Ehrenberichterstatter

29.10.2021

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Gigantische Werbeplakate für „Squid Game“ mit Geld-Kugel auf dem Dach angelehnt an die Serie. Foto: YouTuber Travel Ditto @artist_ditto


Von Korea.net-Ehrenberichterstatterin Duygu Özturan aus Deutschland 

In der erfolgsreichsten Netflix-Serie „Squid Game“ gerät ein verschuldeter und geschiedener Mann namens Seong Gi-Hun über eine Telefonnummer an eine Organisation, die sein Leben materiell verändern möchte. Dafür muss er traditionelle koreanische Spiele aus seiner Kindheit spielen, die sich alle auf reale Kinderspiele von Korea beziehen. 


Zusammen mit mehr als 400 weiteren Menschen werden diese Spiele ausgetragen. Sie verlaufen natürlich dramatisch. Aus Kinderspielen werden Erwachsenenspiele. Mehr verrate ich nicht über den Inhalt. Vielleicht noch eine Sache: Squid (Ojingeo) ist nicht nur der Name eines der Spiele, es ist auch ein Wortspiel. Ojingeo ist eine koreanische Beleidigung, die sich auf das Aussehen eines Menschen bezieht. Zuschauer*innen können sich demnach auf „hässliche“ Spiele gefasst machen. Eines der Spiele ist ein Tintenfisch-Spiel.

In 65 Ländern befindet sich „Squid Game“ an der Spitze der Serien-Charts, darunter Südkorea, die USA, Vietnam, Pakistan, Polen, Marokko, Mexiko sowie die Türkei - so FlixPatrol, eine bekannte amerikanische Videodatenbank (Stand: 26.9.). Auch in Deutschland belegt die Serie den ersten Platz, gefolgt von den amerikanischen Serien „Sex Education“ und „modern Family“. Einen großen Hype schürt die Serie definitiv.

Sprechende Roboter-Puppe als Mittelpunkt des Spieles „Ochs am Berg“. Foto: YouTuber Travel Ditto @artist_ditto


An der berühmten U-Bahnhaltestelle „Itaewon“ im internationalen Viertel Seouls wurde noch vor Start der Serie ein großes Set aufgebaut, das viele Aspekte der Serie in interaktiver Form darbietet. Schaukeln, Rutschen, Murmeln und eine sprechende Roboter-Puppe sind einige davon. Anwohner*innen und Fans kommen seither in Scharen hierher, um Fotos zu schießen und das Set zu erkunden. Einer der Schauspieler in rotem Anzug soll ebenso am ersten Tag anwesend gewesen sein. Der rote Anzug ist ein Markenzeichen der Serie geworden, der stark an die roten Anzüge der spanischen Serie „Haus des Geldes“ erinnert. Viele Parodien drehen sich um die Männlein in rot. Andere inhaltliche Aspekte wiederum ähneln der amerikanischen Serie „Die Tribute von Panem - The Hunger Games“. Auch die japanische Serie „Alice in Borderland“ wird gerne mit „Squid Game“ verglichen. In den letzten Jahren hat sich definitiv dieses Genre immer weiter durchsetzen können in der Serienlandschaft.


Genauso durchdacht wie das Set in Itaewon ist, sind auch die Sets innerhalb der Serie durchdacht. Die bunten Treppen, die eine optische Täuschung erzeugen, sind ziemlich eindeutig inspiriert von der lithografischen Arbeit „Relativity“ des niederländischen Künstlers M.C. Escher. Dies trägt nicht nur zur Mystik der Serie bei, sondern steht auch im Kontrast zum Inhalt. In diesem bunten Set wird eine kapitalistische Gesellschaft und ein Klassenkampf, von dem auch Korea nicht verschont ist, thematisiert. Und das ziemlich erfolgreich. Einmal angefangen, kann man nicht mehr aufhören weiterzuschauen. Einzig der Plot-Twist um den alten Mann Oh Il-Nam habe ich als unpassend empfunden. Schade ist auch, dass wenige Frauencharaktere teilhaben. Stattdessen kann man sich auf ein internationales Gesicht mit Cliché-Namen freuen: Pakistanischer Arbeitermigrant Abdul Ali gespielt von Tripathi Anupam aus Indien. Ich frage mich immer noch, was mit dem Polizisten Hwang Jun-Ho letztlich passiert ist, und hoffe, dass es zu einer zweiten Staffel kommt, wie am Ende in Aussicht gestellt wurde.

Ästhetik: ★★★★★
Besetzung: ★★★★★
Gefühl: ★★★☆☆
Spannung: ★★★★★
Mehrfache Ansehbarkeit: ★★☆☆☆
Suchterzeugung: ★★★★★
Überraschungsmomente: ★★☆☆☆
Fazit zur Serienmarathoneignung: ★★★★★


jesimin@korea.kr

Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.