Gangman Style bei 34 Grad im Sommer in Seoul. Heiß, aber großartig
Von Ehrenberichterstatter Manuel Guthmann aus Deutschland | Fotos: Manuel Guthmann
Der Sommer ist für viele die naheliegende Zeit zum Reisen, sei es wegen der Ferien, längerer Urlaubstage oder einfach, weil der Wunsch nach einem Tapetenwechsel in den warmen Monaten besonders groß ist. Wer überlegt, Korea im Sommer zu besuchen, stellt sich früher oder später die Frage: Wie fühlt sich diese Jahreszeit in der Hauptstadt Seoul an?
Ich war zu verschiedenen Jahreszeiten in Korea und besonders in Seoul unterwegs, darunter mehrfach im Sommer. Wer in dieser Zeit die Hauptstadt besucht, sollte das Wetter und die Regenzeit kennen. Mit den richtigen Tipps und einer Portion Abenteuerlust wird die Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Der Sommer hat zwei Gesichter: Hitze und Regenzeit
Der Sommer in Seoul ist intensiv. Temperaturen über 30 Grad sind keine Ausnahme, sondern die Regel. Besonders im Juli und teils noch bis Anfang August prägt die Regenzeit das Wettergeschehen. Es regnet nicht ununterbrochen, aber oft heftig. Regen tritt sowohl tagsüber als auch abends auf. Regenschirme gehören deshalb zur Standardausrüstung, genauso wie Flipflops oder Sandalen, denn nasse Socken in Sneakers machen bei 30 Grad keinen Spaß. Die heißeste Zeit des Jahres ist der August mit durchschnittlich 30 Grad. Es wurden aber auch schon 38 Grad in Seoul gemessen.
Im Juli und August gibt es in Seoul gut 15 Regentage pro Monat. Man sollte immer einen Regenschirm dabeihaben
Sehr praktisch, dass man den Regenschirm, bevor man ein Café, Restaurant oder Shop betritt, trocknen oder in eine Plastikhülle stecken kann
Trotz der Hitze gibt es durchschnittlich nur sechs bis sieben Sonnenstunden am Tag. An manchen Tagen kann es abends spürbar auf bis zu 14 Grad abkühlen. Aktuell ist es allerdings mit 30 bis 35 Grad in Seoul ziemlich heiß. Auch nachts liegen die Temperaturen kaum unter 23 Grad.
Zwischendurch ein Iced Americano oder ein Eis erfrischt im Sommer sehr
Packen mit Plan: Tipps für den Koffer
Wer Korea im Sommer besucht, sollte neben luftiger Kleidung unbedingt Sonnencreme, einen Cap oder einen Hut sowie Sonnenbrille einpacken und vor allem viel trinken. Ein tragbarer Fächer oder Taschenventilator gehört für viele Koreaner zum Alltag.
Ob im Hotel, AirBnB oder der eigenen Wohnung: Eine Klimaanlage ist ein Segen, besonders Nachts
Praktische Lösungen gegen Hitze im Stadtalltag
Was mich aber besonders beeindruckt hat, ist, wie gut Seoul mit dieser Jahreszeit umgeht. Es sind keine großen Worte, sondern praktische Lösungen, die den Alltag angenehmer machen.
An vielen Ampeln stehen fest installierte Sonnenschirme, die Fußgänger vor der direkten Sonne schützen. Man merkt sofort, wie viel angenehmer es ist, wenn man nicht in der Hitze auf das grüne Licht warten muss.
Eine Innovation: Sonnenschirme an den Ampelanlagen in Seoul, die vor Sonne und Hitze schützen
Noch besser sind die Bushaltestellen, die ich so sonst nirgends gesehen habe. In mehreren Stadtteilen gibt es Haltestellen mit Klimaanlagen oder Lüftungssystemen. An manchen wird über feine Düsen kühlender Wasserdampf versprüht, sobald sich jemand darunter stellt. Die Technik funktioniert berührungslos und sorgt sofort für spürbare Erfrischung. Bushaltestellen als kleine klimatisierte Rückzugsorte gehören für mich zu den besten Beispielen dafür, wie technologische Lösungen den Alltag tatsächlich verbessern können.
