Es gibt einen Holzkünstler, der Holzblöcke in Kunstwerke verwandeln kann, indem er nur seine Meißel verwendet. Sein Name ist Meister Heo Kil-yang, und er schnitzt seit 1969 buddhistische Statuen aus Holz.
Heo enthüllte kürzlich eine neue Sammlung von 33 Statuen, die Bicheon darstellen, tugendhafte himmlische Mägde, die in der buddhistischen Welt auch Devas genannt werden. Er zeigt sie zum ersten Mal seit über zehn Jahren in der Öffentlichkeit. Die Ausstellung trägt den Titel „Kiefern verwandeln sich in Bicheon“.
Im Jahr 2002 präsentierte er seine erste Ausstellung, in der er 33 Statuen des Bodhisattva Avalokitesvara aus Gingkoholz zeigte. Dieses Mal hat er 33 Deva-Statuen aus Kiefernholz geschnitzt, für die er Baumstämme mit mehr als 80 Zentimetern Durchmesser verwendet hat.
„Eine Bicheon, die Tee anbietet”, wurde von Meister Heo Kil-yang geschnitzt und zeigt eine Bicheon oder buddhistische Deva, die Buddha und den Bodhisattvas reinen Tee anbietet (Foto mit freundlicher Genehmigung von Heo Kil-yang).
Die Bicheon, die auch als himmlische Mägde oder Gandharvas bekannt sind, wurden durch ihre lebendige Darstellung in seinen Skulpturen zum Leben erweckt. Laut Heo zog er seine Hauptinspiration aus den Bicheon-Figuren, die auf der göttlichen Glocke von König Seongdeok abgebildet sind, aus den Bicheon, die sich auf den Balken der Daewoongjeon, der Haupthalle des Tempels Sudeoksa in Chungcheongnam-do (Provinz Süd-Chungcheong), befinden und aus anderen buddhistischen Gemälden und Wandmalereien. Er ließ in seine Werke auch noch ein wenig von seiner eigenen Fantasie einfließen.

„Eine Bicheon, die auf einer Laute mit einem Phönixkopf spielt“ des Künstlers Heo Kil-yang (oben) zeigt eine Bicheon, eine himmlische Deva, die langsam durch den Himmel fliegt, während sie auf einer Laute spielt. Eine weitere Schnitzerei von ihm, „Eine Bicheon, die auf einer Trommel spielt“ (unten), ist die Schnitzerei einer himmlischen Magd, die mit einem herzerwärmenden Lächeln auf den Lippen auf einer Trommel spielt (Foto mit freundlicher Genehmigung von Heo Kil-yang).
„Zunächst einmal wähle ich sorgfältig ein großes Stück aus dem Stamm einer Kiefer aus, der einen Durchmesser von mindestens 80 Zentimetern hat“, sagte Heo. „Ich benutze niemals Sandpapier und verwende nur meine Holzmeißel, um die Oberfläche zu glätten.“
Wie vom Meister beschrieben, wiederholt er immer wieder den Prozess des Schnitzens und Glättens. Die 33 Bicheon-Statuen, die nach solch anstrengenden manuellen Tätigkeiten entstanden sind, wurden nun zum Leben erweckt. Einige Schnitzereien sehen so aus, als ob die Deva graziös vom Himmel hinunterfliegt, um ihrem Buddha Essen anzubieten oder auf einer Laute zu spielen.
Die hauchdünnen Kleider der Gottheiten sind mit Mustern von Baumringen geschmückt, während jede einzige der dünnen Saiten der Instrumente ganz fein aus Bambus geschnitzt wurde.
Der Künstler begann 1969 im frühen Alter von 15 Jahren mit der Holzschnitzerei und ging bei renommierten Meistern der buddhistischen Kunst in die Lehre. Seitdem hat er mehr als 45 Jahre seines Lebens dem Schnitzen religiöser Holzstatuen gewidmet.
Korea.net traf den Meister, der versucht, diese Tradition der buddhistischen Kunst aufrecht zu erhalten, um von ihm über seine 45-jährige Erfahrung in diesem Bereich zu hören.
Holzschnitzmeister Heo Kil-yang (Foto mit freundlicher Genehmigung von Heo Kil-yang)
1. Sie sind seit mehr als 45 Jahren in diesem Bereich der Holzschnitzerei tätig. Wir würden gern mehr darüber erfahren, was Sie dazu veranlasst hat, den Berufsweg des Holzschnitzers einzuschlagen.
Meine Mutter war eine tiefgläubige Buddhistin. Vor meinem Eintritt in die Grundschule habe ich ein Jahr lang als junger Mönch im Tempel Seonamsa in Jeollanam-do (Provinz Süd-Jeolla) gelernt. Ich war immer von Mönchen umgeben, die etwas geschnitzt haben. Es hat mir Spaß gemacht, ihnen zuzusehen, wie sie mit ihren Werkzeugen und Materialien schnitzten und arbeiteten.
Ich bin mir nicht sicher, ob mich diese Erfahrung später beeinflusst hat. Ich habe lediglich darüber nachgedacht, mit meinen Händen etwas zu schaffen, das mit Buddha zu tun hatte, wie diese Mönche.
Glücklicherweise hatte ich die Chance, die grundlegenden Techniken von Seo Su-yeon und Lee In-ho zu lernen, die beide zur damaligen Zeit als Meister der Holzschnitzerei anerkannt waren. Ich fand es ziemlich interessant, dabei zuzuschauen, wie sich ein Stück Holz mit der Zeit in etwas völlig anderes verwandelt. Um ehrlich zu sein, arbeitete ich Tag und Nacht daran.
