Ehrenberichterstatter

23.05.2025

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Eine besondere Veranstaltung: Die Verleihung des Mirok-Li-Preises 2025 in der Erzabtei St. Ottilien ⓒ Juliana Baron

Eine besondere Veranstaltung: Die Verleihung des Mirok-Li-Preises 2025 in der Erzabtei St. Ottilien ⓒ Juliana Baron



Von Ehrenberichterstatter Manuel Guthmann aus Deutschland

Han Kangs Romane wie Die Vegetarierin, Menschenwerk oder Unmöglicher Abschied haben viele in Deutschland bewegt. Wer diese Bücher gelesen hat, ist der Sprache von Dr. Ki-Hyang Lee begegnet. Sie hat sie übersetzt. Seit Jahren bringt sie koreanische Literatur in deutscher Sprache zum Leuchten. Über 30 Werke hat sie übertragen. Viele davon haben das literarische Bild Koreas im deutschsprachigen Raum überhaupt erst möglich gemacht.

Preisverleihung in besonderem Rahmen
Am 17. Mai 2025 wurde ihr dafür der Mirok-Li-Preis verliehen. Die feierliche Veranstaltung fand in der Erzabtei St. Ottilien statt. Ich war selbst vor Ort, als Korea-Begeisterter, Korea.net Honorary Reporter und Mitglied der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft. Und schon beim Ankommen spürte ich: Das würde kein gewöhnlicher Festakt werden. Getragen wurde die Verleihung von der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft (DKG). Besonders hervorzuheben ist die Unterstützung der Botschaft der Republik Korea in Deutschland, die nicht nur ideell, sondern auch finanziell zum Gelingen dieses besonderen Tages beigetragen hat.

Wer war Mirok Li?
Der Mirok-Li-Preis wird seit 1999 jährlich vergeben. Er wechselt jeweils zwischen der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft (DKG) und der Koreanisch-Deutschen Gesellschaft in Seoul. Benannt ist er nach dem Schriftsteller Mirok Li, der 1899 in Haeju (heute Hwanghaenam-do in Nordkorea) geboren wurde. Nach der gewaltsamen Niederschlagung der koreanischen Unabhängigkeitsbewegung floh er nach Deutschland. In München studierte er Medizin und Literatur. Mit seinem autobiografischen Werk Der Yalu fließt brachte er die Geschichte Koreas erstmals in deutscher Sprache einem breiteren Publikum nahe. Bis heute gilt es als eines der bedeutendsten Brückentexte zwischen Korea und Europa. Mirok Li starb 1950 in München. Er konnte nie in seine Heimat zurückkehren.

Ein Preis mit Geschichte
Der Preis, der seinen Namen trägt, wurde in den vergangenen Jahren an sehr unterschiedliche Persönlichkeiten vergeben. Wissenschaftler, Künstler, Politiker, Pädagogen, Kulturschaffende. Zu den früheren Preisträgern gehören unter anderem Kang Sue-Jin, die Direktorin des Koreanischen Nationalballetts, der ehemalige Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk, die Koreanistin Prof. Dr. Eun-jeung Lee von der Freien Universität Berlin und der Benediktinerabt Dr. Notker Wolf. Was sie verbindet, ist ihr Engagement für den Austausch zwischen Deutschland und Korea.

Dr. Ki-Hyang Lee – mehr als Übersetzerin
Auch Dr. Ki-Hyang Lee steht in dieser Reihe. Sie wurde 1967 in Seoul geboren und gehört heute zu den renommiertesten Übersetzerinnen koreanischer Literatur ins Deutsche. Neben den Werken von Han Kang hat sie auch Bücher von Bora Chung und Cho Nam-Joo übertragen. Dass Han Kang in diesem Jahr mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, macht Dr. Lees Arbeit noch sichtbarer und zugleich deutlich, wie entscheidend Übersetzerinnen wie sie für den interkulturellen Dialog sind. Dr. Lee ist zudem Verlegerin des Münchner Märchenwald Verlags, der sich auf zweisprachige Kinderbücher spezialisiert hat. Darüber hinaus lehrt sie Koreanisch am Institut für Sinologie der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Dr. Ki-Hyang Lee bei Ihrer Dankesrede. Sie übersetzte unter anderem die Werke von Han Kang ⓒ Juliana Baron

Dr. Ki-Hyang Lee bei Ihrer Dankesrede. Sie übersetzte unter anderem die Werke von Han Kang ⓒ Juliana Baron


Ich hatte die Gelegenheit, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Sie ist eine stille, äußerst bescheidene Frau, die mit klarem Geist und großem Feingefühl arbeitet. Keine große Bühne, kein Pathos, sondern ein beeindruckend ruhiger Blick auf das, was sie tut. Eine Persönlichkeit, die Brücken nicht nur übersetzt, sondern selbst baut. Konsequent, uneitel und mit nachhaltiger Wirkung.

