Aufgrund der Wehrpflicht in Südkorea müssen alle körperlich fähigen koreanischen Männer mindestens 18 Monate Wehrdienst leisten. ⓒ Korea.net DB
Von
Korea.net-Ehrenberichterstatterin Zoe Kalcum aus
Deutschland
Aufgrund der weiterhin bestehenden Wehrpflicht in Südkorea sind alle körperlich fähigen koreanischen Männer dazu verpflichtet, mindestens 18 Monate Wehrdienst zu leisten. In der Marine und der Luftwaffe ist der Dienst sogar noch länger, mit jeweils 20 und 22 Monaten.
Das bedeutet für die jungen Männer für den Dienst erst einmal Zukunftspläne wie Universität oder Jobsuche verschieben zu müssen. Natürlich werden auch Beziehungen zur Familie und zu Freunden, aber vor allem auch Liebesbeziehungen, durch den Wehrdienst auf die Probe gestellt. Gerade um diese Hürde in Liebesbeziehungen von jungen Paaren hat sich in Korea eine ganz eigene Kultur entwickelt.
Wenn der Partner durch die Wehrpflicht in die Armee eingezogen wird, bezeichnen sich heutzutage viele Partnerinnen als
Gomshin (곰신). Das Wort leitet sich aus dem Satz "
gomushin goegguro shinda" (고무신 거꾸로 신다) ab, was so viel bedeutet wie "die Gummischuhe falsch herum tragen". Gummischuhe sind traditionelle Schuhe, die zum Anfang des 20. Jahrhunderts in Korea getragen wurden, und der Ausdruck steht in erster Linie für eine Liebesaffäre. Er beschreibt eine Person (meistens eine Frau), die auf ihren Partner in der Armee wartet, dabei aber eine neue Liebschaft beginnt. Bei ihrer Untreue wird sie dann von ihrem Partner erwischt und flüchtet daher so schnell, dass sie ihre Gummischuhe falsch herum anzieht.
Die Apps „Gomshin Talk“ bieten einen Countdown zum Tag der Entlassung des Partners. ⓒ Zoe Kalcum
Es scheint erst ironisch, einen Ausdruck, der für eine Liebesaffäre steht, nun abgewandelt für die Partnerinnen zu verwenden, die vorhaben über eineinhalb Jahre auf ihren zum Wehrdienst eingezogenen Partner zu warten. Aber es gibt vor allem im Internet große Communities für Gomshin, die sich gegenseitig unterstützen und in der langen Zeit des Wartens anfeuern. Obwohl es auch weibliche Soldaten gibt, sind es trotzdem größtenteils die weiblichen Partner von männlichen Soldaten, die diesen Ausdruck für sich verwenden.
Auf Apps wie
Gomshin Talk (곰신톡), die zum Beispiel ein Forum und einen Countdown zum Tag der Entlassung des Partners anbieten, wird durch den konstanten Austausch mit Gleichgesinnten das Gefühl vermittelt, dass man in seinem Warten nicht alleine ist und viele Paare in der gleichen Situation sind.
Sobald der Partner seinen Wehrdienst beendet und die Gomshin bis dahin auch auf ihren Partner gewartet hat, wird sie zu einer G
gotshin (꽃신/"Blumen tragen"). Das Warten ist vorbei und man trägt nun Blumen statt Gummischuhe. Die Herkunft dieses Ausdrucks ist ungewiss. Allerdings ist alleine schon der Gedanke, Gummi gegen Blumen einzutauschen, eine angenehme Vorstellung.
Fernbeziehungen sind vor allem zu Corona-Zeiten nicht einfach. So geht es auch Soldaten und ihren Partnern, da zur Vermeidung von Virusausbrüchen auf den Militärbasen nur eingeschränkt Urlaub vergeben oder Besuch empfangen wird. Es lässt sich also hoffen, dass ganz nach dem Ausdruck "Blumen tragen", nach einer schweren Zeit ein einfacher Weg voller Blumen auf die Paare wartet.
elenakubi@korea.kr
Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.