigenen Weg im Pansori und ihre Erfahrung als Mentorin von Kim Tae-ri.

Pansori-Künstlerin Kwon Song Hee

Pansori-Künstlerin Kwon Song Hee


Was hat Sie dazu inspiriert, mit Pansori anzufangen? Und wie begann Ihre Karriere als Sängerin?

- Mit acht Jahren sah ich den Film Seopyeonje und versuchte danach, Jindo Arirang zu singen. Meine Mutter meinte, ich hätte Talent – also begann ich damals mit dem Pansori.

Was hat Sie ursprünglich an Pansori fasziniert – die Geschichten, die Kraft der Stimme oder etwas anderes?

- Ich glaube, es war der einzigartige Gesangsstil. Da ich sehr jung anfing, hatte ich keine Vorurteile gegenüber Musik und akzeptierte Pansori einfach als eine andere Form davon. Ich spürte instinktiv die Kraft von Sprache und Musik zugleich.

Erinnern Sie sich an Ihren ersten Auftritt auf der Bühne? Wie war es, Ihre Stimme vor Publikum zu präsentieren?

- Nach nur sechs Monaten Unterricht trat ich mit acht Jahren auf. Meine Beine zitterten, auch wenn mein Hanbok-Rock das verbarg. In dem Alter dachte ich nicht darüber nach, was ich dem Publikum vermitteln wollte – ich versuchte nur, den Text nicht zu vergessen.

Pansori verlangt eine tiefe emotionale Ausdruckskraft. Was bedeutet Pansori für Sie persönlich?

- Es ist ein Teil meines Lebens geworden. Ich habe ein eigenes „Pansori-Bücherregal“, zu dem ich greife, wann immer ich Trost oder Inspiration brauche.

Wie würden Sie Pansori beschreiben – nicht nur als Musikform, sondern als Lebensweise oder Ausdrucksform?

- So wie Menschen reifen und sich entwickeln, reift auch Pansori künstlerisch. Selbst bei denselben Inhalten verändert sich die Tiefe der Bedeutung und der Emotionen im Laufe der Zeit.

Warum halten Sie trotz des Trends zur modernen Musik an traditionellem Pansori fest?

- Da ich früh angefangen habe, war Pansori für mich immer nur eine weitere Musikrichtung. Die Geschichten sind spannend und voller Fantasie.

Was bedeutet es heute, als Pansori-Künstlerin zu leben – in einer sich rasant verändernden Welt?

- Das beschäftigt mich sehr. Die Geburtenraten sinken, immer weniger Menschen hören oder lernen Pansori. Die Ausbildung ist langwierig, aber das System belohnt den Aufwand nicht angemessen. Ich habe oft das Gefühl, diese Kunstform ist mit der heutigen Zeit nicht mehr im Einklang. Dennoch experimentiere ich weiter, um den Wert und die Tradition zu bewahren – auch wenn es ein schwieriger Weg ist.

Wie sehen Sie die Zukunft traditioneller Musik, insbesondere von Pansori, in Korea und weltweit?

- Ich glaube, Pansori besitzt ästhetischen Wert und klassische Ausdruckskraft. Wir bemühen uns, es zeitgemäß zu gestalten, und ich denke, unsere Generation trägt die Verantwortung dafür.

Wie entwickelt sich Pansori in der heutigen koreanischen Gesellschaft weiter?

- Aus theatralischer Sicht entstehen Formen wie Changgeuk (Pansori-Oper) oder Sori-geuk (Klangtheater). Musikalisch gibt es Bands und Singer-Songwriter wie LEENALCHI. Einige greifen auf westliche Musik zurück, andere bringen modernes Leben durch Pansori zum Ausdruck. Institutionen wie das National Gugak Center entwickeln Programme, um die Essenz von Pansori weiterzugeben.

Sie sind bekannt für moderne Klangelemente in traditionellem Pansori. Was inspiriert Sie zu genreübergreifenden Experimenten?

- Ich hatte das Glück, mit vielen Genres zusammenzuarbeiten und zu lernen, wie man sich musikalisch verständigt. Pansori vereint Theater, Musik und Bewegung – je nach Fokus sind unterschiedliche Kollaborationen möglich. Inspiration finde ich oft beim Recherchieren der Geschichten oder Botschaften, die ich ausdrücken möchte.

Welchen Rat geben Sie jungen Künstlern ohne traditionellen Hintergrund, die Pansori lernen möchten?

- Pansori ist keine Kunstform, die man schnell beherrscht – sie braucht Zeit und Hingabe. Aber wer durchhält, kann durch die intensive Auseinandersetzung mit ihr ostasiatische Philosophie und Ästhetik erleben.

