Ehrenberichterstatter

26.06.2025

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Das Duo, das hinter dem Podcast „Wir reden die Welt

Das Duo, das hinter dem Podcast „Wir reden die Welt" steckt: Ini und Jong



Von Ehrenberichterstatterin Jasmin Mikolay aus Deutschland | Fotos: Wir reden die Welt

Inmitten eines wachsenden weltweiten Interesses an koreanischer Kultur tragen zwei in Deutschland geborene Koreaner auf wertvolle Weise zur interkulturellen Verständigung bei. Durch ihren Podcast „Wir reden die Welt” bieten sie authentische Einblicke in das Leben zwischen zwei Kulturen. Mit einer gelungenen Mischung aus persönlichen Erfahrungen, humorvollen Anekdoten und Beobachtungen sprechen sie über Themen wie koreanische Popkultur, Identitätsfindung, kulturelles Erbe und den Alltag der koreanischen Diaspora in Deutschland. Dabei laden sie regelmäßig Gäste aus der asiatischen Community ein, um den Dialog noch vielfältiger und bereichernder zu gestalten. Besonderes Merkmal ihres Podcasts ist die authentische und offene Art, mit der sie komplexe kulturelle Themen vermitteln, wodurch er eine einzigartige Möglichkeit für Verständnis und Austausch zwischen den Kulturen darstellt.

Jasmin Mikolay, eine Ehrenberichterstatterin von Korea.net aus Deutschland, hat mit den beiden am 02. Juni 2025 per Zoom über ihre Motivation, die Herausforderungen ihres Projekts und ihre Zukunftsvisionen gesprochen.

- Vielen Dank, dass ihr euch beide Zeit für ein Interview mit Korea.net nehmt. Könnt ihr euch den Leser:innen kurz vorstellen? Wie habt ihr euch kennengelernt und wie entstand der Podcast?

Ini: Ich kenne Jong seit etwa 25 Jahren. Wir haben uns durch einen gemeinsamen Freund kennengelernt. Dadurch haben wir in unserer Jugend öfter einmal Zeit miteinander verbracht. Dann hatten sich unsere Wege getrennt und wir hatten längere Zeit keinen Kontakt mehr. Bis wir durch Zufall Nachbarn wurden. Und da wir von der Lokalität her eben so nah beieinander gewohnt haben, ist die freundschaftliche Beziehung wieder vertieft worden. Im Dezember 2023 entstand unser Podcast. Ich hatte eine Einweihungsfeier geschmissen und dann standen wir als eine Gruppe Jungs in der Küche, haben Bierchen getrunken. Jeder hat irgendwie irgendwas wild durcheinander erzählt und wir hatten sehr viel gelacht in dem Moment. Jong meinte dann: „Wie cool wäre das, wenn jetzt ein Mikro hier in der Mitte stehen würde und das ganze Gespräch aufzeichnen könnte? Das wäre super lustig. Lass und doch einen Podcast starten." Am nächsten Tag schrieb er mir, dass er es ernst meinte mit dem Podcast und ich habe dann gesagt: Ich auch. Noch am selben Tag begannen wir mit dem Brainstorming.

Jong: Ich habe ein Tonstudio, was natürlich praktisch war, so konnten wir direkt loslegen und uns ins Studio setzen. Ich schlug dann vor, wenn wir einen Podcast machen, dass wir dann auch direkt gleich einen Video-Podcast machen. Das war für Ini zunächst ungewohnt, aber mit etwas Überredung hat es geklappt.

- Wie kam es zu dem Namen „Wir reden die Welt“?

Jong: Zuerst dachten wir an „Ini und Jong“, weil es phonetisch ziemlich gut klingt und einprägsam ist. Dann kam unter anderem der Vorschlag „Wir gegen die Welt“, aber Ini hatte die Idee zu „Wir reden die Welt“. Wir reden ja und daher hat sich das relativ schnell eingebürgert, dass wir gesagt haben, wir nennen den Podcast „Wir reden die Welt.“

Ini: Es erinnert vielleicht an „Wir gegen die Welt“ und hinterlässt auch ein bisschen ein Fragezeichen bei demjenigen, der den Namen einfach laut ausspricht. „Wir gegen die Welt“ ist originell, aber lässt auch offen, worum es inhaltlich geht, wenn man den Namen hört. Das spiegelt aber tatsächlich auch wider unsere Planlosigkeit, als wir den Podcast gestartet haben.

