Menschen

16.02.2015

Zwei westliche Ballerinas übten zusammen mit anderen Tänzerinnen in einem Studio auf dem Campus der Korean National University of Arts (KNUA) im Süden Seouls in Seocho-dong. Bei den beiden Tänzerinnen handelte es sich um Ilaria Martucci, eine 20-jährige Ballerina aus Rom, und Stephanie Schenberger, eine 17-jährige Amerikanerin. Die beiden tanzten durch das Studio und präsentierten ihre schmetterlingsähnlichen Bewegungen, während sie den Instruktionen der Tanzprofessorin Kim Sun-hee folgten. Kim sprach sowohl Koreanisch als auch Englisch, wobei sie beide Sprachen bei den Fachausdrücken für Ballett mischte, und wies alle Tänzerinnen auf spezifische Details hin wie die Höhe ihrer Hände bis zu ihrer Gesamtkörperhaltung.

Es ist das fünfte Mal für Martucci, dass sie nach Korea kommt, seitdem sie 2011 ihre erste Reise dorthin machte. Jedes Mal trainiert sie mit Professorin Kim. Sie sah, wie koreanische Tänzer/innen 2010 eine so beeindruckende Aufführung beim Internationalen Tanzwettbewerb „Premio Roma Danza“ präsentierten und war derart beeindruckt von ihnen, dass sie beschloss, nach Korea zu kommen, um dort Ballett zu studieren. Bei dem Wettbewerb erhielten die koreanischen Teilnehmer/innen Goldmedaillen sowohl in den Kategorien „Senior“ (Männer und Frauen) als auch „Junior“ (Männer und Frauen).

„Ich habe noch niemals so gute Tänzer/innen gesehen”, sagte Martucci. „Später traf ich Professorin Kim und kam zum Studieren nach Korea.“

지난 12일 서울 예술의전당 인근 한국예술종합학교에서 김선희 교수(가운데)가 일라리아 마르투치(왼쪽), 스테파니 쉔버거(오른쪽에서 두 번째)를 지도하고 있다.

Kim Sun-hee (Mitte) unterrichtet am 12. Februar Ilaria Martucci (links) und Stephanie Schenberger (Zweite von rechts) an der KNUA in der Nähe des Seoul Arts Center im Süden Seouls.



„Martucci kam nach Korea und hat hier mehrere Male mit anderen Studentinnen geübt”, sagte Kim. „Bereits seit langer Zeit wollte sie in Korea trainieren, so kam sie den weiten Weg hierher.“

„Sie arbeitete an einem Projekt, und ich habe sie unterrichtet”, so Kim. „Martucci hat gute Proportionen. Sie wird weiterhin hier in Korea Ballett lernen.“

Martucci wird von Kim seit 2011 unterrichtet. Mit Kims Unterstützung hat sie im folgenden Jahr bei der „Sicilia Barocca International Dance Competition“ eine Silbermedaille gewonnen.

Schenberger, eine High-School-Schülerin, folgte ihrem Vater nach Korea, der als Verteidigungsattaché an der US-amerikanischen Botschaft in Seoul tätig ist. Bevor sie nach Korea kam, trainierte sie mit dem Washington Ballet. Damals unterrichtete Kim einige Schüler des Ballettensembles, und Kim traf sie zum ersten Mal. Als Schenberger 2014 nach Korea kam, kontaktierte sie Kim und wird von ihr seit letztem Sommer unterrichtet.

Tänzer/innen haben begonnen, nach Korea zu kommen, um hier Ballett zu lernen, da koreanische Tänzer/innen bei internationalen Wettbewerben große Erfolge erzielt haben und in Ballettensembles überall auf der Welt angesehene Positionen innehaben.

김선희 교수(오른쪽에서 두 번째)가 일라리아 마르투치의 자세를 교정해주고 있다.

Professorin Kim Sun-hee (Zweite von rechts) korrigiert Ilaria Martuccis Körperhaltung.



In den vergangenen fünf Jahren sind koreanische Tänzer/innen in hochkarätigen Veranstaltungen der internationalen Ballettszene aufgetreten. Viele Koreaner/innen einschließlich Kim Kimin des Mariinski-Balletts in Russland, Park Sae-eun vom Pariser Opernballett in Frankreich sowie Han Seo-hye und Chae Ji-young vom Washington Ballet haben Hauptrollen in internationalen Tanzensembles übernommen.

2011 trat Kim Kimin, ein 23-jähriger männlicher Solotänzer, dem Mariinski-Ballett in Moskau, dem Zentrum der weltweiten Ballettszene, bei. Nur einen Monat nach seinem Beitritt übernahm er bereits große Rollen. Seitdem ist er über 100 Male aufgetreten. Er wurde auch eingeladen, im Juni 2015 mit dem American Ballet Theatre (ABT) als Gastkünstler im New York Metropolitan Opera House aufzutreten. Alle diese Tänzer/innen trainierten in Korea, bevor sie internationalen Ballettensembles beitraten.