Als Künstlerin und Lehrerin – mit welchen Herausforderungen waren Sie konfrontiert? Und welche Werte vermitteln Sie Ihren Schülern?

- Da der Körper das Instrument ist, muss ich meine Stimme stets pflegen. Die Balance zwischen Auftritten, Lehre und kreativer Arbeit war oft schwer. Energie flexibel zu managen, ist eine lebenslange Aufgabe. Im Unterricht lege ich Wert auf Grundlagen und darauf, dass die Schüler verstehen, warum die Musik so gestaltet wurde – damit sie ihren eigenen Ausdruck finden, statt bloß zu imitieren.

Wie würden Sie Pansori jemandem erklären, der es noch nie gehört hat – vor allem außerhalb Koreas?

- Man könnte es sich wie eine Straßenperformance in Korea vorstellen: Eine Trommel und eine Stimme erzählen mitreißende Geschichten voller Vorstellungskraft.

Durch globale Medien und Serien wie Jeongnyeon wächst weltweit das Interesse an traditioneller koreanischer Musik. Können Sie ein besonderes Erlebnis im Ausland teilen?

- In meinen Zwanzigern unterrichtete ich Pansori an koreanischen Kulturzentren im Ausland, nahm an Residenzen wie One Beat in den USA teil und tourte an der Ostküste. Diese Erfahrungen vertieften mein Verständnis für musikalische und kulturelle Vielfalt. Ich habe gelernt, andere Identitäten und Energien zu respektieren.

5. September 2018 – Kwon Song-hee: Pansori-Projekt „Fünf Madang“ – Misanje Sugungga II

5. September 2018 – Kwon Song-hee: Pansori-Projekt „Fünf Madang“ – Misanje Sugungga II


Welche Botschaft möchten Sie Fans koreanischer Musik weltweit mitgeben?

- Ich bin sehr dankbar, dass Menschen koreanische traditionelle Musik schätzen, die Koreas einzigartige Identität widerspiegelt. Diese Unterstützung gibt uns Kraft weiterzumachen, und ich weiß das sehr zu schätzen.

Was war der bedeutendste Moment Ihrer Karriere?

- Das Aufnehmen von Gu-eum (nonlexikaler Gesang) für die Abschlusszeremonie der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang war besonders. Der Geist des Sports und der koreanischen Musik berührte die ganze Welt. Ich war stolz, dass mir Pansori diese Möglichkeit gegeben hat.

Wenn Sie nur ein einziges Pansori-Stück für kommende Generationen bewahren könnten – welches wäre es und warum?

- Das Lied von Sim Cheong (심청가) – weil es alle menschlichen Emotionen in sich trägt: Freude, Wut, Trauer und Glück. Musikalisch ist es spektakulär. Es ist auch mein persönlicher Favorit.


Wie kam es dazu, dass Sie Kim Tae-ri für Jeongnyeon trainierten?

- Ich arbeitete mit LEENALCHI, und Regisseur Jang Young-gyu – der musikalische Leiter von Jeongnyeon – kontaktierte mich. Da Kim Tae-ris Stimmfarbe meiner ähnelte, begann ich ganz natürlich, sie zu unterrichten.

Was war der schönste oder denkwürdigste Moment bei der Zusammenarbeit?

- Es war beeindruckend zu sehen, wie sie nicht nur die Töne lernte, sondern sie in Schauspiel verwandelte und mit eigener Interpretation füllte.


Gab es etwas Besonderes an ihrer Stimme oder ihrem Ausdruck, das gut zu Pansori passte?

- Pansori ist eine Gesamtkunst aus Gesang, Schauspiel und Bewegung. Sie vereinte diese Elemente auf ganz natürliche Weise – das passte perfekt.

Was unterscheidet ihre Darstellung im Pansori von anderen Darbietungen in den Medien?

- Nicht nur Kim Tae-ri, sondern alle Schauspieler mussten so natürlich singen, dass es nicht gekünstelt wirkte. Das war mein größtes Ziel. Durch intensive Zusammenarbeit mit Schauspielern, Lehrern und in der Nachbearbeitung konnten wir ein überzeugendes Ergebnis erzielen.

Vielen herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Ihre Einblicke und Erfahrungen mit uns zu teilen. Es war uns eine große Ehre, durch Ihre Worte mehr über Ihren Werdegang und das Herz des Pansori zu erfahren.

Dieses Interview wurde per E-Mail im Zeitraum vom 13. bis 26. Mai 2025 geführt.


Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.

dlektha0319@korea.kr