Ini und Jong beim Aufnehmen ihres Podcasts „Wir reden die Welt“ – zwischen Mikrofonen, Lachen und tiefgründigen Gesprächen © Wir reden die Welt

Ini und Jong beim Aufnehmen ihres Podcasts „Wir reden die Welt“ – zwischen Mikrofonen, Lachen und tiefgründigen Gesprächen


- Was gab den Anstoß dafür, euch in eurem Podcast verstärkt mit koreanischen Themen zu beschäftigen?

Ini: Anfangs hieß es, dass jeder von uns wirklich coole Stories zu erzählen hat, die sehr biografischer Natur sind. Irgendwann hat sich im Laufe herauskristallisiert durch Direktnachrichten von Hörer:innen mit dem Wunsch, mehr über Korea zu erfahren. Was wir vorher so gar nicht geplant hatten, als Content zu machen. Daraus entwickelte sich unsere Nische.

Jong: Ab der dritten Folge („Korean Hustler“) wurde das Thema Korea zentral. Da haben wir beide unsere Erfahrungen aus der koreanischen Arbeitswelt mitgeteilt. Und da hat man schon herausgehört, wir haben immer einen ganz anderen Blick auf die Sache, weil wir aus dem Koreanischen kommen und das fanden die Leute interessant. Besonders die Folge neun („Deutschland gegen Korea“) traf einen Nerv. Wir merkten: Unsere Perspektive ist für viele spannend, das Interesse an Korea groß und wir entwickeln uns einfach einmal in diese Richtung.

- Ihr seid in Deutschland geboren, habt aber koreanische Wurzeln. Wie prägt euch diese doppelte kulturelle Identität?

Jong: Ich sage immer gerne „So eine Generation wie uns wird es nicht mehr geben.“ Weil die erste Generation uns großgezogen hat mit so gut wie gar keinem Wissen über Deutschland. Konnten die Sprache nicht sprechen, kannten das System nicht. Demnach haben wir eben stark diese beiden Kulturen empfunden. Das hat geprägt, aber auch dazu geführt, dass wir uns in beiden Welten bewegen können. Wobei ich jetzt sehe, dass Freunde von uns, die Kinder haben, die haben ein ganz anderes Leben, weil sich die zweite Generation quasi sehr gut auskennt in Deutschland.

Ini: Ich empfinde mich ein bisschen als heimatlos. In Deutschland werde ich nie ganz als „deutsch“ gesehen, in Korea bin ich auch nicht vollständig Koreaner. Ich habe zwar einen deutschen Pass, aber ich sehe nicht typisch Deutsch aus. Von daher wird meine Heimat immer hinterfragt werden. Deswegen habe ich jetzt für mich entschieden, dass die Welt mein Zuhause ist.

- Nach welchen Kriterien entscheidet ihr euch für eure Podcast-Themen?

Ini: Mal kommen Themenvorschläge von Hörer:innen, oder der Jong und ich haben eine Idee, über die wir einfach sprechen wollen. Manchmal ist es aber auch so, dass wir uns einfach hinsetzen und es ergibt sich ein Thema. Es ist oftmals gar nicht durchdacht oder durchgeplant. Ähnlich ist es auch, wenn wir Gäste haben. Es ist nie ein Interview in dem Sinne, sondern das haben wir jetzt schon öfters gehört, dass wir anscheinend eine Wohnzimmeratmosphäre kreieren, wo auch die Zuhörer:innen denken, mit am Tisch zu sitzen und am Dialog teilzunehmen. Und die Themen sind dabei manchmal aktuell, also tagesaktuelle Themen, dann sprechen wir zum Beispiel über Squid Game 2 und manchmal sind es andere, wie die 90er, die wir beleuchten, wie wir sie empfunden haben.

