Ehrenberichterstatter

16.09.2022

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Das Siegergericht bestand aus zwei Gerichten in einem - mit Gurkenkimchi und Kimchi als Banchan. Die dazugehörige Köchin Raja Kaiser präsentiert stolz ihre erkochte Auszeichnung. Die Fotocollage wurde mit Canva erstellt. ⓒ Jasmin Mikolay


Von Korea.net-Ehrenberichterstatterin Jasmin Mikolay aus Deutschland

Am 4. September 2022 fand in Bonn zum ersten Mal die Austragung eines ganz speziellen Kochwettbewerbs statt. In Kooperation mit dem Ministry of Agriculture, Food and Rural Affairs sowie dem Korean Food Promotion Institute schrieb die Botschaft der Republik Korea, Außenstelle Bonn in der Bundesrepublik Deutschland im Juni 2022 einen Hansik Contest auf ihrer Webseite aus. Das diesjährige Thema dazu lautete „Kimchi“.

Das ist auch kein Wunder, denn Kimchi wird eine wichtige Bedeutung zugemessen. Zum einen ist es das koreanische Nationalgericht und zum anderen das Herz der koreanischen Küche. Hansik, so wie Koreaner*innen ihr koreanisches Essen nennen, bietet einen abwechslungsreichen Genuss. Ob als Beilage oder zum Beispiel als Hauptgericht in Eintopf-Form wie Kimchi Jjigae (Eintopf mit Kimchi). Kimchi ist definitiv die Art von Essen, die Koreaner*innen am meisten verspeisen. Aktuell existieren über 300 verschiedene Kimchi-Sorten. Über die letzten Jahre hat sich vor allem der fermentierte Napakohl auch zu einer weltweiten Beliebtheit entwickelt. Das liegt daran, dass Kimchi zu einer der geheimnisvollsten Speisen der Welt zählt. Es schmeckt nie gleich, ist stets wandelbar in der Zubereitung und entwickelt sich ständig weiter.

Der Kochwettbewerb selbst beinhaltete zwei Teile. Für die Vorrundenauswahl mussten alle Teilnehmer*innen einen Rezeptvorschlag einsenden. Dabei wurde Wert darauf gelegt, den kompletten Kochvorgang entweder als Video oder durch Fotos dokumentiert einzusenden. Der zweite Teil fand live vor Ort im Kochatelier Bonn statt. Für diese Endrunde wurden aus allen Einsendungen zehn Finalisten ausgewählt.

Das Rahmenprogramm sah wie folgt aus: Zuallererst erfolgte die organisatorische Platzeinweisung. Dabei wurde demonstriert, wo welches Küchenutensil zu finden ist und wie genau die Herdplatte im Kochatelier technisch funktioniert. Nach kurzem Aufbau und Herrichtung aller Zutaten, Geschirrteilen und Kochzubehör gab es zum Einstieg der Veranstaltung eine Video-Präsentation über Kimchi. Kurz darauf hielt Generalkonsul Seung-jae Huh zum ersten Mal auf Deutsch eine Rede als Grußwort. Anschließend wurde die Jury kurz vorgestellt, zu der unter anderem Sterneköchin Sarah Henke zählte.

Ein paar Eindrücke vom Kochevent in Bonn: Kimchi in seiner kreativen kulinarischen Vielfalt. ⓒ Jasmin Mikolay


Dann hieß es auch schon für die Kochteilnehmer*innen: Ran an den Kochlöffel! 60 Minuten hatten die Kanditat*innen in einem Wettlauf gegen die Zeit. Es wurde mariniert, gebraten, püriert, erhitzt und vieles mehr. Die Vielfalt war groß, denn es wurde mit Fleisch, aber auch vegan gekocht. Gegen Ende der Zeit mussten alle Speisen stilvoll angerichtet werden. Diese konnten sich alle sehen lassen. Denn sie waren ein wirklicher Augenschmaus und hatten Meisterkochqualitäten. Die Jury durfte sich durch alle servierten Schüsseln, Teller und Platten probieren. Sorgfältig prüften sie die Gerichte nach verschiedenen Kriterien und schrieben ihre Expertenbewertungen auf ihr Klemmbrett. Währenddessen durften alle anderen an einem kleinen Kimchi-Quiz teilnehmen. Nach dem Probieren und einer kurzen Beratungszeit seitens der Jury wurden die ersten drei Plätze verkündet. Dabei ging der erste Platz an Raja Kaiser, die sich mit ihrer Kreation „Bokkeumbap (볶음밥, gebratener Kimchi Reis), Kimsambok (김삼복, eingelegter gebratener Schweinebauch mit Kimchi, Lauch und Reis) auf einem Sesamblatt mit eingelegten Radieschen und dazu Gurkenkimchi Oi Kimchi“ den Sieg holte. Über ihren erkochten Erfolg war sie verwundert und ein bisschen schockiert. Sie fand: „Es waren so viele tolle und auch total unterschiedliche Interpretationen dabei, die man nur sehr schwer miteinander vergleichen kann. Aus meiner Sicht sind alle Gerichte Gewinner.“


