Die Welt hat sich in ein globales Dorf verwandelt und ist stärker vernetzt als jemals zuvor. Heute lassen sich überall auf der koreanischen Halbinsel NichtkoreanerInnen finden – egal, ob man in einen Kulturverein oder ins Sportstadion geht. Eine Reihe von ausländischen SportlerInnen hat sich einbürgern lassen und vertritt das Land in internationalen Sportveranstaltungen. Man geht davon aus, dass die Zahl von solchen Sportlern weiter ansteigen wird. Diese neu eingebürgerten Koreaner geben ihr Bestes für den Sieg der koreanischen Nationalmannschaft, unabhängig von der Sportart und dem Land ihrer Herkunft.
Bryan Young (28) und Michael Swift (27) sind zwei in Kanada geborene Eishockeyspieler, die beide für High1 spielen, ein Eishockeyteam in Goyang. Die Zwei haben am 21. Januar die koreanische Staatsbürgerschaft erhalten. Das Justizministerium begründete seine Entscheidung, den Cousins die Staatsbürgerschaft zu verleihen, damit, dass beide „talentierte Profis” seien. Beide wurden vom Koreanischen Olympischen Komitee ausdrücklich empfohlen.
Bryan Young (rechts) und Michael Swift gehören nun auch zur Gruppe der eingebürgerten Athleten ausländischer Abstammung in Korea (Foto mit freundlicher Genehmigung des Koreanischen Eishockeyverbands).
Young hat eine Größe von 1,86 Metern, wiegt 86 Kilo und ist für seine energiegeladene Spielweise und seine Fähigkeit, sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung zu spielen, bekannt. Zu einem früheren Zeitpunkt seiner Karriere war er Mitglied der Edmonton Oilers in der National Hockey League (NHL) und beteiligte sich an 17 Spielen. In dieser Saison hat sich Young an 27 Spielen der Asia League Ice Hockey (ALH) beteiligt, eine professionelle Eishockeyliga in Korea, China und Japan. In dieser Saison verzeichnete er sieben Tore und 13 Assists (Vorlagen für Tore).
Auch Swift hat sich in der ALH bewiesen. Im letzten Jahr erreichte er in 40 Spielen für High1 39 Tore und 58 Assists. In dieser Saison führt er die Liga in Punkten mit 31 Toren und 22 Assists in 28 Spielen an.
Brock Radunske (31) ist ein weiterer kanadischstämmiger eingebürgerter Koreaner, der im März 2013 die koreanische Staatsbürgerschaft annahm. Er ist der erste Eishockeyspieler ausländischer Herkunft, der für die koreanische Eishockey-Nationalmannschaft spielt. Er ist auch das erste Mitglied irgendeiner koreanischen Nationalmannschaft mit blauen Augen. Radunske spielte früher für die American Hockey League, eine der NHL angegliederte Profiliga, und kam 2008 nach Korea, um für Anyang Halla zu spielen, das ein weiteres Team der ALH ist.
Brock Radunske, ein eingebürgerter Koreaner, ist Mitglied der Nationalmannschaft (Foto: Yonhap News).
2015 wird die koreanische Eishockey-Nationalmannschaft gegen Österreich, Slowenien, Ungarn, die Ukraine und Japan in der Division 1A der Eishockey-Weltmeisterschaften der IIHF (Internationale Eishockey-Föderation) in Goyang, Gyeonggi-do (Provinz Gyeonggi), antreten.
Neben dem Eishockey gibt es viele weitere Sportarten einschließlich Basketball, Volleyball, Tischtennis und Shorttrack, in denen Spieler ausländischer Herkunft die Nationalmannschaft vertreten.
Bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi wird Kong Sang-jeong (18), eine ethnische Chinesin der dritten Generation, die in Korea lebt, in der Shorttrack-Frauenstaffel antreten. Kong, die für ihre außerordentliche Geschwindigkeit hinter der Startlinie bekannt ist, hat viel Wettkampferfahrung und kann in der Mitte von Rennen blitzschnelle Entscheidungen treffen. Es ist das erste Mal, dass ein eingebürgerter Koreaner/ eine eingebürgerte Koreanerin das Team Korea bei Olympischen Winterspielen vertritt.
Im Basketball gibt es die beiden Brüder Moon Tae-jong (39, Geburtsname: Jarod Stevenson) und Tae-young (35, Geburtsname: Gregory Stevenson), die für die LG Sakers und die Mobis Fevers spielen. Sie haben sich hier in Korea einen Namen gemacht. Die beiden haben einen amerikanischen Vater und eine koreanische Mutter und nahmen 2011 die koreanische Staatsbürgerschaft und ihre koreanischen Namen an. Ihr neuer Nachname ist der koreanische Familienname ihrer Mutter. Der ältere Moon hatte einen wesentlichen Anteil daran, dem koreanischen Nationalteam zum dritten Platz bei der 2011 FIBA Asia Championship zu verhelfen.