Jong: Wir stehen stark hinter der Community. Wir geben jenen eine Stimme, die oft keine Plattform haben. Besonders wichtig ist uns die Sichtbarkeit. Wir möchten sehr gerne Leute in den Fokus rücken, die keine Plattform in Deutschland bekommen, wo sie ihre Geschichte erzählen können. Und uns geht es natürlich auch ein bisschen darum, immer Awareness zu schaffen für genau diese Menschen mit Migrationshintergrund, die es hier in Deutschland nicht immer einfach haben.

- Was passiert hinter den Kulissen, bevor eine neue Episode erscheint?

Jong: Oft haben wir nur eine grobe Idee oder gar keine und freestylen. Und dann fangen wir an zu reden und reden zwei Stunden darauf los. Daraus ziehen wir uns die Essenz, die passenden 45 Minuten und dann wird das gelauncht.

Ini: Eine Podcast-Folge ist immer so 45 bis 60 Minuten lang. Und um dieses Material zu bekommen, reden wir ungefähr eineinhalb bis zwei Stunden. Bei Live-Podcasts ist das natürlich anders, da gibt es kein Schneiden. Das haben wir bei einem kulturellen Rahmenprogramm in Frankfurt in einer Kirche mit tollem Publikum gemacht. In Nürnberg war es der erste Live-Podcast, den wir von uns aus organisiert haben in einem Kino.

Jong: Wir machen den Podcast zu zweit. Das heißt, momentan ist es noch so, dass wir uns um Technik, Redaktion, Webseite, Social Media oder Fotos alleine kümmern. Wir sind ununterbrochen am Machen. Unterstützt werden wir von einer Managerin, die uns organisatorisch hilft zum Beispiel bei der Beantwortung von E-Mails, beim Akquirieren von Gästen, da hilft sie uns stark.

- Wie reagieren eure Hörer:innen auf den Podcast?

Ini: Viele sagen: „Ihr sprecht genau unsere Gedanken aus. Ihr seid ein Sprachrohr, das endlich einmal ein Gesicht und eine Stimme hat.“ Besonders Menschen mit Migrationsgeschichte fühlen sich verstanden und sagen „bei uns ist es genauso.“ Wenn wir jetzt erzählen von Zuhause, wie es in unseren eigenen vier Wänden war, wie die Erziehung gelaufen ist usw., wo wir gemerkt haben, „hey wie cool, wir erreichen jetzt nicht nur Korea-Interessierte und Koreaner:innen, sondern wir erreichen auch alle anderen mit einem gewissen Migrationshintergrund, die sich mit unseren Geschichten in Verbindung bringen können."

Jong: Es ist auch für uns heilsam. Wir dachten früher, wir wären mit diesen Erfahrungen allein. Aber dann setzte ich mich mit Ini in einen Podcast, in unserer erster Folge, und erzähle ihm so ein paar Sachen und erfahre durch ihn, dass es ihm genauso ging. Im Gespräch merkten wir: Wir sind nicht allein.

- Sprache spielt im Leben vieler Menschen mit Migrationsgeschichte eine wichtige Rolle. Welche Bedeutung hat die koreanische Sprache für euch im Kontext eures Podcasts?

Jong: Wir sprechen beide sehr gut Koreanisch und das prägt natürlich auch den Podcast. Dadurch, dass wir mit der Sprache und der Kultur komfortabel sind, fließt das, glaube ich, automatisch mit ein. Manche Begriffe lassen sich einfach nicht übersetzen.

Ini: Zum Beispiel „눈치 (Nunchi)“ ist so ein Begriff, für den es kein gutes deutsches Äquivalent gibt. „Den Raum lesen“ trifft es nicht so ganz. Wir versuchen, solche Begriffe im Podcast zu erklären, manchmal rutschen sie aber auch einfach in den Dialog. Aber in der Regel ist es so, wenn der eine ein koreanisches Wort sagt, dass der andere das deutsche Wort dazu sagt.

Mitten ins Herz der Community: Ini und Jong richten sich mit Humor, Haltung und klarer Message an ihre Hörer:innen © Wir reden die Welt

Mitten ins Herz der Community: Ini und Jong richten sich mit Humor, Haltung und klarer Message an ihre Hörer:innen


- Korea.net ist eine News-Plattform, die Brücken schlägt zwischen koreanischen und globalen Themen. Wie ist das bei eurem K-Podcast? Was möchtet ihr euren Hörer:innen über Korea mitgeben?