In Seoul findet man an Bushaltestellen sehr oft eine Klimaanlage
Auch an anderen Stellen der Stadt gibt es praktische Ideen, die funktionieren. In vielen Wohnvierteln und an stark frequentierten Kreuzungen wurden große Sonnendächer installiert. Auf Plätzen wie dem Gwanghwamun Square sorgen feine Wasserdüsen dafür, dass sich die Umgebung bei Sommerhitze spürbar abkühlt. Auf einigen öffentlichen Gebäuden wurden Dächer weiß gestrichen, um die Sonneneinstrahlung zu reflektieren und Innenräume angenehm zu kühlen.
Ein gutes Beispiel ist Seoullo 7017, die umgebaute ehemalige Autobrücke bei Seoul Station. Dort wurden für den Sommer zusätzliche Schattenflächen geschaffen und Zonen mit Sprühnebel eingerichtet, die die Lufttemperatur messbar senken. Diese durchdachten Maßnahmen machen den Aufenthalt im Sommer deutlich angenehmer. Man merkt, dass Seoul den warmen Monaten aktiv begegnet, ohne das öffentliche Leben einzuschränken.
Schon ein paar Wasserspritzer am Gwanghwamun-Platz können erfrischen, wie hier an der Statue von Admiral Yi Sun-sin
Von Park bis Brücke: Sommerorte in der Stadt
Wer gut vorbereitet ist, kann den Sommer in Seoul in vollen Zügen genießen. Trotz der Hitze und gelegentlicher Regenschauer spielt sich vieles draußen, in Parks, am Fluss, auf Märkten oder im Nachtleben ab. Die folgenden Tipps und Eindrücke zeigen, wie abwechslungsreich und lebendig sich die Stadt in dieser Jahreszeit präsentiert.
Hangang: Das sommerliche Wohnzimmer der Stadt
Egal ob bei Hitze oder nach einem Regenschauer, ein Ort zieht mich im Sommer in Seoul immer wieder an: der Hangang River. Entlang des Flusses gibt es zahlreiche Parks, Fahrradwege, Sportplätze und Picknickflächen.
Auf dem Weg zum Hangang Ufer in Yeouinaru, um den Tag zu genießen
Ob bei Tag oder Nacht, ob unter der Woche oder am Wochenende, die Ufer des Hangang River sind immer gut besucht
Der Hangang Park lockt mit grünen Liegewiesen viele Menschen an und am Wochenende sieht man hier Familien unter Zeltdächern, Pärchen mit Picknickdecken und Gruppen von Freunden, die Hühnchen und Bier aus dem Convenience Store genießen. Viele Koreaner genießen den Sonnenuntergang oder beobachten die Lichter der Stadt.
Die Koreaner genießen den Sommer gerne im Hangang Park
Magische Momente an der Banpo-Brücke
Ein Highlight des Sommers ist die Moonlight Rainbow Fountain Show an der Banpo-Brücke. Zwischen April und Oktober verwandelt sich die Brücke jeden Abend in ein farbenfrohes Wasserspektakel mit Musik. Besonders an warmen Sommerabenden ist die Atmosphäre hier einzigartig. Die Shows finden mehrmals täglich statt und gehören zu den beliebtesten Attraktionen an warmen Abenden.
Wechselnde Beleuchtung bei der Moonlight Rainbow Fountain Show an der Banpo-Brücke
Im Sommer zieht es viele Menschen zu Festen oder an die Banpo-Brücke
Kultur, Shopping und Nachtleben
Wenn die Mittagshitze zu intensiv wird, finde ich in klimatisierten Einrichtungen wie der COEX-Mall oder Museen eine willkommene Abwechslung. Auch ein Besuch im Seoul Museum of Art oder ein Spaziergang entlang der alten Stadtmauer bieten angenehme Momente der Ruhe.
