Teo Yoo, der in dem russischen Film ‚Leto' die Rolle des koreanischen Rockstars Wiktor Choi gespielt hat, wurde als Schauspieler bewertet, der das Leiden Wiktor Chois überzeugend dargestellt hat.
Von
Korea.net | Fotos:
Kim Sunjoo | Stand: 15. Juni 2018
„Der junge Wiktor Choi, den ich sah, war ein melancholischer Dichter.“
Der koreanisch-russische Rockmusiker Wiktor Choi galt als Symbol von Freiheit und Wildnis. Ihn hat jedoch Teo Yoo, der in dem Film ‚Leto‘ die Rolle des Wiktor Chois spielte, anders interpretiert. Teo Yoo fand in Wiktor Choi vor dem Debüt die Identitätskrise, die ein Asiat im Leben in Europa erlebt. Er sagte, eine solche Identitätskrise sei eine Gemeinsamkeit zwischen sich selbst und Wiktor Choi.
Teo Yoo ist der Sohn eines koreanischen Bergarbeiters und einer Krankenschwester, die als Gastarbeiter nach Deutschland kamen. Er setzte sich in einem Wettbewerb um die Filmrolle mit einer Chance von 1 zu 200 durch und spielte Wiktor Choi im Film ‚Leto’ von Kirill Serebrennikov. Der Film wurde als Kandidat für die Goldene Palme bei den 71. Filmfestspielen von Cannes nominiert. Teo Yoo ist der erste koreanische Schauspieler, der in einem ausländischen Film in Cannes auftritt.
Am 7. Juni, dem Erscheinungstag des Films ‚Leto’ in Russland, setzte sich Korea.net mit Teo Yoo in Seoul zusammen. Hier erzählte er von seinem Plan, einer der berühmtesten koreanischen Schauspieler zu werden. Korea.net traf sich mit Teo Yoo, der nach einem Monat nach Korea zurückkam, um seine Philosophie als Schauspieler und die Geschichte des Filmfestivals von Cannes zu hören.
- Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Debüt in Cannes. Stellen Sie uns bitte den Film ‚Leto‘ vor. „Bei dem Film handelt es sich um das Jahr kurz vor der Veröffentlichung des Debütalbums der Band ‚Kino‘. Das Hauptthema dieses Films ist das Dreiecksverhältnis zwischen den drei Hauptfiguren: Wiktor Choi, dem Bandmitglied Mike Naumenko und dessen Frau Natasha. Er ist also ein Jugendfilm.“
- Unbekannt ist uns der Name Teo Yoo, der in Cannes auftritt. „Eigentlich spielte ich als Basketballspieler in Deutschland. Wegen einer Verletzung habe ich mich vom Sportlerleben verabschiedet und bin in die USA geflogen, um die Schauspielkunst zu lernen. Damals bemerkte ich, dass sich Schauspieler und Basketballspieler psychologisch nicht viel unterscheiden. Beide finden den Beifall, indem sie auf der Bühne und auf dem Basketballplatz spielen. Die Schauspielerei ist aber verlockender, denn damit kann man viel besser unterdrückte Gefühle ausdrücken. Aus diesem Grund wandte ich mich der Schauspielerei zu und dann habe ich für 15 Jahre in Filmen der verschiedenen Länder gespielt; in dem koreanischen Film ‚Actresses‘ (2009), in dem Hollywoodfilm ‚Equals‘ (2015), in dem vietnamesischen Film ‚Bitcoin Heist‘ (2016), in dem thailändischen Film ‚The Moment‘ (2017) und vielen mehr.“
- Sie waren vorher niemals in Russland tätig. Wie haben Sie die Rolle bekommen?
„Ich habe einen Freund, der als Regisseur arbeitet. Er gehört zur 4. Generation von Usbekisch-Koreanern. Von ihm habe ich zum ersten Mal von dem Casting gehört. Ich habe sofort Selfies gemacht und habe ihm ein paar Selfies zugeschickt. Ich habe nachher von meinem Freund gehört, Kirill Serebrennikov sei darüber erstaunt gewesen, dass die Personen in den Selfies derselbe Schauspieler seien. Dann habe ich die Nachricht bekommen, dass ich zum Vorsprechen kommen solle. Ich bin nach Moskau geflogen und habe ein Lied von Wiktor Choi vorgesungen. Am Ende wurde ich ausgewählt.“
- Es dürfte nicht leicht gewesen sein, Wiktor Choi zu spielen.
