Kultur

05.07.2016

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Ähnlichkeiten zwischen einer Goldkrone aus dem sechsten Grab an der archäologischen Ausgrabungsstätte Tillya Tepe in Afghanistan (oben) und einer Goldkrone aus dem Grab Seobongchong, die aus dem koreanischen Silla-Reich (57 v.Chr.-935 n.Chr.) stammt, haben einige moderne Wissenschaftler zu der Annahme veranlasst, dass Handel und kultureller Austausch zwischen dem alten Korea und Afghanistan stattfanden.  



Kürzlich wurde im National Museum of Korea die Austellung „Schätze aus Afghanistan“ eröffnet. Es ist das erste Mal, dass die 231 kunsthandwerklichen Gegenstände aus dem Nationalmuseum von Afghanistan in Korea gezeigt werden. Die Ausstellung läuft vom 5. Juli bis zum 4. September im National Museum of Korea in Seoul und vom 27. September bis zum 27. November im Gyeongju National Museum. 

Afghanistan ist von Tadschikistan, Usbekistan, Turmenistan, Iran und Pakistan umgeben. Das Land war das Zentrum der Seidenstraße und ein Knotenpunkt, an dem Europa mit dem Westen, China mit dem Osten und Indien mit dem Süden verbunden wurde. 

Die Ausstellung besteht aus vier Abschnitten, die nach den historischen Orten in chronologischer Reihenfolge angeordnet sind: Tepe Fullol, Ai-Khanoum, Tillya Tepe und Begram. 

Im ersten Ausstellungsabschnitt werden Artefakte aus der Bronzezeit aus der Zeit um 2000 v.Chr. vorgestellt, die in Tepe Fullol entdeckt wurden. Umgeben von zerklüfteten Bergen, die höher als 3000 Meter waren, gab es an dem Ort einst fruchbare Felder und Wohlstand. 1966 fand dort ein lokaler Bewohner einige Gegenstände aus Gold und Silber. Die geometrischen Muster und die Tierzeichnungen auf den Goldgefäßen weisen auf einen möglichen kulturellen Austausch zwischen mesopotamischen und Indus-Zivilisationen hin.  

Im zweiten Abschnitt der Ausstellung werden kunsthandwerkliche Gegenstände aus Ai-Khanoum präsentiert, einem Ort im Norden Afghanistans, der sich nach den Kriegen Alexander des Großen im 4. Jhdt. entwickelte. An dem Fundort, der sich in der Nähe des Flusses Amu Darya befindet, gab es viele griechische Fragmente urbanen Lebens wie Tempel, Paläste, Stadien, Bibliotheken und halbkreisförmige Theater. An der Ausgrabungsstätte wurden auch Briefe und Mythologien griechischen Ursprungs sowie Kunstgegenstände aus Indien entdeckt, die einen Hinweis auf die Internatiolität dieses Ortes in früheren Zeiten liefern. Der Architekturstil ist von hellenistischen Charakteristika in Kombination mit griechischen und ostasiatischen Elementen geprägt.  

Im dritten Abschnitt befindet sich das Highlight der Ausstellung: Kunstgegenstände, die in Tillya Tepe entdeckt wurden. Sie wurden 1978 von dem sowjetischen Archäologen Viktor Sarianidi ausgegraben. Die Entdeckung zog ebensoviel Aufmerksamkeit auf sich wie das Grab Tutanchamuns. Passend zur wörtlichen Bedeutung des Ortsnamens, „Goldener Hügel“, wurden dort fünf Frauen- und ein Männergrab entdeckt, die vermutlich um das erste Jahrhundert vor Christus errichtet wurden. Golornamente, die als Bactrian-Gold bezeichnet werden, zeigen den aktiven Handel. der zwischen den Nomaden und Städten in weiten Teilen Zentralasiens stattfand. Die globale, vielfältige Kultur, die dort existierte, integrierte viele Elemente der griechischen, römischen, indischen und skythisch-sibirischen Zivilisation. Insbesondere eine Goldkrone, die im sechsten Grab gefunden wurde, hat die Aufmerksamkeit koreanischer Wissenschaftler auf sich gezogen, da viele von ihnen glauben, dass das Design im Zusammenhang mit dem alter Goldkronen aus dem Silla-Reich steht.   

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Eine Steinstatue von Hermes aus dem 2. Jhdt. v.Chr. wurde in Ai-Khanoum entdeckt. 


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Ein goldener Anhänger mit Intarsien in Drachen- und Menschenform wurde im zweiten Grab in Tillya Tepe entdeckt und stammt aus dem 1. Jhdt..  


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Die Elfenbeinstatue einer Göttin, die auf einem Makara steht, einem mythischen hinduistischen Meeresgetier, stammt aus einem Ausgrabungsort in Begram und wird auf das 1. Jhdt. datiert. 


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Eine runde Scheibe, die die Göttin Cybele zeigt, ist aus Silber und Gold gefertigt und mit weiterem Gold überzogen. Sie stammt aus Ai-Khanoum und wird auf das 3. Jhdt. v. Chr. datiert. 


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Ein goldenes Gefäß mit geometrischen Mustern wurde in der Nähe von Tepe Fulloi entdeckt. 


Im vierten Ausstellungsabschnitt gibt es  Kunstgegenstände aus Begram zu sehen, der florierenden Hauptstadt des Kushan-Reiches. Begram liegt nur 60 Kilometer von der afghanischen Hauptstadt Kabul entfernt und war auch als Kapici bekannt, als ein Mönch aus der Tang-Dynastie namens Xuanzang die Stadt im 7. Jhdt. besuchte. In einem alten Palast, der aus dem 1. Jhdt. stammt, wurden unter anderem Gegenstände aus Glas und Bronze, Mörtel und Lacke entdeckt. Die dort entdeckten Artefakte weisen Einflüsse aus Indien, Rom, Griechenland und China auf. Indem sie eine Stadt erleben, die einst durch den Handel an der Seidenstraße und entlang der Seestraßen florierte, erhalten Besucher einen unmittelbaren Eindruck von dem Austausch zwischen Ost und West.    

Seit ihrer Präsentation im Guimet-Museum in Paris 2006 befinden sich die alten afghanischen Kunstgegenstände auf einer Wanderausstellung durch 18 Museen in elf Ländern. Darunter sind auch die National Gallery of Art in Washington D.C., das Metropolitan Museum in New York und das British Museum in London. Korea und das National Museum of Korea sind nun die zwölfte Station der Austellung, die den 10. Jahrestag ihrer Präsentation im Ausland begeht. Im Rahmen der Schau werden Beiträge aus der Fotoausstellung „Das Afghanistan, auf das wir stolz sind“ in Partnerschaft mit dem Sitz der UNESCO in Afghanistan gezeigt, die einen Blick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Afghanistan ermöglichen. 

Von Wi Tack-whan, Chang Iou-chung
Redaktion Korea.net 
Fotos: National Museum of Korea
whan23@korea.kr