Moon Tae-jong (rechts) dribbelt an seinem jüngeren Bruder, Moon Tae-young, während eines Basketballspiels am 21. Januar in Ulsan vorbei (Foto: Yonhap News).
Ebenfalls im Basketball aktiv sind Lee Seung-joon (36, Geburtsname: Eric Sandrin) und Lee Dong-joon (34, Geburtsname: Daniel Sandrin), die ebenso einen amerikanischen Vater und eine koreanische Mutter haben. Sie spielen für Wonju Dongbu und Seoul Samsung. Der ältere Lee trat zu den Asienspielen 2010 in Guangzhou in die Nationalmannschaft ein und war maßgeblich am Silbermedaillengewinn des Teams beteiligt. Lee spielte während des Vorrundenspiels für die Olympischen Sommerspiele 2012 von London gegen die Dominikanische Republik in Caracas, Venezuela, und verzeichnete 21 Punkte und sechs Rebounds (Abpraller des Balles, der von einem Angreifer oder Verteidiger gefangen wird).
Letzte Saison im März 2013: Lee Seung-joon (links) spielt während eines Basketballspiels im Jamsil Indoor Stadium in Seoul in der Abwehr gegen seinen jüngeren Bruder Lee Dong-joon (Foto: Yonhap News).
Der allererste eingebürgerte koreanische Athlet ist Whon In-jung (40), der immer noch Volleyball für Suwon KEPCO spielt. Der ethnische Chinese war über zehn Jahre ein zentraler Spieler in der koreanischen Volleyballliga und ist nun der älteste Spieler in dem Sport.
Beim Tischtennis der Frauen spielen Dang Ye-seo (33) und Seok Ha-jung (29) für das Team von Korean Air und Jeon Ji-hee (22) für Posco Energy. Sie alle wurden nacheinander eingebürgert. Dang gewann bei den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking und bei der Tischtennis-Weltmeisterschaft 2012 in Dortmund für Korea die Bronzemedaille im Tischtennis. Seok errang bei den Asienspielen 2010 in Guangzhou eine Silbermedaille für Korea. In London vertraten Dang und Seok Korea bei den Olympischen Sommerspielen 2012.
Jeon, ein ehemaliges Mitglied von Chinas Jugendnationalmannschaft, ist eines von 12 Mitgliedern der Reservemannschaft des Tischtennisteams der Frauen bei den Asienspielen 2014 in Incheon.
Dang Ye-seo (links) und Seok Ha-jung treten während der Olympischen Sommerspiele im August 2012 im Spiel um den dritten Platz im Tischtennisdoppel der Frauen in der London Excel Arena gegen das Team aus Singapur an (Foto: Yonhap News).
Auch wenn es in der Fußball-Nationalmannschaft keine Spieler ausländischer Herkunft gibt, hat der Sport einige „blauäugige koreanische Spieler“ angezogen. Der in Russland geborene Valeri Sarychev (44) trat den Cheonan Ilhwa 1992 bei und wurde 2000 eingebürgert. Er änderte seinen Namen in Shin Eui-son und ist nun Torwarttrainer bei Busan I-Park.
Der in Russland geborene Denis Laktionov (37), der seit 1996 für die K-League spielt, nahm 2003 die koreanische Staatsbürgerschaft an und benannte sich nach seinem Team, Lee Seong-nam. Später kehrte er nach Russland zurück, um als Trainer zu arbeiten. 2013 kam er nach Korea zurück und spielte für Gangwon FC. Seit seinem Rücktritt im letzten Jahr ist er nun Trainer einer Jugendmannschaft in Suwon.
Der in Kroatien geborene Jasenko Sabitovic (44) wurde 2004 durch Einbürgerung zu Lee Sa-vic. Seit seinem Ruhestand arbeitet er als Agent, der osteuropäische Spieler nach Korea holt.
Korea.net hat kürzlich Interviews mit den neu eingebürgerten „Eishockey-Cousins" Bryan Young und Michael Swift geführt.
Interview mit Michael Swift Wann sind Sie nach Korea gekommen?
Ich bin im August 2011 in Korea angekommen. Mein Cousin Bryan Young, der für High1 spielt, hat mich im Sommer kontaktiert und gefragt, ob ich nach Korea kommen wolle, um Eishockey zu spielen. Als mein Vertrag in den USA ausgelaufen war, dachte ich mir, dass ich es vielleicht einmal in Korea versuchen sollte.
Warum haben Sie sich dafür entschieden, die koreanische Staatsbürgerschaft anzunehmen?