„In Russland wird Wiktor Choi als Held angesehen. Darum habe ich mir große Sorgen darüber gemacht, wie ich eine solche Figur darstellen sollte. Aber ich dachte, wir hätten etwas Gemeinsames. Wir beide sind in Europa, in dem ‚Kulturkreis der Weißen‘ mit einer koreanischen Erziehungsweise aufgewachsen. Diese Lebensumwelt hat uns beiden eine Identitätskrise in der Jugend gebracht. Und diese führte zu einer tiefen Sensibilität, die wir in Musik, Schauspiel und Kunst ausdrücken. Das war mein Gedankengang. Für mich sind die Lieder Wiktor Chois aus seinen frühen Jahren tatsächlich wie Gedichte. Ich habe mich deshalb darum bemüht, den inneren Konflikt zwischen dem Druck von außen und der Sensibilität der Jugend gut darzustellen.“
- Waren die Dreharbeiten nicht schwierig, weil Sie kein Russisch konnten?„Kirill Serebrennikov betonte, es sei wichtig, dass man beim Schauspielen laut die Sprache spricht. Deswegen musste ich selber alle Szenen auf Russisch spielen. Drei ganze Wochen habe ich meine Rolle und die Liedertexte auswendig lernen müssen, bis auf die Mahlzeiten und den Sport. Natürlich hat dann ein anderer Schauspieler mit dem charakteristischen Ton Wiktor Chois synchronisiert, aber mein Schauspielen auf Russisch ermöglichte es, dem Schauspieler Gefühl und Sympathie noch genauer zu vermitteln.
Wir, die Schauspieler, haben uns miteinander gut verstanden. Insbesondere hat Irina Starshenbaum, die die Rolle von Natasha spielte, volle Sympathie für mich empfunden, weil sie kurz vorher in Deutschland gedreht hatte.“
Teo Yoo erinnerte sich an seine beste Zeit, als er in dem Gogol Center zu Moskau ein Drama gesehen hat.
- In welchem Moment waren Sie am tiefsten beeindruckt, als Sie auf die Bühne in Cannes aufgetreten sind? „Was mich am tiefsten beeindruckt hat, war das Zusammentreffen mit dem Regisseur Terence Gilliam, der im Film ‚Lost in La Mancha' spielte. Der Film war für mich wie die Bibel. Ich bin ihm in einem Restaurant begegnet und hatte eine Chance, kurz mit ihm zu sprechen. Da habe ich ihm gesagt, dass der Film, in dem ich gespielt habe, als ein Kandidat für die Goldene Palme nominiert wurde. Darauf hat er mir ‚Good luck‘ gesagt und Glück gewünscht.“
- Welchen Einfluss hat Cannes auf Sie ausgeübt? „Es wird möglich, mit Regisseuren, die ich respektiere, durch SMS in Kontakt zu kommen. Ich habe meinen Vorstellungsbrief an Ruben Östlund aus Schweden geschickt, und er hat mir zurückgeschrieben. In Moskau konnte ich mit Andrei Zvyagintsev, der ‚Leviathan‘ inszeniert hat, über die Schauspielerei sprechen. Trotzdem bin ich in der Tat der gleiche Mensch wie vor einem Monat. Ich bin nur dankbar, dass ich zur Zeit viel bekannter werde.“
- Welches Endziel haben Sie?„Ich würde gerne ein Schauspieler werden, der den K-Kultur-Boom im Bereich Kunst über die Massenkultur hinaus sichtbar macht. Ich möchte ein Schauspieler werden, der den Zuschauern genau die Anregungen und Emotionen vermitteln kann, die ich beim Anschauen von Filmen fühle.“
Teo Yoo betont, er sei Koreaner, obwohl er in Deutschland geboren ist. Er hofft, dass er zur Anerkennung von koreanischen Filmen beitragen kann.
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