Der 520 Jahre alte Chor der Wiener Sängerknaben, der mit den Mitgliedern der Wiener Philharmoniker und dem Herrenchor der Wiener Staatsoper das Ensemble der Wiener Hofmusikkapelle bildet, erhält viele alte Traditionen aufrecht. Trotzdem ernannte der Chor vor über einem Jahr seine erste weibliche und erste asiatische Kapellmeisterin, die nun 36 Jahre alte Bomi Kim, für einen seiner Knabenchöre.
Kim, die ihren Doktor an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien macht, dirigiert den Mozartchor, einen der Konzertchöre der Wiener Sängerknaben. Die drei anderen Konzertchöre sind nach Haydn, Bruckner und Schubert benannt. Nachdem sie im September 2012 zur Kapellmeisterin ernannt wurde, nimmt Kim den Chor nun erstmalig im Januar 2014 auf eine Tournee nach Korea mit und hat hohe Erwartungen an diese Reise.
Kim Bomi, Kapellmeisterin des Mozartchors der Wiener Sängerknaben (Foto mit freundlicher Genehmigung von Credia)
„Ich bin so froh, aber ich fühle auch einen großen Druck“, sagte sie. „Die Jungen freuen sich auch darauf, dass sie mein Heimatland besuchen. Auch wenn es eine lange und schwierige Vorbereitungsphase war, wäre ich mehr als glücklich, wenn sie dem Publikum ihre Leidenschaft und ihre Liebe zur Musik vermitteln könnten.“
Die Wiener Sängerknaben werden am 18. und 19. Januar im Seoul Arts Center auftreten sowie am 17. Januar in der Guri Arts Hall in Gyeonggi-do (Provinz Gyeonggi), am 21. Januar im Goyang Aram Nuri Arts Center in Ilsan, Gyeonggi-do, und am 23. Januar im Daegu Opera House in Daegu.
Kim erklärte, dass die erste Hälfte der Choraufführungen gewöhnlich aus mittelalterlicher europäischer Kirchenmusik besteht und die zweite häufig mit leichten, vergnüglichen Strauss-Walzern abschließt.
„Zum Repertoire gehören die Kirchenmusik, die mein Favorit ist, sowie Volkslieder aus aller Welt, einschließlich ,Danny Boy', ,Arirang' und ,Heidenröslein'“, sagte sie. „Wir werden auch Lieder aus dem Film ,The Sound of Music' präsentieren, der viele Fans in Korea hat.“
Gründe für ihre Ernennung
Nachdem sie ihr Studium an der Yonsei University im Hauptfach Chorleitung abschloss, ging sie ins bayerische Regensburg, um dort Kirchenmusik zu studieren. Dann schrieb sie sich an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien ein und machte ihren Master in Chorleitung, Gesang und Gregorianik. Nun schreibt sie im dritten Semester an ihrer Doktorarbeit über Urmodus und Modalität in der Gregorianik.
Kapellmeisterin Kim Bomi von den Wiener Sängerknaben posiert für ein Gruppenfoto mit ihren Sängern (Foto mit freundlicher Genehmigung von Credia).
Als sie dazu befragt wurde, wie es zu ihrer Ernennung kam, gab sie keine eindeutige Antwort. Das Vorstellungsgespräch für Dirigenten besteht nicht nur aus einem Gespräch und einer praktischen Prüfung, sondern auch aus einem Treffen mit dem Musikdirektor und einem Training der Jungen in einem zwei- bis dreiwöchigen Sommercamp. Sie wurde auf ihre Qualifikationen und ihre Fähigkeiten im Umgang mit den Kindern getestet, da sie als Kapellmeisterin viel Zeit mit ihnen verbringen muss. Später fand sie heraus, dass vor ihr zwei weitere Kandidaten im Sommercamp gewesen waren.
„Einer der Jungen im Sommercamp flüsterte mir ins Ohr, dass ich die dritte Kandidatin und die erste Frau sei. Dann sagte er, dass er mich mag, dass ich besser als die anderen Kandidaten unterrichte und dass er hofft, dass ich ihre Kapellmeisterin werde“, erzählt Kim.
Nach dem Sommercamp verbrachte sie zwei weitere Wochen in Wien mit neuen Schülern, die im September 2012 in den Chor eintraten. Dann nahm der Chor sie unter Vertrag.
Als sie danach gefragt wurde, warum man sie ausgewählt habe, sagte Kim: „Es gibt viele Faktoren. Ich glaube, dass der Musikdirektor mit den Schülern gesprochen hat. Ihre Meinung zählt viel. Mein musikalisches Talent hat sicher auch eine Rolle gespielt, aber es scheint auch eine gute Chemie zwischen mir und den Jungen gegeben zu haben.“
„Als Kapellmeisterin und Lehrerin der 25 Sänger des Mozartchors habe ich versucht, ein Vorbild für meine Schüler zu sein, und das ist die Art, wie ich mit ihnen umgehe“, fügte sie hinzu.
Kim Bomi dirigiert den Mozartchor der Wiener Sängerknaben (Foto mit freundlicher Genehmigung von Credia).
Der Kindheitstraum, Musikerin zu werden
Seit ihrer Kindheit spielte Kim Orgel, leitete Chöre in katholischen Kirchen und träumte davon, Musikerin zu werden. Ihre Eltern waren jedoch dagegen, dass sie professionelle Musikerin wird. So studierte sie zunächst an der Universität Hotel-Management im Hauptfach. Sie spielte weiterhin in Uniorchestern und beteiligte sich an den unterschiedlichsten musikalischen Aktivitäten. Dann erkannte sie, dass es ihr größter Wunsch war, sich mit Kirchenmusik und Chören zu befassen. Sie brach ihr Studium ab und legte eine weitere Universitätsaufnahmeprüfung ab, um einen neuen Studiengang zu beginnen. Ab 1998 studierte sie an der Yonsei University Chorleitung im Hauptfach.
„Seit meiner Kindheit hat es mir immer Spaß gemacht, in einem Ensemble mit anderen Menschen zu spielen“, erinnert sich Kim. „Ich spielte Klavier für Chöre und dirigierte bei Konzerten für Kirchenmusik. Da erkannte ich, was für eine Freude es ist, mit anderen Leuten Musik zu machen.“
Kim sagte, dass sie das Studium in Deutschland oder die Leitung der Wiener Sängerknaben niemals als schwierig empfunden habe
„Ohne die Anstrengungen und Fortschritte, die ich gemacht habe, wäre ich nicht so weit gekommen. Da es Dinge waren, die ich gern tue, habe ich jeden Moment genossen.“
Zu ihren Hoffnungen befragt sagte Kim: „Den Chor der Wiener Sängerknaben zu dirigieren ist etwas, was ich niemals geplant habe. Mein Ziel ist es, einfach Tag für Tag zu leben und mein Bestes zu geben.“
Der Mozartchor der Wiener Sängerknaben und Bomi Kim präsentieren sich für ein Gruppenfoto (Foto mit freundlicher Genehmigung von Credia).
Von Limb Jae-un
Redakteur, Korea.net
jun2@korea.kr
Übersetzung: Gesine Stoyke