Samarkand ist eine Stadt in Usbekistan, Zentralasien. Geografisch in der Mitte der Seidenstraße zwischen Asien und Europa gelegen, hat die Stadt früher viele Jahre des Wohlstands erlebt. In alten Zeiten war sie Hauptstadt des Königreichs Sogdian, in dem sich die Leute aus Ost und West für den Handel und Austausch auf philosophischem, wirtschaftlichem und künstlerischem Gebiet trafen.
1965 wurde in den Afrasiab-Hügeln, wo sich ein alter Palast befand, eine Wandmalerei entdeckt. Historiker gehen bei der Malerei davon aus, dass sie während der Regentschaft von König Barhuman im Jahr 655 während des Sogdian-Königreiches entstand. Der Fund hat weltweite und wissenschaftliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen, da darauf eine Gruppe von Personen zu sehen ist, bei der es sich um ausländische Gesandte zu handeln scheint. Historiker vermuten, dass zwei von ihnen, die im rechten Bereich des westlichen Teils der Wandmalerei abgebildet sind, aus dem Königreich Goguryeo (37 v.Chr.-668 n.Chr.) stammen, was zu einer hitzigen Debatte über die Geschichte der internationalen Beziehungen innerhalb Asiens in historischen Zeiten führte.
Bislang ist man allgemein davon ausgegangen, dass Goguryeos frühe internationale Beziehungen auf Ostasien beschränkt waren, und zwar vor allem auf Japan und China. Es bestand die generelle Annahme, dass es für Goguryeo nicht möglich gewesen sei, diplomatische Beziehungen zu einer Nation in Zentralasien aufzunehmen, die 5000 Kilometer entfernt liegt. Die Entdeckung dieser Wandmalerei bietet Forschern jedoch die Chance, die globalen Beziehungen, die Goguryeo mit der Welt pflegte, noch einmal neu zu überdenken.
Die beiden Figuren, die Bewohner Goguryeos darstellen sollen, haben zwei Gemeinsamkeiten, die ihre Kleidung betreffen, und die typischerweise in alten Zeiten bei Koreanern zu finden waren: einen Federhut und ein Schwert mit einem runden Knauf an der Spitze. Präsident Kim Hak-jun von der Stiftung für nordostasiatische Geschichte sagte: „Viele Historiker glauben, dass Yeon Gaesomun (603-666), ein einflussreicher Diplomat und General aus dem Goguryeo-Reich, Gesandte in das Königreich Sogdian geschickt haben könnte, um die Tang-Dynastie (618-907), einen rivalisierenden Staat, in Schach zu halten.“
Kürzlich wurde diese Wandmalerei in Kooperation mit der Stiftung für nordostasiatische Geschichte und dem Afrasiab-Museum in Samarkand restauriert. Das historische Kunstwerk wird nun, beginnend ab dem 23. Dezember 2014, im Raum für Zentralasien des Koreanischen Nationalmuseums im Bezirk Yongsan-gu, Seoul, ausgestellt.
Historiker vermuten, dass die beiden Personen rechts, die Federhüte und Schwerter mit runden Knäufen tragen, aus Goguryeo stammen. Eine Replik des restaurierten Wandgemäldes wird im Koreanischen Nationalmuseum präsentiert.
Seit der Entdeckung der Wandmalerei im Jahr 1965 wurde das Gemälde über viele Jahre vernachlässigt. Nachdem sie davon erfuhr, hat die Stiftung für nordostasiatische Geschichte beschlossen, sich für den Schutz des Kunstwerks einzusetzen. Sie unterzeichnete 2013 ein Abkommen mit dem Afrasiab-Museum und begann mit einem gemeinsamen Restaurierungs- und Konservierungsprojekt.
Samaridin Mustafakulov, der Direktor des Afrasiab-Museums, sagte, dass die Afrasiab-Wandmalerei einen seltenen Einblick in die Beziehungen zwischen dem historischen Korea und dem historischen Usbekistan gebe. So erfahre man beispielsweise, wie die Beziehungen begannen und wie sie bis zum heutigen Tag fortgeführt wurden.
Samaridin Mustafakulov, der Direktor des Afrasiab-Museums, sagte: „Dieses Wandgemälde ist ein historisches Zeugnis, das die politische, wirtschaftliche und soziale Situation in alten Zeiten zeigt. Es beweist, dass Kaufleute aus Asien, darunter auch aus Japan und dem China der Tang-Dynastie, ihre Waren entlang der Seidenstraße bis nach Rom transportierten.“ Er dankte Korea für seine Unterstützung, die „es ermöglichte, eine Replik des alten Kulturguts anzufertigen und es digital zu restaurieren.“
Die Wandmalerei wurde mit modernsten Technologien restauriert, darunter ein digitales Stereomikroskop, ein Infrarot-Analysegerät und eine infrarotähnliche Spektroskopie. Das Originalwandgemälde wurde erstmalig in Originalgröße fotografiert, um hochauflösende Bilder anzufertigen. Das Mikroskop und die Spektroskopie wurden eingesetzt, um Bereiche des Gemäldes zu überprüfen, die man mit bloßem Auge nicht erkennen kann. Insgesamt wurden zwei Repliken produziert, und die beiden Organisationen beschlossen, dass jede von ihnen eine bei sich lagert.
Präsident Kim Hak-jun (links) von der Stiftung für nordostasiatische Geschichte nimmt am 22. Dezember 2014 an einer Pressekonferenz teil, um zu erläutern, wie die Wandmalerei restauriert wurde.
Stiftungspräsident Kim sagte: „Besucher der Ausstellung werden von dem Gefühl bewegt sein, dass sie Teil der alten Geschichte sind. Die Wandmalerei wird die Grundlage dafür schaffen, einen umfassenden Blick auf die Ursprünge, Wurzeln und alten Handelssysteme der Nation zu werfen.“
Ein inoffizielles Video über die Restaurierung wurde in die fünf Sprachen Koreanisch, Usbekisch, Russisch, Englisch und Französisch übersetzt. Es wird ab Februar 2015 im Koreanischen Nationalmuseum gezeigt.
Von Wi Tack-whan, Lee Seung-ah
Redakteure, Korea.net
whan23@korea.kr
Übersetzung: Gesine Stoyke