Menschen

20.07.2023

Der Webtoon-Autor Hwang Junho führt am 7. Juli in seiner Werkstatt in Yongsan-gu in Seoul ein Interview mit Korea.net ⓒ Lee Jun Young/korea.net

Der Webtoon-Autor Hwang Junho führt am 7. Juli in seiner Werkstatt in Yongsan-gu in Seoul ein Interview mit Korea.net ⓒ Lee Jun Young/korea.net



Von Jung Joo-ri

Für Fans von Thriller-Webtoons ist der Schriftsteller Hwang Junho ist sein eigenes Genre. Er debütierte 2009 mit „Evil“, der von einer Liebesgeschichte zwischen einem Mann und einer Frau handelt, und gab 2010 „A Good Day to Study“, 2012 „Forest of Humans”, 2015 „Future Girl”, 2019 „Blood and Flesh” und 2023 „Selection Class” heraus. Diese Webtoons beschreiben das Bild der Menschen, wobei es den Lesern eiskalt über den Rücken läuft.

Sein Hauptwerk ist „Forest of Humans”. Dabei geht es um ein Gefängnislager, in dem psychopathische Mörder für Experimente festgehalten werden. Obwohl wegen seiner Gewalttätigkeit und des ungewöhnlichen Themas die Altersfreigabe mit 18 Jahren bestimmt wurde, wurde das Werk mit 9,98 hoch bewertet und gewann unzählige Fans. Im Ausland wurde das Webtoon in Englisch, Japanisch, Spanisch und Indonesisch übersetzt. Im letzten Jahr wurde es sogar festgelegt, dass er durch seine Popularität als eine Fernsehserie gedreht wird.

Eine Journalistin von Korea.net besuchte am 7. Juli seine Werkstatt in Yongsan-gu in Seoul. Obwohl er mit Fortsetzungen seiner Webtoons an jedem Dienstag beschäftigt ist, antwortete er auf Fragen mit verschiedenen Themen wie sein Leben, Methode zur Erstellung seiner Webtoons und Urheberrechtsfragen. Hier ist ein Interview mit dem Schriftsteller Hwang.

- Sie beginnen zum ersten Mal seit drei Jahren mit einer neuen Webtoon-Serie.
Für den Webtoon-Schriftsteller ist ein Tag wie eine Woche. Ich muss jede Woche ein Webtoon hochladen, weshalb ich mich für einige Tage auf die Storyboard-Arbeit und an anderen Tagen auf die Skizzierungsarbeit konzentriere. Der Tagesplan ändert sich je nachdem, wie ich mein Ziel innerhalb eines Tages erreiche. Meine Arbeit läuft wie folgt: Zuerst schreibe ich Szenarien, dann entwerfe ich das Storyboard und zeichne die Bilder. Für die Szenarien und Storyboard-Arbeit dauert es jeweils zwei Tage. Bei den Bildern kann ich Hilfe von Assistenten bekommen.

- Warum haben Sie sich entschieden, zum Webtoon-Schriftsteller zu werden?
Im letzten Semester an der Universität habe ich beschlossen, mein Studium zu unterbrechen und Webtoons zu erstellen. Das war mein Wunsch. Da ich für die Zeichnung unbegabt bin, habe ich versucht, eine gute Geschichte zu schreiben, und mich entschieden, einen Thriller zu schreiben. Denn ich habe gedacht, dass ein Thriller ein gutes Genre für den Ausdruck einer guten Geschichte ist. Ich dachte, dass man für einen Thriller Serienmörder braucht. Aber was macht einen Serienmörder und einen Psychopathen aus? In der Uni-Bibliothek habe ich entsprechende Bücher gesucht und meinen Debüt-Webtoon erstellt. Das war vor 14 Jahren.


- Warum haben Sie beschlossen, nicht gedruckte Comics, sondern Webtoons herzustellen?
Für gedruckte Comics ist der Platz begrenzt und die Bilder verteilnen sich auf eine große Seitem, sodass der Blick der Leser zwischen den Bildern sehr dynamisch fließt. Die Größe der Bilder ist auch unterschiedlich, deswegen kann man sie vielfältig organisieren. Im Gegenteil dazu haben jede Schnitte beim Webtoon eine fixe Größe, weshalb seine Erstellungsmethode einem Video ähnelt. Während die psychologische Darstellung Webtoons auszeichnet, ist die dynamische Inszenierung die Stärke des gedruckten Comics. Ich habe mich entschieden, Webtoons zu erstellen, da ich eine exakte Darstellung wollte.

- Was sagen Sie über den Reiz der Webtoons für Ausländer, die Webtoons nicht gut kennen?
Webtoons sind Contents, die mit der Entwicklung von Smartphones gewachsen sind. Allerdings kann man Smartphones als ein Mittel betrachten, das die Menschen von ihrem Leben entfernt. Daher halte ich die Ironie, dass man durch das digitalisierte Werkzeug versucht, analog zu leben, für den Reiz des Webtoons.

