Der koreanische Skulpteur Park Eun Sun. ⓒ Art of the World Gallery
Von Gil Kyuyoung
Auf dem Domplatz in Pietrasanta, einer Stadt mit 25.000 Bewohnern in der Toskana in Italien, ragt eine elf Meter hohe Marmorsäule in die Luft. Es ähnelt dem Obelisken im alten Ägypten. Der Riss auf der geometrischen zweifarbigen Skulptur zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Obwohl das Gewicht der Säule 20 Tonnen beträgt, kann man wegen des tiefen Risses keine Schwere spüren. Sie lässt die ruhige Stimmung des Platzes aufleben, indem sie sich in Harmonie mit der umgebenden Landschaft befindet.
Es ist das Werk “Colonna Infinita” von Park Eun Sun, der in Italien als Bildhauer tätig ist. Anlässlich des 30. Jubiläums für seine Arbeit in Italien organisierten die Stadt Pietrasanta und die italienische Galerie CONTINI eine Ausstellung. Park wurde im Jahr 2018 mit dem Preis “Fratelli Rosselli“, einem Preis für die beste Skulptur der Stadt, ausgezeichnet. Er wurde sogar im Jahr 2021 als erster Koreaner mit dem Titel “Ehrenbürger von Pietrasanta“ geehrt. Die koreanische Skulptur gilt in dieser Stadt als “Maestro“.
Park Eun Sun träumte von Kind auf, Künstler zu werden. Nach dem Abschluss seines Studiums Bildhauerei an der Kyung Hee Universität zog er mit seiner Frau 1993 nach Italien, um sich nur auf seine Arbeit zu konzentrieren.
Es ist schon 30 Jahre her, dass er sich in Pietrasanta, einer Heimat für Skulpturen, niederließ. Nun ist er nicht nur ein von Italien, sondern auch von der ganzen Welt anerkannter Künstler. Trotzdem verbringt er die meiste Zeit in seinem Atelier.
Im zweiten Halbjahr dieses Jahres wird ein Atelier-Museum mit dem Namen “Atelier Park Eun Sun” eröffnet. Für den Entwurf des Museums ist Mario Botta verantwortlich, der als ein weltweit bekannter Architekt den Leeum Museum of Art und KYOBO Tower in Korea gebaut hatte. Sein Atelier wurde von einer Glaserei renoviert und besteht aus Atelier, Büroraum und Ausstellungsraum.
„Nach der Eröffnung meines Atelier-Museums verändert sich nicht viel. Ich werde meine Arbeit fortsetzen, wie ich sie bisher gemacht habe“, sagte der koreanische Skulpteur. In seinen Worten ist die Kraft zu spüren, die er in den letzten Jahrzehnten durch die Skulptur entwickelte.
Es folgt ein Interview, das Korea.net am 21. Juli mit Park Eun Sun durchführte.
Die Skulptur “Colonna Infinita – Accrescimento“ auf dem Duopoplatz in Pietrasanta, Italien. Die Ausstellung findet bis zum 22. September tatt. ⓒ Offizielle Webseite des Skulpteurs Park Eun Sun
- Was hat Sie dazu geführt, ein Künstler zu werden?
Schon als Kind wollte ich ein Künstler werden. Daher habe ich mich für meinen Traum für das Studium Bildhauerei an der Kyung Hee Universität eingeschrieben, aber ich arbeite wegen der familiären Angelegenheiten nur in Teilzeit. Daher habe ich mich entschieden, nach Pietrasanta zu ziehen, um mich auf meine Arbeit zu konzentrieren.
- Welche Bedeutung hat Italien, besonders die Stadt Pietrasanta, für Sie?
Als ich am Anfang in Italien ankam, habe ich unter verschiedenen Schwierigkeiten wie Sprache, Finanzierung und Rassismus gelitten. Deswegen habe ich den ganzen Tag nur mit meiner Leidenschaft für die Skulptur verbracht. Mit der Zeit erschienen Menschen, die den wahren Wert meiner Werke anerkannten. Für mich ist Pietrasanta die zweite Heimat.
- Wie wirkt sich Ihre Identität als Koreaner auf Ihre Arbeit aus?
Wie bei anderen Künstlern gab es bei mir auch eine Zeit, in der ich nach meiner Identität suchte. Da ich als Ausländer in einem fremden Land lebte, fehlte mir immer wieder das Selbstvertrauen. Aber irgendwann wurde alles bedeutungslos. Denn ich habe mich erkannt, dass es keinen Grund gibt, zu überlegen. Ich wurde in Korea geboren und wurde von der Grundschule bis zur Universität in Korea ausgebildet. Als ich meine Identität als Koreaner annahm und mich auf meine Arbeit konzentrierte, schauten die Europäer auf meine Werke mit großem Interesse. Sie fühlten sich in die Natürlichkeit ein.
- Wann fühlen Sie sich stolz als Koreaner in Italien?
In den 1990er Jahren wussten die meisten Italiener, wo sich Korea befindet. Im Moment erhöht sich aber der Status Koreas in Italien dank K-Pop und K-Serien. Im Gegensatz dazu steht vor Korea ein langer Weg in der modernen Kunst. Ich möchte als ein koreanischer Künstler die koreanische moderne Kunst in die Welt bekannt machen.
- Gibt es kulturelle Unterschiede zwischen Korea und Italien?
In der Vergangenheit war Italien ein Mittelpunkt für die westliche Kultur. Durch die lange Geschichte etablierte sich eine einzigartige italienische Kultur. Daher zeichnet sich das Land in verschiedenen künstlichen Bereichen wie Kunst, Design und Mode vor anderen aus. Ich denke, dass Korea auch über das unbegrenzte Potenzial verfügt. Wie Jade, der tief im Felsen verborgen ist.
- Was möchten Sie nach der Eröffnung Ihres Atelier-Museums “Atelier Park Eun Sun” erreichen?
Es wird sich nicht viel verändern. Ich werde wie immer arbeiten. Aber ich denke, dass es für mich ein Motor sein wird, als Künstler mit Verantwortlichkeit und Pflichtbewusstsein zu arbeiten.
- Was haben Sie in Zukunft vor?
Ich möchte als Künstler stärker sein. Ich werde in Zukunft mit Freude arbeiten, indem ich mich leere und wieder fülle.
- Was möchten Sie den Korea.net-Lesern sagen?
Seien Sie offen für sich. Ich unterhalte mich immer mit mir und frage mich, was ich denke, was ich jetzt tue und warum ich das mache. Dadurch kann man seine eigene Antwort finden. Vor allem müssen die Künstler offen sein. Ich glaube, dass die Ehrlichkeit der Künstler der Respekt gegenübern den Betrachtern ist.
gilkyuyoung@korea.kr