Ini: Korea ist mehr als nur K-Pop oder K-Beauty. Wir zeigen auch andere Seiten, wie etwa das Schulsystem oder die Arbeitswelt. Wir wollen unsere persönlichen Erfahrungen teilen und ein realistisches Bild vermitteln. Für mich ist es teilweise immer noch so unglaublich, wie präsent Korea auf einmal ist. Als wir aufgewachsen sind, war Korea unsichtbar. Fast keiner kannte Korea und man hat gefragt „was ist Korea oder wo ist Korea?“ Mittlerweile ist es in aller Munde. Wir waren letztes Jahr im Oktober in Korea und für mich war das so unfassbar, wie viele Nicht-Koreaner:innen ich auf der Straße gesehen habe. Das war für mich ein total ungewohntes Bild. Es ist erstaunlich, wie stark der Hype um Korea geworden ist. Mir war vorher gar nicht bewusst, wie groß das Interesse tatsächlich ist und dass Menschen aus aller Welt nach Korea reisen, um dort Urlaub zu machen. Das zeigt, wie sehr Korea kulturell und touristisch an Bedeutung gewonnen hat.

Jong: Uns ist wichtig, auch die Tiefe der koreanischen Kultur zu zeigen, und das jenseits der bekannteren Popkultur. Es gibt so viele kulinarische und kulturelle Facetten, die kaum jemand kennt. Zum Beispiel hat Ini in einer Folge erzählt, wenn er in Korea ist, isst er gerne Agujjim (Anmerkung der Redaktion: 아구찜, Anglerfisch in einer scharfen Sauce mit Sojasprossen, Gemüse und anderen Zutaten gedünstet). Das wird jemand, der nur die Standardgerichte wie Tteokbokki oder Bibimbap kennt, nichts sagen. Aber es zählt zu einem der originalen koreanischen Gerichte. Und das ist so, was wir unseren Hörer:innen mitgeben möchten, dass es neben den Trends noch eine Ecke tiefer geht.

- Welche Vision habt ihr für euren Podcast?

Ini: Unser Ziel ist es, den Podcast hauptberuflich zu machen. Momentan betreiben wir ihn noch nebenberuflich. Des Weiteren sind wir jetzt auch dran, dass wir weitere Live-Formate machen möchten, um daraus zu lernen. Dabei wollen wir zum Beispiel verbessern, nicht zu lange bei einem Thema zu verweilen und schneller zum Punkt zu kommen. Das sind Fähigkeiten, die man trainieren kann. Da sind Live-Podcasts natürlich Gold wert, weil man da auch immer noch die unmittelbare Reaktion abbekommt. Gibt auch einen Vorteil, wenn man einen Hänger hat, kann man mit dem Publikum interagieren.

Jong: Es ist ein Herzensprojekt und deswegen wollen wir unbedingt auch dafür brennen und das rund um die Uhr verfolgen. Und das ist eins der Hauptziele, die wir uns für den Podcast einmal gesetzt haben für dieses Jahr. Außerdem wollen wir, wie Ini schon erwähnt hat, weitere Live-Formate in großen deutschen Städten machen und weiter wachsen.

- Danke für das inspirierende Gespräch und eure Offenheit. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg, spannende Themen und noch viele gemeinsame Podcast-Folgen.

Fazit:

Der Podcast „Wir reden die Welt“ ist nicht nur ein Dialog zwischen zwei Freunden. Er ist eine Brücke zwischen Kulturen, Generationen und Geschichten. Ini und Jong schaffen mit Offenheit, Humor und Tiefgang einen Raum, in dem sich viele wiederfinden, sei es aus Neugier, Verbundenheit oder eigenen Erfahrungen. Ihre Vision von Sichtbarkeit, Gemeinschaft und kulturellem Austausch sind inspirierend und zeigt, wie wertvoll authentisches Erzählen sein kann.

Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.

dlektha0319@korea.kr