Eine Szene vom Webtoon „Forest of Humans”, den Hwang vom Juni 2012 bis zum Januar 2013 schreib. ⓒ Hwang Junho

Eine Szene vom Webtoon „Forest of Humans”, das Hwang von Juni 2012 bis Januar 2013 geschaffen hat. ⓒ Hwang Junho



- Die ausländischen Leser Ihres Hauptwerkes „Forest of Humans” sehen es als koreanischen Horror. Was denken Sie darüber?
In "Forest of Humans" erscheinen keine Geister, sondern es werden nur die Menschen beschrieben. Ich glaube, dass die Leser Angst haben, wenn eine Seite der Menschen gezeigt wird, die man nicht sehen wollte. Ich denke, dass der koreanische Horror die „Angst der Kausalität“ darstellt, die Menschen und die Gesellschaft verursachen. Für die ausländischen Leser besteht der koreanische Horror darin, dass sich wegen Menschen etwas Schreckliches ereignet und dabei die Menschen unheimlich beschrieben werden.

- Gibt es einen besonderen Grund, dass Sie an dem Horror- und Thriller-Genre hängen?
Um Webtoons zu erstellen, müssen die Szenen wie Träume im Kopf dargestellt werden. Dafür muss man in ein Thema vernarrt sein. Die australische Softrock-Band Air Supply hat es einmal so gesagt: „Wir wählen die Musik nicht. Die Musik wählt uns.“ Bei mir ist es auch so. Ich wähle die Werke nicht, sonder die Werke wählen mich. Deswegen werde ich mich wohl auf die Darstellung der dunklen Seiten des Menschen konzentrieren.

Der Webtoon-Autor Hwang Junho führt am 7. Juli in seiner Werkstatt in Yongsan-gu in Seoul ein Interview mit Korea.net ⓒ Lee Jun Young/korea.net

Der Webtoon-Autor Hwang Junho führt am 7. Juli in seiner Werkstatt in Yongsan-gu in Seoul ein Interview mit Korea.net ⓒ Lee Jun Young/korea.net



- Da Sie schon seit 14 Jahren als Webtoon-Autor tätig sind, können Sie vieles über die koreanischen Webtoons erzählen. Was war für Sie über der Schlüssel für das rasante Wachstum der Webtoons nach den 2000er Jahren?
Ab Ende der 1990er Jahre brach der Markt für die koreanischen Comics mit Fokus auf die gedruckten Comics zusammen. Die Methode zur Veröffentlichung scheiterte, aber die Inhalte blieben. Für Menschen mit solchen Geschichten öffnete sich das Fenster der Gelegenheit namens „Webtoon“. Und so stellen die Menschen, die beim herkömmlichen Veröffentlichungsmarkt nicht auftreten und ihre Comics nicht veröffentlichen konnten, ihre Werke bei Webtoons vor. Ich glaube auch, dass die Motivation der Anfänger, alles ausprobieren zu wollen, eine große Rolle spielte.

- Es gibt auch Urheberrechtsprobleme, da manche Seiten auf illegale Weise Webtoons kostenlos anbieten.
Ich denke, dass die Urherberrechtsfragevon der Erkenntnis der Leser abhängt. Zurzeit kann man noch Filme illegal kostenlos ansehen, aber eine Kultur etabliert sich, das nicht mehr zu tun. Auf der anderen Seite gibt es noch viele Menschen, die Webtoons kostenlos lesen. Selbst auf den illeganen Seiten halten es nicht viele für falsch, illegal Webtoons zu beziehen.

- Haben Sie sich der „Kampagne zum Schutz des Urheberrechts der Webtoons” von Korea Copyright Protection Agency beteiligt, um das Bewusstsein der Leser zu ändern?
Bisher hatte ich daran nicht teilgenommen, aber dieses Mal habe ich mich der Kampagne angeschlossen. Denn man muss handeln, wenn man so denkt. Ich weiß nicht, wie viele Leser dadurch ihre Meinungen ändern. Es wäre in Ordnung, wenn sich nur einer von 100 Lesern über diese Frage einmal nachdenkt. Um die Welt zu verändern, könnte es nicht vier oder fünf Jahre, sondern 50 Jahre dauern. Deswegen denke ich, dass man Schritt für Schritt nach vorne geht.

- Haben Sie zum Schluss eine Botschaft für die Leser von Korea.net?
Meine Webtoons könnten den Lesern den Eindruck geben, dass Korea düster ist. Aber ich möchte sagen, dass Korea kein Land ist, wie es im Film „Parasite“ dargestellt wurde. Korea hat auch eine helle Energie wie die K-Pop-Gruppe BTS. Nur meine Werke beschreiben Korea so düster, deswegen hoffe ich, dass die Leser keine Missverständnisse haben.

etoilejr@korea.kr