„Die Ballettausbildung in Korea gehört zu den besten der Welt”, sagte Kim. „Nun sind koreanische Ballerinas wirklich Weltspitze und ganz oben in ihrer Liga.

한국예술종합학교에서 발레를 연습하고 있는 발레 학생들

Ballettschülerinnen trainieren in einem Studio der KNUA.




Ilaria Martucci und Stephanie Schenberger, die nun an der KNUA trainieren, wurden kürzlich darüber interviewt, wie es dazu kam, dass sie in Korea Ballett lernen.

이탈리아인 일라리아 마르투치는 프리미어 로마 대회에 참가한 한국 발레리나들의 뛰어난 기량에 감동해 한국에 오게 됐다고 말했다.

Ilaria Martucci aus Rom sagt, dass sie nach Korea kam, nachdem sie von der exzellenten Performance koreanischer Ballerinas beim Internationalen Tanzwettbewerb „Premio Roma Danza“ beeindruckt war.



Warum studieren Sie in Korea Ballett und nicht in Europa oder den USA?

Wie ich nach Korea gekommen bin? Nun, ich sah koreanische Ballerinas, die 2010 bei der „Premio Roma Danza“ auftraten, und ich habe niemals so gute Tänzerinnen gesehen. Ich habe sie getroffen und mich mit ihnen angefreundet. Ihre Technik war sehr gut. Sie alle waren Schülerinnen hier an dieser Schule. Dann traf ich Professorin Kim Sun-hee. Sie erklärte sich bereit, mich zu unterrichten.

Ich kam erstmalig 2011 nach Korea. Ich habe einige Kurse belegt. Dies ist eine der besten Ballettschulen der Welt. Ich bin wirklich froh, zum Studium hierhergekommen zu sein.


Wann haben Sie beschlossen, Ballerina zu werden? Wann hatten Sie erstmalig Kontakt zum Ballett?

Ich habe im Alter von sechs oder sieben Jahren mit dem Ballett begonnen. Der Grund war, dass jeder das in diesem Alter tut. Zum damaligen Zeitpunkt war es nicht so, dass ich Ballerina werden wollte.

Dann machte ich mit dem Balletttraining weiter und entschied mich später, Tänzerin zu werden.


Was für ein Gefühl war es für Sie, Ballett an der KNUA zu lernen?

Unsere Professorin unterrichtet mit viel Leidenschaft. Sie kümmert sich um jeden einzelnen Schüler und jede einzelne Schülerin. Ich war sehr beeindruckt.

Ich habe darüber nachgedacht, hier Ballett zu studieren, seitdem ich 15 bin. Immer wieder habe ich meiner Mutter gesagt, dass ich gern nach Korea gehen wolle. Als ich hierher kam, war ich sehr aufgeregt. Jeder Tag ist eine große Herausforderung für mich, und ich gehe über meine Grenzen hinaus. Ich lerne jeden Tag etwas Neues, und es ist aufregend. Selbst wenn ich am Ende des Tages müde bin, bin ich immer glücklich. Ich habe mit meiner Mutter via Skype gesprochen, und meine Mutter hat gesagt, dass sie sehen kann, wie zufrieden ich hier bin, auch wenn ich sehr müde aussähe. Es war mein Traum, hierherzukommen und Ballett zu studieren. So bin ich jeden Tag froh.

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김선희 한국예술종합학교 교수와 수업에 참가한 발레 학생들

Ballettschülerinnen trainieren mit KNUA-Professorin Kim Sun-hee (Zweite von links).



Wie unterscheidet sich das koreanische vom europäischen Ballett?

Ich denke nicht, dass es so anders ist. Wenn du beim Tanzen gut bist, kann jeder das sehen. Die Lehrer/innen hier kümmern sich gut um jeden Schüler und jede Schülerin. Sie achten sehr sorgfältig auf jedes Detail. Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, dass sie in Italien einzelnen Details nicht so viel Aufmerksamkeit schenken. Korea ist in dieser Hinsicht besser. Diese Schule ist besser.


Wie gefällt es Ihnen, in Korea zu leben? Was ist Ihre ehrliche Meinung von den Koreanern und der koreanischen Gesellschaft?

Das Leben hier ist fantastisch. Alles geht „ppali ppali” (,schnell schnell’). Es ist etwas schwierig, weil es das erste Mal für mich ist, mein ganzes Leben allein zu regeln. Ich verbringe vier Stunden im öffentlichen Nahverkehr, einschließlich U-Bahn und Busse, um vom Campus der Yonsei University zur KNUA zu gelangen. Es ist etwas anstrengend, aber ich mag es.