Sommeralltag in Seoul: Ob volle U-Bahn oder im beim entspannen Spielen in der Stadt
Shopping-Fans und Streetfood-Fans zieht es in die bunten Straßen von Myeongdong, während Nachtschwärmer das kreative und energiegeladene Nachtleben in Hongdae entdecken, mit Clubs und Straßenmusik bis tief in die Nacht.
energiegeladene Nachtleben in Hongdae entdecken, mit Clubs und Straßenmusik bis tief in die Nacht. Die Koreaner lieben BBQ. Oft sind die Restaurants nach außen offen
Sommergenuss auf Koreanisch: Leichtes, Herzhaftes und Essen unter freiem Himmel
Essen spielt in Korea zu jeder Jahreszeit eine zentrale Rolle, doch im Sommer bekommt es einen ganz eigenen Charakter. Viele Gerichte sind leichter, kühler oder besonders erfrischend. Beliebt sind zum Beispiel Naengmyeon, kalte Buchweizennudeln in eisiger Brühe, oder frisch zubereitete Banchan, die vielfältigen Beilagen, die zu jeder Mahlzeit gehören. Auch gegrillter Fisch, saisonales Gemüse und gekühlte Getränke sorgen für kulinarische Abkühlung.
Besonders erfrischend im Sommer: Naengmyeon, kalte Buchweizennudeln in eisiger Brühe
Und zum Nachtisch? Bingsu, ein beliebtes Eis-Dessert mit feinem, schneeartigem Eis, Kondensmilch, Früchten oder süßen Bohnen, gehört im Sommer einfach dazu.
Koreanisches Bingsu ist Erfrischung pur
Doch nicht nur das Was ist wichtig, auch das Wo. In den warmen Abendstunden verlagert sich das kulinarische Leben nach draußen. Überall in der Stadt sieht man Menschen beim Korean BBQ draußen sitzen, auf Restaurantterrassen, in kleinen Gassen oder an Tischen mit eingebautem Grill, wo direkt am Platz über Holzkohle oder Gas gegrillt wird. Auch die traditionellen Pojangmacha, mobile Straßenstände mit Plastikplanen, sind in dieser Zeit besonders gefragt. Hier trifft man sich unter freiem Himmel, bestellt verschiedene kleine Gerichte und stößt mit Soju oder Bier auf den Abend an.
Egal bei welchem Wetter. Beim Essen in den Pocha herrscht gute Stimmung
Für Gäste, die im Sommer nach Seoul kommen, ist es eine schöne Möglichkeit, ganz unkompliziert mit der lokalen Küche und den Menschen in Kontakt zu kommen. Oft geschieht das spontan und immer authentisch.
Sommerhighlights für alle Sinne
Ein Bingsu oder Matcha, eine Baseball-Nacht im Stadion oder ein Besuch beim Waterbomb Festival, der Sommer in Seoul bietet eine Vielfalt an Erlebnissen. Wer es ruhiger mag, kann in einem der Tempel zur Ruhe kommen oder entlang des Cheonggyecheon spazieren, eines kühlen Wasserlaufs mitten in der Stadt. Auch Lotusblütenfeste oder nächtliche Stadtführungen sorgen für Abwechslung.
Knapp 11 Kilometer ist der Cheonggyecheon Stream in Seoul. Viele halten im Sommer gerne ihre Füße rein
Mein kurzes Fazit
Die koreanische Hauptstadt Seoul lebt im Sommer, mit allem, was dazugehört, und ist ein einziges Abenteuer: laut, bunt, nass, heiß.
Dieser Artikel wurde von einem Korea.net-Ehrenberichterstatter verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.
dlektha0319@korea.kr