Ich bin nun seit drei Jahren in Korea. Erst wusste ich überhaupt nichts über Korea, aber nun liebe ich das Land so sehr, dass ich so lange wie möglich hierbleiben möchte. Ich betrachte Korea nun als mein Zuhause. Ich verbringe hier acht Monate des Jahres. Ich habe in Korea viele Fans und viele Freunde außerhalb des Eishockeys.
Wie denken Sie darüber, Korea in internationalen Wettbewerben zu vertreten?
Ich betrachte es als eine riesige Ehre, Korea bei internationalen Wettkämpfen zu vertreten. Ich möchte der koreanischen Nationalmannschaft dabei helfen, ihr Ziel der Teilnahme an den Olympischen Winterspielen 2018 zu erreichen. Ich hoffe, dass ich das während dieser Wettkämpfe tun kann und Korea zu einem besseren Platz in den weltweiten Rankings des Eishockeysports verhelfen kann.
Welche Erfahrungen haben Sie bislang als Eishockeyspieler in Korea gemacht?
Meine Erfahrungen in Korea waren soweit fantastisch. Die Bedingungen für das Spielen hier verbessern sich jedes Jahr. Ich werde immer vertrauter mit der Umgebung und lerne jeden Tag die Sprache. In jeder Saison kann ich besser mit Koreanern kommunizieren. Das Hockey wird immer härter, und das ist eine gute Sache für Korea, da es zeigt, dass sie etwas richtig machen.
Was mögen Sie besonders am Leben in Korea, im Hinblick auf Dinge wie Essen und Lebensstil?
Ich liebe koreanisches BBQ. Auch gibt es so viele Restaurants und Cafés. Sie können sich draußen aufhalten und mit Leuten Kontakte pflegen, anstatt den ganzen Tag in der Wohnung zu sitzen. Es gibt so viele Aktivitäten, die ich unabhängig vom Hockey in Korea gemacht habe, wie Bowling, Golfspielen und Batting Cage (Trainingsgerät im Baseball). Ich bin auch zu Baseball- und Basketballspielen gegangen. Ich versuche, immer etwas zu unternehmen und Korea jeden Tag zu entdecken.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Mein Hauptziel sind die Olympischen Winterspiele 2018, aber ich muss mich auch in guter Form halten und weiterhin in der Asia League spielen, hoffentlich für lange Zeit. Vor allem muss ich mich aber auf die Olympischen Spiele in vier Jahren vorbereiten. Ich hoffe, dass alle meine Wünsche wahr werden.
Bryan Young (links) und Michael Swift (Foto mit freundlicher Genehmigung des Koreanischen Eishockeyverbands)
Interview mit Bryan William Young Wann sind Sie nach Korea gekommen?
Nach Korea bin ich im August 2010 gekommen. Ich wurde vom Eishockeyteam High1 wegen einer zukünftigen Anstellung kontaktiert.
Welche Gründe gab es für Sie, die koreanische Staatsbürgerschaft anzunehmen?
Es schien mir eine großartige Gelegenheit zu sein, einen Beitrag zur Entwicklung des koreanischen Eishockeysports zu leisten und eine gute Möglichkeit für mich selbst, Korea vielleicht einmal bei den Olympischen Spielen zu repräsentieren.
Was für ein Gefühl ist es für Sie, Korea vielleicht einmal bei internationalen Wettkämpfen zu vertreten?
Es wäre eine große Ehre für mich, Korea bei internationalen Wettkämpfen zu vertreten.
Welche Erfahrung haben Sie soweit während Ihrer Zeit als Eishockeyspieler in Korea gemacht?
Während meiner Zeit als Eishockeyspieler in Korea habe ich großartige Erfahrungen gemacht. Ich habe so viele tolle Menschen auf meinen Reisen getroffen und konnte so viele unterschiedliche Kulturen kennenlernen und den Umgang mit ihnen genießen.
Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Leben in Korea, im Hinblick auf Dinge wie Essen oder Lebensstil?
Während den ersten paar Saisons haben meine Frau und ich es wirklich genossen, Ausflüge in Seoul und Umgebung zu machen und viele verschiedene traditionelle touristische Sehenswürdigkeiten anzuschauen, wie Paläste oder Tempel, und touristische Dinge auszuprobieren. Wir haben jetzt viele neue Freunde in Korea gewonnen. Nun genießen wir es wirklich, Kontakte zu pflegen und in Seoul und im Umland mit Freunden Zeit zu verbringen.
Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Mein Plan für die Zukunft ist es, den koreanischen Eishockeysport kontinuierlich aufzubauen. Ich glaube wirklich, dass die koreanischen Spieler das Talent haben, gute Dinge auf der internationalen Eishockeybühne zu erreichen. Hoffentlich wird sich das Team für die Olympischen Spiele 2018 qualifizieren.
Von Limb Jae-un Redakteur, Korea.net
jun2@korea.kr
Übersetzung: Gesine Stoyke