2. Wir können nicht über Sie sprechen, ohne den Buddhismus zu erwähnen. Sagen Sie uns, warum Sie sich dafür entschieden haben, sich eingehender mit dieser religiösen Kunstform zu befassen.
Ich hatte erstmalig 1977 das Gefühl, dass meine Holzschnitzerei einen Grad der Perfektion erreicht hatte. In diesem Jahr gewann ich den Buddhistischen Kunstwettbewerb von Korea. Auch wenn ein sehr versierter buddhistischer Künstler die buddhistische Doktrin nicht streng befolgt, lässt sich wenigstens etwas Tiefe in seinen Kunstwerken finden.
Deshalb war ich so glücklich, den „Geist der Kunst” per se sowie die Techniken von Mönch Wooil zu erlernen, der das Erbe der buddhistischen Kunst von der Joseon-Dynastie (1392-1910) bis in die moderne Zeit bewahrt hatte. Mein gesamtes Studium unter den Mönchen festigte diese Grundlage und half mir, ein tieferes Verständnis von der Kunst zu erhalten.
Für diese zweite Ausstellung verwendete ich ziemlich neue Kompositionen und Schnitztechniken, um 33 Bicheon-Statuen zu schaffen. Ich empfand sie existierenden Gemälden oder buddhistischen Schriften nach und verlieh ihnen eine Form. Ich brauchte drei oder vier Monate, um eine Statue herzustellen. Ich habe den Prozess wiederholt: Schnitzen, Polieren und Korrektur von Unebenheiten. Ich habe sie niemals mit Sandpapier bearbeitet und sie stattdessen nur mit meinen Holzmeißeln geglättet. Wenn ich sie mit Sandpapier bearbeitet hätte, wären sie dunkler geworden und hätten beim Lackieren leicht ihre schönen Muster verloren, die durch die Baumringe entstehen. Ich säuberte sie sofort - unmittelbar, nachdem ich den Lack aufgetragen hatte, damit die Beize nicht in das Holz eindringen konnte.
Der Künstler Heo Kil-yang steht neben seinem Lieblingswerk, „Eine Bicheon, die auf einem Schilf-Aerophon spielt“; sie ist nur eine von 33 Bicheon-Statuen, die in seiner laufenden Ausstellung „Kiefern verwandeln sich in Bicheon“ im Seoul Arts Center präsentiert werden (Foto: Sohn JiAe).
3. Sie müssen so viel Zeit und Energie in Ihre Kunstwerke gesteckt haben, die von einer drei Meter hohen Buddha-Statue bis zu den dünnsten Kleidungstücken reichen. Welche Art von Herangehensweise haben Sie, wenn Sie schnitzen?
Diejenigen, die eine Buddha-Statue schnitzen, werden oft „Die Mutter des Buddha” genannt. Eine buddhistische Statue ist nicht nur ein Objekt der Anbetung, sondern auch ein Kunstwerk. Schnitzer wie ich sollten ihre Leidenschaft und ihre wahre Einstellung in ihre Arbeit stecken. Wenn unsere Gedanken vom rechten Pfad abwichen, wären die Statuen, die wir schnitzen, nicht heilig. Wie das Gesicht einer Buddha-Statue aussieht, hängt von der „Mutter des Buddha“ ab - ich meine die Person, die sie schnitzt.
Viele religiöse Menschen verneigen sich vor meinen Buddha-Skulpturen. Mit dem Gedanken an sie sollte ich so andächtig sein wie sie. Deshalb habe ich niemals einen Tropfen Alkohol oder eine Zigarette angerührt.
4. Können Sie uns sagen, was Ihnen die „Schnitzerei” bedeutet?
Um es mit wenigen Worten zusammenzufassen: Sie bedeutet alles für mich. Viele der Kunstwerke, die von unseren Vorfahren geschaffen wurden, sind nun zu Nationalschätzen ernannt worden. Ich versuche immer, diesen Geist am Leben zu erhalten.
Nicht weniger wichtig ist die Ausbildung der nächsten Künstlergeneration, die dieses Erbe am Leben erhalten wird. Heute schnitzen die jungen Leute aber nicht mehr, da es zu schwierig und zeitaufwendig ist. Nichtsdestotrotz sehe ich es als Pflicht an, keine Mühen zu scheuen, um meine Schüler auszubilden. Alle diese Werke machen mein ganzes Leben aus. Ich habe meinen Geist in jedes einzelne Kunstwerk, das ich anfertige, eingebettet, und das werde ich auch in Zukunft tun.
5. Wir haben gehört, dass Sie planen, Ihr Oeuvre in andere Länder außerhalb Koreas zu bringen, darunter die USA und Großbritannien. Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Viele Menschen sind an mich herangetreten und haben gesagt, dass meine Arbeiten einem internationaleren Publikum gezeigt werden sollten. Ja, ich hoffe, dass ich das tun kann. Tatsächlich plane ich, meine Arbeiten in drei Regionen auszustellen, in den USA, Europa und Japan. In Europa sind es die Menschen gewohnt, viele Kunstwerke zu sehen, gewöhnlich solche aus Stein. Wenn die Europäer also meine Buddha-Statuen aus Holz sehen, denke ich, dass sie sie ziemlich interessant und einzigartig finden werden.
Meister Heo Kil-yangs Ausstellung „Kiefern verwandeln sich in Bicheon“ läuft im Seoul Arts Center (SAC) (Foto: Sohn JiAe).
Heo Kil-yangs „Kiefern verwandeln sich in Bicheon“ läuft bis zum 16. Januar im Seoul Arts Center (SAC).
Von Sohn JiAe
Redakteurin, Korea.net
jiae5853@korea.kr
Übersetzung: Gesine Stoyke