Andreas Fronk mit dem Regisseur Bong Joon-ho beim Dreh des Films „Okja”.
Von Korea.net-Ehrenberichterstatterin Alaa Atef Ebada aus Ägypten |
Deutsche Übersetzung von Ehrenberichterstatterinnen Jasmin Mikolay und Karina Gur | Fotos: Andreas Fronk
Andreas Fronk, ein in Südkorea lebender deutscher Kampfkünstler, Actionschauspieler und Stuntman, hat kürzlich in zwei wichtigen Actionfilmen im koreanischen Kino mitgewirkt: „Hunt“ und „Carter“.
Als Absolvent des Stunt- und Action-Trainingsprogramms an der Seoul Action School (SAS) im Jahr 2018 möchte Andreas Fronk Koreas erster führender ausländischer Actionfilmschauspieler werden. Er schaffte es bereits in mehreren koreanischen Produktionen mitzuwirken. Die Liste ist beeindruckend, denn darunter befinden sich Actionfilme wie „V.I.P.“ (kor. Originaltitel: „브이아이피”, 2017), „The Attack – Enter the Bunker (Take Point)“ (kor. Originaltitel: „PMC: 더 벙커”, 2018), „The Clone – Schlüssel zur Unsterblichkeit (Seobok)“ (kor. Originaltitel: „서복”, 2021). Außerdem war er auch in den Filmen „Okja“ (kor. Originaltitel: 옥자, 2017)“ und „Parasite“ (kor. Originaltitel: „기생충”, 2019) von Regisseur Bong Joon-ho zu sehen. Neben Filmproduktionen stand er auch für verschiedene Werbespots für führende koreanische Unternehmen wie zum Beispiel Samsung, KIA, LG, Korea Telecom (KT) oder SK vor der Kamera.
Dieses E-Mail-Interview mit Andreas Fronk wurde direkt nach der Veröffentlichung des Films „Carter“ am 7. August geführt, um mehr über die Hintergründe der koreanischen Actionfilmindustrie zu erfahren. Andreas erzählte dabei, er lebe seit 2008 in Seoul und sei ab 2016 in Fernsehsendungen aufgetreten: „Filme waren schon immer meine Leidenschaft und asiatische Actionfilme und -stars wie Bruce Lee und Jackie Chan haben meine Passion für Asien und die Kampfkunst noch mehr wachsen lassen. Während ich Taekwondo unter einem koreanischen Meister trainierte, wurde ich immer neugieriger auf Südkorea und die Kultur. So sehr, dass ich nach meinem Universitätsabschluss beschloss, eines Tages Deutschland zu verlassen und dort zu leben.”
Andreas Fronk in der Kampfszene mit Schauspieler Joo Won. Der koreanische Action-Adventure-Film „Carter” ist am 5. August erschienen und steht auf Platz 1 in der globalen Filmkategorie von Netflix.
Über das Kennenlernen und Studieren der koreanischen Kultur und den Einstieg in die koreanische Actionfilmindustrie fügte er hinzu: „Bereits in Deutschland habe ich angefangen, mich mit der koreanischen Sprache und Kultur zu beschäftigen, habe alle Bücher und Filme gekauft, die ich auf eBay finden konnte und an Bildungskursen teilgenommen. Ich kam zunächst als Expat-Arbeiter für einen deutschen Modehersteller nach Korea. Zehn Jahre später entschied ich mich, Actionschauspieler zu werden. Während der Dreharbeiten zu „The Attack – Enter the Bunker (Take Point)“ lernte ich einen Stunt-Regisseur von Koreas ältestem und größtem Stuntteam, der Seoul Action School (SAS), kennen und er lud mich ein, dass ich ihn dort besuche, um gemeinsam zu trainieren. Dann meldete ich mich für das 6-monatige Stunt-Trainingsprogramm zum Stuntman an. Nach erfolgreichem Abschluss 2018 traf ich die Entscheidung, Koreas erster ausländischer Actionfilmschauspieler zu werden und trainiere und verbessere seitdem meine Fähigkeiten.“
Zu seinen neusten Auftritten in den Erfolgsfilmen „Carter“ und „Hunt“ sagte Andreas: „Weil meine Szenen mit dem nächsten Film immer größer und besser werden, ist mein Favorit immer der letzte Film, den ich gedreht habe. Letztes Jahr haben wir „Carter“ und „Hunt“ etwa zur gleichen Zeit gedreht und beide sind jetzt meine Favoriten, vor allem, weil die Actionszenen so unterschiedlich sind. Der Faustkampf in „Carter“ mit dem Schauspieler Joo Won ist kurz, aber intensiv. Er wurde in enormer Höhe mit Drahtseilen gedreht, an denen wir zur Sicherheit befestigt waren, und die One-Cut-Technik machte ihn so interessant. Das alles macht es zu einer großartigen Referenz für meine Stunt-Aufführung. Die Aufnahme in „Carter“ war ziemlich kompliziert. Alle hingen an den Drahtseilen, einschließlich des Kameramanns, der zugleich auch der Martial Arts Director war.