Ich konnte als Korea.net Honorary Reporter mit S.E. Botschafter Lim Sang-beom, der Preisträgerin Dr. Ki-Hyang Lee und dem Präsidenten der DKG, Rolf Mafael gute Gespräche über die deutsch-koreanische Beziehung, auch im Kulturbereich führen ⓒ Manuel Guthmann

Ich konnte als Korea.net Honorary Reporter mit S.E. Botschafter Lim Sang-beom, der Preisträgerin Dr. Ki-Hyang Lee und dem Präsidenten der DKG, Rolf Mafael gute Gespräche über die deutsch-koreanische Beziehung, auch im Kulturbereich führen ⓒ Manuel Guthmann


Wertschätzung von höchster Stelle
Seine Exzellenz Lim Sang-beom, Botschafter der Republik Korea in Deutschland, war eigens aus Berlin angereist und würdigte die Preisträgerin mit anerkennenden Worten. „Wenn Dr. Mirok Li der Erste war, der koreanische Kultur durch Literatur nach Deutschland brachte, dann ist es Dr. Ki-Hyang Lee, die dieses Erbe fortsetzt und erweitert.“

Er erinnerte auch daran, wie anspruchsvoll die Werke Han Kangs zu übertragen seien. „In diesem Sinne wird Übersetzung selbst zu einem schöpferischen Akt.“

Ich hatte im Anschluss die Möglichkeit, mit ihm persönlich zu sprechen. In einem kurzen Austausch wurde spürbar, wie sehr ihm die Förderung des kulturellen Dialogs am Herzen liegt, nicht als Pflicht, sondern als echtes Anliegen.

 S.E. Lim Sang-beom, Botschafter der Republik Korea in Deutschland, hielt die Laudatio ⓒ Manuel Guthmann

S.E. Lim Sang-beom, Botschafter der Republik Korea in Deutschland, hielt die Laudatio ⓒ Manuel Guthmann


Eine eigene Rede hielt auch Thomas Elster, Honorarkonsul der Republik Korea in München. Er sprach mit Klarheit und Überzeugung über die Bedeutung zivilgesellschaftlicher Verbindungen zwischen Korea und Deutschland. Die Moderation des Festakts übernahm Frank Hollmann, Vorsitzender der DKG Bayern, der souverän durch das Programm führte.

Honorarkonsul der Republik Korea Thomas Elster (links) und der Vorsitzende der DKG-Bayern, Frank Hollmann gestalteten die Preisverleihung ⓒ Manuel Guthmann

Honorarkonsul der Republik Korea Thomas Elster (links) und der Vorsitzende der DKG-Bayern, Frank Hollmann gestalteten die Preisverleihung ⓒ Manuel Guthmann


Besonders eindrucksvoll waren die beiden Laudationen. Dr. Sylvia Bräsel sprach mit großer Wärme und Tiefe. Sie selbst wurde 2009 mit dem Mirok-Li-Preis ausgezeichnet, für ihre Verdienste um kulturelle Vermittlung, literarische Übersetzungen, wissenschaftliche Publikationen zur vergleichenden Literaturwissenschaft.

Rolf Mafael, Botschafter a. D. in Korea und heutiger Präsident der DKG, würdigte Dr. Lee als eine Persönlichkeit, die das literarische Verständnis zwischen Korea und Deutschland entscheidend geprägt habe.

Die beiden Laudatoren: Rolf Mafael, Botschafter a. D. in Korea und Präsident der DKG sowie Dr. Sylvia Bräsel, Dozentin i.R. Neuere Deutsche Literaturwissenschaften der Universität Erfurt ⓒ Juliana Baron

Die beiden Laudatoren: Rolf Mafael, Botschafter a. D. in Korea und Präsident der DKG sowie Dr. Sylvia Bräsel, Dozentin i.R. Neuere Deutsche Literaturwissenschaften der Universität Erfurt ⓒ Juliana Baron


Ein würdiger Abschluss
Musikalisch wurde die Preisverleihung von einem Ensemble hochkarätiger Künstler begleitet. Kibeom Nam (Gesang), Seonhye Song (Violine), Tackyoung Chung (Klavier), Jinseon Park (Gayageum) und Dr. Yookyung Nho-von Blumröder (Haegeum) gestalteten ein Programm, das Brücken zwischen klassischer Musik und traditioneller koreanischer Klangkultur schlug. Ein besonderer Moment entstand, als Arirang, das wohl bekannteste koreanische Volkslied, erklang. Das ganze Publikum sang mit. Es war ein Gänsehautmoment.

Die Musiker haben der Veranstaltung einen würdigen Rahmen gegeben ⓒ Manuel Guthmann

Die Musiker haben der Veranstaltung einen würdigen Rahmen gegeben ⓒ Manuel Guthmann


Damit ging die Veranstaltung zu Ende. Eine gelungene Veranstaltung, die nicht nur einen würdigen Rahmen für die Preisverleihung bot, sondern auch einen aktuellen Blick auf die Bedeutung koreanischer Literatur im deutschsprachigen Raum. Wer Han Kang heute auf Deutsch liest, liest die Sprache von Dr. Ki-Hyang Lee. Der Mirok-Li-Preis hat das sichtbar gemacht und daran erinnert, welchen Wert gute Literaturübersetzungen haben. Vielleicht ist genau das ein guter Anlass, mal wieder zu einem koreanischen Buch zu greifen.

Dieser Artikel wurde von einem Korea.net-Ehrenberichterstatter verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.

dlektha0319@korea.kr