Bei einem ausführlichen Zoom-Interview am 7. September 2022 wurde mit der Gewinnerin des deutschen Hansik Contests 2022, Raja Kaiser, über die koreanische Küche und Kimchi geredet. Dabei hat Raja erzählt, dass sie Kimchi jetzt mag, aber dass es keine Liebe auf den ersten Blick war: „Als deutsche Europäerin war es am Anfang schwierig. Ich liebe scharfes Essen, aber diese Säuresachen sind nicht ganz so mein Geschmacksprofil. Erst durch die Jahre bin ich da hineingewachsen.“ Bei ihren Koreareisen wurde ihr erstmals bewusst, dass Kimchi für Koreaner*innen eine extrem wichtige Rolle spielt. Sie sagte dazu: „Kimchi war immer etwas, was man zu jeder Mahlzeit bekommen hat. Und das waren unterschiedlichste Arten von Kimchi. Das war das erste Mal, dass das für mich klar wurde, was für ein wichtiger Bestandteil das bei der koreanischen Kultur ist, dass man wirklich zu jeder Mahlzeit – morgens, mittags, abends – Kimchi bekommt und auch in ganz unterschiedlichen Reifeprozessen.

Auf die Nachfrage, wovon ihr Siegerrezept inspiriert wurde, erzählte Raja: „Koreanisches BBQ war eins der ersten Gerichte, in die ich mich mit der Zeit in die koreanische Küche verliebt habe. Da haben es mir vor allem die Banchans und das scharfe Schweinefleisch angetan und deswegen ist davon auch mein Gericht inspiriert.“ Über die koreanische Küche fügte sie hinzu: „Was ich daran total gut finde, ist die Vielfalt, die unterschiedlichsten Sachen, die man haben kann und auch gerade, wenn man irgendwo zu Gast ist, dass es einfach einen sehr reichhaltigen und bunt gedeckten Tisch gibt mit dieser Unmenge an Banchans und auch viel Gemüse und ich finde es schön, dass die koreanische Küche dieses Scharfe, Süße, Saure, Milde, Frische – also einfach sehr viele Gegensätze hat, die miteinander verbunden sind.“ Die Herstellung von Kimchi hat Raja von ihrer koreanischen Schwiegermutter sowie aus zahlreichen Kochbüchern gelernt. Ihr intensives Kochhobby hat sie auch während der Pandemiezeit versucht beizubehalten. Dafür hat sie sich mit Online-Kochkursen weitergebildet, um tieferes Fachwissen zu erhalten. Darunter befanden sich auch zwei Kimchi-Kurse. 

Da Raja demnächst ihre Hochzeitsreise nach Korea mit ihrem Mann antritt, sagte sie mit einem Lächeln auf die Nachfrage, was sie denn mit ihrem erhaltenen Preisgeld machen wird: „Essen steht natürlich auf unserem Programm, daher gehen wir vielleicht in ein schickeres Restaurant und einen Makgeolli-Kurs habe ich schon gebucht.“ Auch dem Thema Kimchi bleibt sie bei ihrer Reiseplanung treu, wie sie weiter verriet: „Ich möchte tatsächlich auch das Kimchi-Museum besuchen und einen Kimchi-Kurs in Seoul belegen. Aber da müssen wir erst abwarten, ob der zu Stande kommt und wir einen Platz dafür bekommen.“

Generalkonsul der Außenstelle der Botschaft der Republik Korea Huh Seung-jae (Mitte) mit allen Teilnehmer*innen und deren Gästen. ⓒ Choi Yongjun 


Auch ich selbst war unter den auserwählten zehn Teilnehmer*innen, die mitkochen durften in der Endrunde. Mit meiner Kimchi-Kreation habe ich zwar nicht gewonnen, aber viele neue Eindrücke und Geschmackserlebnisse sammeln können. Gerade aus deutscher Sicht war es interessant zu sehen, dass das Fermentieren wieder trendiger wird. Denn dieser Prozess ist etwas, das mit Sauerkraut beispielsweise zwar zu der deutschen Kultur gehört, aber durch die Jahre hinweg etwas in Vergessenheit geraten ist und teilweise in privaten Haushalten verlernt wurde, selbst herzustellen. Daher war es schön, kochbegeisterte Leute zu treffen, die weltoffen sind und fermentiertes Gemüse wie Kimchi traditionell sowie modern zubereiten können. Kochen verbindet aber nicht nur Menschen in Deutschland. Auch andere Länder wie zum Beispiel Thailand oder Brasilien riefen beziehungsweise rufen 2022 zum Kochen der koreanischen Küche mit einem Hansik Contest auf.


jesimin@korea.kr

Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.