Andreas mit dem Schauspieler Lee Jung-jae: „Hunt” wurde zur Vorführung bei den 75. Filmfestspielen in Cannes und bei den Gala Präsentationen des 47. Internationalen Filmfestivals in Toronto eingeladen.
Über den Film „Hunt”, unter der Regie des Schauspielers Lee Jung-jae, fügte er hinzu: „Andererseits ist die Actionszene am Anfang von „Hunt” eine aufregende Action-Verfolgungsjagd mit Waffen, die ein vollautomatisches Maschinengewehr und coole Sprüche meines Charakters beinhaltet. Ich glaube, das war eine großartige Eröffnungsszene für den Film, um den allgemeinen Ton anzugeben und das Publikum in Aufregung zu versetzen. Gute Regie von Lee Jung-jae.”
Andreas sprach auch über seine erste Arbeit mit dem Regisseur Bong Joon-ho: „Zufällig war der erste Film, bei dem ich mitgewirkt habe, Bong Joon-hos „Okja”. Es ist toll, mit Regisseur Bong zusammenzuarbeiten. Er weiß genau, was er will, und kommuniziert es ruhig, respektvoll und höflich. Die Arbeitsatmosphäre mit ihm ist entspannt und gemütlich. Jeder am Set hat immer gute Laune und die Produktion läuft reibungslos und professionell ab. Es war eine großartige erste Erfahrung, die sich wiederholt hat, als wir zusammen mit seinem Team an „Parasite” gearbeitet haben. Ich hoffe wirklich noch einmal mit ihm zusammenarbeiten zu können und dann natürlich eine größere Rolle zu bekommen.”
Standbild aus einer Kampfszene des Films „The Clone – Schlüssel zur Unsterblichkeit“ mit Schauspieler Gong Yoo.
Außerdem hat er zugegeben, dass die Arbeit mit Gong Yoo und Park Bo-gum am Film „The Clone – Schlüssel zur Unsterblichkeit“ eine “große Transformationserfahrung” war, „weil die physische Natur der Szene und die enge Schauspielarbeit mit beiden Hauptdarstellern zur selben Zeit hat so viel zu meinem Verständnis dieser Kunst beigetragen. Ich war zum ersten Mal im Stunt- bzw. Action-Genre auf der Leinwand.“
Während er seine Gedanken über die Gründe für die Steigerung der Beliebtheit des koreanischen Kinos darlegt, sagt er: „Das koreanische Kino ist am besten, wenn der Regisseur die Freiheit hat, sein Werk und das Originaldrehbuch ohne Einschränkungen von der Produzentenseite umzusetzen. Deswegen ist mein Lieblingsfilm aller Zeiten „Old Boy” von 2003, wo man sehen kann, wie sich die Kreativität entfaltet, sobald die Geschichte weitergeht. Das kann man auch am Erfolg von „Squid Game” aus dem letzten Jahr sehen. Mit einer originellen Geschichte, fesselnden Charakteren und einer sich natürlich entwickelnden Handlung wird der Erfolg mit Sicherheit kommen.
Der gebürtige Ulmer, Andreas Fronk, feiert in Südkorea in der Actionfilmindustrie Erfolge. Das hat ihm in der Presse in Süddeutschland den Vergleich als Koreas Bruce Willis eingebracht.
Am Ende des Interviews gibt Andreas einen Rat an ausländische Talente, die Teil der koreanischen Entertainment-Industrie werden möchten: „Abgesehen von Fähigkeiten und der Leidenschaft, die ihr in jeder Branche braucht, um erfolgreich zu sein, müsst ihr in Korea zusätzlich die Sprache bis zu einem gewissen Grad lernen, um zumindest mit dem Produktionsteam kommunizieren zu können. Aber noch viel wichtiger ist eure Einstellung bezüglich anderer Menschen und eure Fähigkeit, euch innerhalb der koreanischen Kultur zu verhalten. Dafür müsst ihr extrem aufgeschlossen und willig sein, in die koreanische Gesellschaft einzutauchen und die Kultur zu erleben.”
jesimin@korea.kr
Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus aller Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft für Korea.