Ehrenberichterstatter

27.05.2020

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Ehrenberichterstatterin Lara hat einen Monat in einem Gosiwon verbracht. ⓒ Lara Leipholz


Von Korea.net-Ehrenberichterstatterin Lara Leipholz aus Deutschland

Bevor meine Reise nach Korea losging, musste ich mir Gedanken darüber machen, wo ich schlafe. Ich war zwar schon vorher in Korea und habe dort meist in Hostels oder in der Familie einer Freundin verbracht – aber dieses Mal wollte ich etwas länger bleiben und musste dabei natürlich auf den Preis schauen. Wenn man Koreaner fragt, wird wahrscheinlich jeder davon abraten, in einem Gosiwon (고시원) zu wohnen. Alle meine koreanischen Freunde hatten etwas Sorge um mich und Angst, dass ich dadurch vielleicht “einen falschen Eindruck“ von Korea und der koreanischen Sauberkeit bekomme. Ich wusste aber aus Erfahrung, dass Koreaner meist viel höhere Standards haben als ich persönlich, sodass ich den Schritt gewagt habe und mein Gosiwon für einen Monat gebucht hab.

Aber was ist nun ein Gosiwon?
In Deutschland könnte man es als MINI-Zimmer einer Jugendherberge beschreiben. Viele Koreaner nutzen diese Möglichkeit, um günstig in der Stadt zu wohnen und zu schlafen, wo sie zur Uni gehen, da die Mietpreise in der Hauptstadt wirklich sehr hoch sind.
Nicht jedes Gosiwon ist identisch. Es gibt Zimmer mit eigenen Waschbecken oder sogar mit Dusche. Andere (so wie meins) haben nur den “Standard“. Das heißt: ein Bett, ein ganz kleiner Schrank, ein Schreibtisch und ein Stuhl. Wenn man Glück hat, gibt es in dem Zimmer auch einen kleinen Kühlschrank. Ich fand letzteres sehr praktisch, da ich dann nicht immer für meine Lebensmittel in die Gemeinschaftsküche gehen musste. Denn diese nutzt man mit den anderen Mitbewohnern, so wie auch das Hauptbadezimmer und die Toiletten, zusammen.
Die Küche hat meist einen Reiskocher, der immer befüllt ist und an dem man sich ohne weitere Kosten bedienen kann. Ein Wasserspender, der in Korea sehr typisch ist, steht auch immer bereit und viele Gosiwons haben auch kleine Nebenspeisen oder Ramen-Nudelsuppen in der Küche zur Selbstbedienung. Außerdem gibt es WLAN und oft auch PCs zur freien Nutzung. Meine Mitbewohner waren meist Studierende aus dem Ausland, die für ihr Auslandssemester in Korea eine günstige Unterkunft brauchten. Denn günstig sind Gosiwon auf jeden Fall. Die meisten Zimmer kosten um die 10 Euro pro Nacht. Und das ist Seoul. Mitten im Leben. Der Preis ist unschlagbar.

Gibt es einen Haken?
Ich kann nur aus eigener Erfahrung berichten, wie ich das Leben in einem Gosiwon erfahren habe. Die Sauberkeit war in meinem Fall wie in jedem anderen Hostel. Völlig akzeptabel! Es war nichts grob dreckig, aber vielleicht etwas heruntergekommen und nicht mehr total in Schuss. Man darf halt kein 5-Sterne-Hotel erwarten. :) Aber zum Schlafen reicht es allemal aus. Ich fand es toll, dass ich mein eigenes kleines Reich hatte. Auch wenn man sich nur schwer um sich selbst drehen kann bei den paar Quadratmetern. Ihr solltet definitiv mit wenig Gepäck anreisen!
Die Lautstärke variiert je nach Zimmernachbar, würde ich sagen. Aber die Wände sind nicht allzu dick. Dennoch sind alle sehr rücksichtsvoll gewesen, gerade weil die meisten dort zum Studieren lebten. Die Eingangstür des Gebäudes wird wie üblich in Korea mit einem Code geöffnet, den jeder Mitbewohner bekommt. Deine eigene Zimmertür kannst du selbstverständlich mit einem Schlüssel abschließen.
Nun kommen wir zu einem Punkt, der mich persönlich sehr gestört hat und über den jeder Bescheid wissen sollte, der in einem Gosiwon leben möchte: Die Betten sind steinhart. Den einen mag das nicht so stören... Für mich aber war es einer der Hauptgründe, wieso ich mir zweimal überlege, bevor ich wieder in einem Gosiwon schlafe – es sei denn, ich kaufe mir vorher vor Ort eine neue Matratze. Ich konnte kaum schlafen. Und das lag nur an diesem Stein unter mir. Das ist so schade, weil ich mich ansonsten wirklich wohlgefühlt habe. Man hatte alles, was man zum Leben braucht. Nur mit sehr wenig und schlechtem Schlaf und fehlendem Ausruhen kommt man sehr schwer von den Strapazen einer langen Reise zur Ruhe.

Mein Fazit zum Leben in einem Gosiwon:
Der scheinbar schlechte Ruf ist schlimmer als es in Wirklichkeit ist, dort zu leben.
Wie immer im Leben ist es total abhängig davon, welche Ansprüche man an seine Unterkunft stellt. Ich persönlich würde jederzeit wieder in einem Gosiwon übernachten, wenn ich vorher probeliegen darf. Nein, Spaß beiseite. Ich fand es toll, mein eigenes Zimmer zu haben. Ich brauche kein eigenes Bad und konnte mich hervorragend mit den gemeinsamen Duschen und Toiletten arrangieren. Und gerade weil alle sie nutzen, war jeder sehr ordentlich und vorsichtig, was die Hygiene anging.
Gemeinsam die Küche zu nutzen war immer ein schönes Erlebnis am Abend. Man hat sich getroffen, nebeneinander oder zusammen gekocht und hat Menschen aus Korea, aber auch aus vielen anderen Teilen der Erde kennengelernt. Die meisten bleiben dort eine längere Zeit - ich finde aber auch für einen Trip von 2 Wochen nach Korea lohnt es sich für jeden, der alleine reist und lieber Geld für das Leben vor Ort haben möchte. Es gibt ganz sicher auch Unterschiede von Gosiwon zu Gosiwon. Sowohl preislich als auch in der Ausstattung. Ich empfehle euch auf Airbnb sowie auf koreanische Websites zu suchen und zu vergleichen. Die meisten Gosiwons vermieten erst ab einem Monat Aufenthalt. Bei Airbnb werden auch kürzere Zeiten akzeptiert und aus Erfahrung weiß ich, dass ein freundliches Nachfragen auch nachhelfen kann.


elenakubi@korea.kr

*Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.