Das Justizministerium kündigte am 1. Juni an, die Bezeichnung des Ausländerausweises (Alien Registration Card) neutraler umzuändern. Der nach Korea ausgewanderte Belgier Julian Quintart, führte am 24. Juni ein Interview mit Korea.net zu dem Thema. ⓒ Kim Sunjoo
Von
Xu Aiying und
Elena Kubitzki
Die Zahl der Ausländer in Korea, die kurz- oder langfristig im Land leben, betrug im Jahr 2018 2.054.621, was laut einem Bericht von Statistics Korea etwa 4 % der Gesamtbevölkerung der Nation entsprach.
So sind von 100 Menschen, die man auf der Straße, in der U-Bahn oder in Restaurants treffen kann, etwa vier keine Koreaner.
Angesichts des raschen Wandels des Landes in eine multikulturelle Gesellschaft gewinnen auch die sich daraus ergebenden Änderungen der Regierungspolitik und -systeme sowie der sozialen Wahrnehmung an Aufmerksamkeit.
Das Justizministerium kündigte am 1. Juni an, dass der Begriff "Alien" auf dem Ausländerausweis (vollständige Bezeichnung: Alien Registration Card, ARC) nach 54 Jahren ersetzt werden soll. Diese Änderung wurde von einer Gruppe unter dem Ministerium bewirkt, die inoffiziell als Mentoren für Einwanderer und soziale Integration bezeichnet wird.
Die Gruppe besteht aus 35 Einwanderern, die aus 22 Ländern in Europa, Asien und Amerika kommen. Die Mitglieder haben alle eine lange Zeit in Korea verbracht und teilen nun Know-how und ihre Erfahrungen bei der Anpassung an das Leben auf der Halbinsel.
Der nach Korea ausgewanderte Belgier Julian Quintart, der zu einer TV-Persönlichkeit des Landes geworden ist, ist Mitglied dieser Gruppe. In einem Interview mit Korea.net am 24. Juni im Seouler Multikulti-Stadtviertel Itaewon erklärt er in fließendem Koreanisch, dass die Namensänderung des Ausweises zwar nur eine kleine Veränderung sei, für Ausländer aber trotzdem eine große Bedeutung haben könne.
"Für Ausländer wie mich, deren Muttersprache nicht Englisch ist, gibt es nun keine Missverständnisse mehr, weil man als ‚Alien‘ bezeichnet wird", sagte er. "Die Wahrnehmung meiner Identität hier in Korea ist jetzt klarer geworden."
Die ARC sei der erste Kontakt, den ausländische Einwohner mit Korea haben. Daher freue er sich sehr, als Mitglied der koreanischen Gesellschaft an einer großen Veränderung teilzunehmen, die durch eine kleine Bewegung gestartet wurde, so Quintart.
Das Ministerium plant, der ARC einen neutraleren Namen wie z.B. "Foreign National Card" oder "Foreign Residence Card" zu geben.
Das Ministerium plant, der ARC einen neutraleren Namen wie z.B. "Foreign National Card" oder "Foreign Residence Card" zu geben. ⓒ Justizministerium
Quintart lebt seit 16 Jahren in Korea.
Er hat als TV-Persönlichkeit, DJ und Mentor für Einwanderer gearbeitet und erklärt, dass für ausländische Einwohner gewisse gesellschaftliche Veränderungen im Gange sind.
Sein Leben in Korea hatte er im ländlichen Landkreis Seocheon-gun in der Provinz Chungcheongnam-do begonnen. Zu dieser Zeit seien die Menschen überrascht gewesen, einen Ausländer zu sehen, der Koreanisch sprechen konnte, erinnert er sich. In letzter Zeit sei er selbst erstaunt, wie viele Ausländer besser als er Koreanisch sprechen, ohne jemals im Land gelebt zu haben.
"Da Korea sich langsam zu einer multikulturellen Gesellschaft entwickelt, hat auch die Akzeptanz gegenüber Ausländern im Vergleich zu früher erheblich zugenommen", fügte er hinzu. "Früher haben mich die Leute als Ausländer behandelt, aber jetzt, glaube ich, sehen sie mich einfach nur als Einwohner und Mitglied der koreanischen Gesellschaft."
Quintart erinnert sich noch immer daran, wie es sich anfühlte, als er vor zwei Jahren die Genehmigung erhielt, Korea zu seinem ständigen Wohnsitz zu machen.
Obwohl die Änderung seines Aufenthaltsstatus nicht bedeutend erscheinen mag, ermögliche sie ihm mehr Freiheit bei seinen Aktivitäten und habe sein ganzes Leben in Korea beeinflusst, so erklärt er. Er hoffe nun, in Zukunft bei den Kommunalwahlen wählen zu können.
Der Belgier erwähnte auch einen Tipp, den Ausländer in Korea wissen sollten: Ausländer werden mit einer Geldstrafe belegt, wenn sie nicht binnen 14 Tagen nach einem Umzug innerhalb Koreas ihre neue Adresse auf der ARC aktualisieren lassen. "Einige Ausländer, die neu in Korea sind, sind sich dessen möglicherweise nicht bewusst. Es ist schade um das Geld und es wird außerdem ein Vermerk in der Akte der betroffenen Person gemacht, was zu Problemen führen kann, wenn man später ein Visum verlängern oder ändern möchte."
Quintart plane daher zusammen mit dem Justizministerium eine Anleitung für Ausländer zu erstellen, die als Einwohner des Landes registriert werden.
Und sein Plan für die Zukunft: Er werde sich noch aktiver darum bemühen, die Politik für Ausländer zu verbessern und zu fördern.
xuaiy@korea.kr