
Die Ko-Preisträgerin des Man Booker International Prize Han Kang beantwortet am 24. Mai während einer Pressekonferenz in Seoul Fragen.
„Ich glaube, dass nun viele Neuigkeiten und Geschichten über die koreanische Literatur veröffentlicht und verbreitet werden, sodass die Auszeichnung mit einem internationalen Literaturpreis nicht länger so viel Aufmerksamket auf sich ziehen wird.“
Autorin Han Kang sprach bei einer Pressekonferenz in Seoul am 24. Mai über die ihre Prämierung mit dem Man Booker International Prize 2016, eine Auszeichnung, die gemeinsam an einen Autor und einen Übersetzer eines Werkes der Prosaliteratur verliehen wird, das ins Englische übersetzt wurde.
„Dort draußen, weltweit, gibt es weitere potenzielle Leser der koreanischen Literatur, und der Traum von koreanischer Literatur, die von diesen nichtkoreanischen Lesern rezipiert wird, ist nicht außerhalb unserer Reichweite”, so die Gewinnerin des Man Booker International Prize. Bezüglich des Interesses von Nichtkoreanern an der koreanischen Literatur sagte sie, dass ein großes Potenzial an fähigen Übersetzern und Herausgebern vorhanden sei, die sich für koreanische Autoren interessieren würden. In Bezug auf koreanische Literatur als Teil der Weltliteratur sagte sie: „Der Anfang geschieht jetzt“.
Die Schriftstellerin sprach auch über die steigenden Verkaufszahlen von „The Vegetarian”. „Der Roman ist vielleicht etwas verstörend. Ich möchte, dass Menschen mein Buch lesen, und mich interessieren die Fragen, die sie stellen.“
Am 16. Mai wurde Han Kangs Roman „The Vegetarian” als Gewinner des diesjährigen Man Booker International Prize ausgewählt, ein renommierter Literaturpreis, der es mit dem Nobelpreis für Literatur und dem Prix Goncourt aufnehmen kann. Der prämierte Roman handelt von einer jungen Frau, Yeong-hye, die von gewalttätigen, blutigen Träumen geplagt wird. Deshalb entscheidet sie sich, den Verzehr von Fleisch aufzugeben, und glaubt, dass sie sich in einen Baum verwandele. Der Roman wurde 2007 in Korea auf Koreanisch veröffentlicht. Erst im Januar 2015 erschien er in England in englischer Übersetzung.
Bei Hans Pressekonferenz in Seoul wurde auch ihr neues Buch „Die Elegie des Weißseins” vorgestellt. Es handelt von Menschen, die in bestimmten sozialen Situationen moralische Entscheidungen treffen müssen, erklärte die Autorin. „Die Elegie des Weißseins“ wird von Deborah Smith ins Englische übertragen, die bereits „The Vegetarian“ übersetzt hat. Ende des Jahres soll der Roman dann in England auf den Buchmarkt kommen.

Han Kangs neuer Roman „Elegie des Weißseins” wird während einer Pressekonferenz in Seoul am 24. Mai vorgestellt.
Als die Auszeichnung verkündet wurde, berichteten Medien aus aller Welt darüber. Im BBC-Artikel „The Vegetarian: How to learn Korean and win awards“ (,The Vegetarian: Wie man Koreanisch lernt und Preise gewinnt’), der am 17. Mai erschien, standen die Übersetzerin Deborah Smith, die koreanische Sprache und das koreanische Alphabet Hangeul im Mittelpunkt. Die BBC zeigte sich überrascht darüber, dass Deborah Smith, die nur sieben Jahre Koreanisch gelernt hatte, als Übersetzerin einen Beitrag zu der Auszeichnung geleistet hatte. Die BBC sagte abschließend: „Die Übersetzerin hat den Preis verdient. Ebenso wie ihn König Sejong verdient hätte.“ CNN zitierte den Vorsitzenden der Jury Boyd Tonkin, der sagte: „Dieses kompakte, exquisite und verstörende Buch wird lange in den Köpfen und vielleicht sogar Träumen seiner Leser hängen bleiben.“ Der Sender sagte, dass der Beitrag der Übersetzerin Deborah Smith, die bis zum Alter von 21 Jahren einsprachig war, bemerkenswert sei.

CNN berichtet am 16. Mai über die Gewinner des Man Booker International Prize.
Leser der koreanischen Literatur weltweit sind begeistert über die Auszeichnung. Sie hoffen, dass sie in naher Zukunft in der Lage sein werden, eine größere Vielfalt an koreanischer Literatur in ihrer Muttersprache lesen zu können.
Die Korea.net-Ehrenberichterstatterin Diya Mitra zählt zu dieser Leserschaft. Sie ist ein riesiger Fan der koreanischen Literatur und aktives Mitglied eines koreanschen Lesekreises im Koreanischen Kulturzentrum in London. Ihre Leidenschaft für die koreanische Literatur scheint belohnt worden zu sein: Die BBC verwendete für ihren Artikel ein Foto von Mitra in ihrer Jacke als Korea.net-Ehrenberichterstatterin, wie sie neben der Autorin Han Kang steht.

In einem BBC-Artikel über Han Kangs Auszeichnung ist ein Foto der Autorin Han Kang und der Korea.net-Ehrenberichterstatterin Diya Mitra zu sehen. Das Bild wurde während einer Lesung der Preisträger des Man Booker International Prize in London am 15. Mai gemacht.
„Ich habe mich so sehr über ihren Preis gefreut. Smith und Han verdienen ihn wirklich beide”, sagte Mitra. Als begeisterte Leserin der koreanischen Literatur mag sie Han, „weil sie brutal ehrlich schreibt und ihre Beschreibungen sehr lebendig sind.“ So sehr sie auch „The Vegetarian“ mochte, gefällt ihr „Human Acts“ sogar noch besser. Mitra sagte: „Der Man Booker International Prize wird hoffentlich alles verändern, damit es ein noch größeres Interesse an koreanischer Literatur in englischer Übersetzung gibt.“
Von Chang Iou-chung
Redakteur, Korea.net
Fotos: Nanda, Diya Mitra
icchang@korea.kr

Korea.net-Ehrenberichterstatterin Diya Mitra (links) und die mit dem Man Booker International Prize ausgezeichnete Schriftstellerin Han Kang lassen sich im Januar in London für ein gemeinsames Foto ablichten. Das Bild wurde von Kim Jong Ja gemacht.