Aus meiner persönlichen Erfahrung sind alle sehr freundlich. Italiener können etwas ruppig sein. Ich habe an dieser Universität großartige Freunde. Sie helfen mir immer mit allem, was ich brauche, oder wenn ich Probleme habe. Wenn ich mich auf der Straße verlaufe, gibt es immer Leute, die mich an den Ort bringen, zu dem ich hinwill. Das würde niemals in Italien passieren.

Es ist hier etwas wettbewerbsorientiert, wie ich gehört habe. Wettbewerb kann gut für mich sein, da er mir hilft, zu lernen und mich weiterzuentwickeln. Wenn jemand besser ist, kann ich herausfinden, was er oder sie tut, um sich zu verbessern. Ich habe allerdings einige Freunde, die sagen, dass die koreanische Gesellschaft sehr konkurrenzbetont sei. Manchmal sind sie wirklich gestresst.


Als was für eine Art von Ballerina würden Sie gern in Erinnerung bleiben?

Als Ballerina, die ihre Emotionen ausdrücken kann, während sie auftritt. Das ist das Wichtigste für einen Tänzer oder eine Tänzerin. Ich fände es schön, wenn das Publikum fühlen könnte, was ich auf der Bühne fühle.

한국종합예술학교에서 발레를 배우고 있는 스테파니 쉔버거

Stephanie Schenberger spricht über ihr Ballettstudium an der KNUA.



Warum sind Sie nach Korea gekommen, um Ballett zu studieren, anstatt nach Europa oder in die USA zu gehen?

Um ehrlich zu sein, ist Korea einer der besten Orte, um Ballett zu lernen. Sie haben einige der besten Schüler/innen in der Welt. Es ist unglaublich. Dieser Campus unterstreicht diese Tatsache nur.

Ich habe Professorin Kim Sun-hee in Washington D.C. getroffen. In ihrer Zeit in D.C. war ich Mitglied der Washington Ballet Company.

Sie unterrichtete einige Mitglieder der Washington Ballet Company. Ihr Unterrichtsstil unterscheidet sich von dem aller meiner anderen Lehrer/innen. Sie bringt fantastische Tänzer/innen hervor. Das hat mich nach Korea gezogen. Als ich nach Korea ging, sind meine Mutter und ich mit ihr in Kontakt getreten, um zu sehen, ob ich vielleicht etwas mehr von ihr lernen könnte.


Wann haben beschlossen, Ballerina zu werden? Wann hatten Sie den ersten Kontakt zum Ballett?


Ich habe im Alter von sechs Jahren mit dem Ballett begonnen - in erster Linie deshalb, weil meine älteren Schwestern Ballett machten. Ich begann ernsthaft damit, als ich zwölf Jahre alt war. Ich war auf Hawaii. Meine Lehrer ermutigten mich, eine Karriere im Ballett zu verfolgen. Sie gaben mir das Selbstvertrauen, dass ich es schaffen könnte.


Wie finden Sie das Ballettstudium an der KNUA?

Ich habe das Studium im Sommer 2014 bei Professorin Kim begonnen. Meine erste Reaktion war, dass ich Angst hatte. Alle sind so gut, insbesondere die Schüler und Schülerinnen an dieser Schule. Sie sind die Spitzenschüler/innen Koreas. Das ist wirklich inspirierend. Es ist wirklich eine Erfahrung, die einem die Augen öffnet.


한국예술종합학교에서 발레를 배우고 있는 무용수들

Ballettschülerinnen trainieren an der KNUA.



Wie unterscheidet sich das koreanische vom europäischen Ballett?

Es ist definitiv anders als das US-amerikanische Ballett. Kim betont einen unterschiedlichen Ballettstil. Kim konzentriert sich auf Details. Wenn man sich Ensembles in den USA und die Bewegungen der Ballerinas dort anschaut, hat das koreanische Ballett viel mehr Struktur. Es ist definitiv anders. Es fängt alles mit dem Unterrichten an.


Wie gefällt Ihnen Ihr Leben in Korea? Was ist Ihre ehrliche Meinung über die koreanische Gesellschaft?

Die koreanische Gesellschaft unterscheidet sich sehr stark von der US-amerikanischen. Es macht wirklich Spaß, in Korea zu leben. Es gibt viele Dinge, die man in Korea tun kann, und Orte, die man besuchen sollte. Es gibt hier viel mehr Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten als an den Orten, an denen ich in den USA gelebt habe.


Als was für eine Art von Ballerina würden Sie gern in Erinnerung bleiben?

Ich würde gern als passionierte Tänzerin in Erinnerung bleiben, die tanzt, weil sie es mag. Du wirst nicht perfekt sein, aber solange dein Herz bei der Sache ist, ist es das Einzige, was wirklich zählt.

Von Limb Jae-un
Fotos: Jeon Han
Redakteure, Korea.net
jun2@korea.kr