Der Ehrenberichterstatter Manuel Guthmann erzählt, wie die koreanische Hochzeit verläuft.
Von Korea.net-Ehrenberichterstatter Manuel Guthmann aus Deutschland | Fotos: Manuel Guthmann
Als ich die Einladung für die Hochzeit von meinen Freunden erhielt, war ich überglücklich. Nicht nur, weil ich sie schon so lange kenne, sondern auch, weil ich endlich die Chance bekommen würde, eine traditionelle koreanische Hochzeit hautnah mitzuerleben. Lasst mir euch erzählen, wie eine koreanische Hochzeit im Vergleich zu einer deutschen Hochzeitsfeier ist.
Die Vorbereitung
Schon bei der Vorbereitung merkte ich den ersten großen Unterschied. In Deutschland würde ich jetzt vermutlich durch Geschäfte streifen, auf der Suche nach dem perfekten Geschenk. Hier in Korea ist die Sache viel einfacher: Geld ist das übliche Geschenk.
Aber nicht irgendwie, nein. Am Eingang zum Trauungssaal registriert man sich in einem Buch und erhält einen Umschlag, den man ebenfalls mit Namen (vertikal geschrieben) beschriftet. Hier legte ich mehrere frisch gedruckte Geldscheine hinein. Das Wichtigste dabei: Die Summe sollte eine gerade Zahl sein, da ungerade Zahlen als teilbar gelten und somit Unglück bringen könnten, und es müssen 50.000-Won-Scheine sein.
Hier wird in einer Liste auch erfasst, wie hoch das Geldgeschenk der einzelnen Gäste ausgefallen ist, sodass das Brautpaar mindestens denselben Betrag verschenken kann, falls man zu deren Hochzeit oder einem anderen Fest oder Anlass ein Geldgeschenk überreicht.
Der große Tag: Ankunft im Hochzeitssaal
Am Tag der Hochzeit machte ich mich auf den Weg zur "Wedding Hall", einem speziellen Gebäude nur für Hochzeiten. Das ist der zweite große Unterschied zu Deutschland: keine romantische Kirche, kein malerisches Standesamt. Diese Säle sind praktisch, effizient und viele sind darauf ausgelegt, mehrere Hochzeiten am Tag durchzuführen.
Ich fuhr mit der U-Bahn nach Gangnam, um die Feier zu erleben. In der U-Bahn erlebte ich einige interessierte Blicke, weil ich mit Anzug und Krawatte bei 35 Grad unterwegs war und somit nicht wie ein typischer Gast des Landes aussah.
Kurz vor dem Hochzeitssaal hörte ich plötzlich, wie jemand meinen Namen ruft. Ich war ganz erstaunt, aber Jungyeon, eine Freundin der Braut, und ihr Mann wussten, dass Manuel aus Deutschland extra für die Hochzeitsfeier gekommen war, und nahmen mich freundlich in ihre Mitte. Wir gingen gemeinsam zum Trauungssaal. Das war so herzlich.
Auf dem Weg zum Saal hingen dann viele Plakate des Brautpaares, um die letzten Meter zu zeigen. Das war sehr süß, aber es sollte noch romantischer kommen.
Im Eingangsbereich wurde ich von der Schwester der Braut und Freunden des Brautpaares begrüßt. Auch die Eltern und Schwiegereltern habe ich so zum ersten Mal kennengelernt. Hier habe ich mich natürlich ganz traditionell vor ihnen verbeugt. An diesem Tag habe ich mich noch sehr oft vor Verwandten des Paares verbeugt.
Am Eingang nahmen Verwandte mein Geldgeschenk entgegen und überreichten mir dafür eine Essensmarke. Ja, richtig gehört – eine Essensmarke! Das Konzept des stundenlangen Festessens nach der Trauung gibt es hier nicht. Stattdessen kann man vor oder nach der Zeremonie in einem separaten Bereich essen.
Entgegennahme der Geldgeschenke.
Auf dem Weg in den Saal hat das Paar weitere Fotos von gemeinsamen Meilensteinen ihrer Freundschaft aufgehängt. Ein paar darf ich euch freundlicherweise hier zeigen.
Meilensteine der Liebe des Brautpaares.
Als ich den Saal betrat, war ich geplättet. Es war alles so stilvoll, romantisch und so schön dekoriert. Ich will ja in kein Klischee verfallen, aber ich fühlte mich wie in einem K-Drama, in dem geheiratet wird.
Im Saal haben die meisten kommenden Gäste schnell Platz genommen. Ich wollte mich eigentlich zu meiner neuen Bekannten, die ich auf dem Weg zur Hochzeit getroffen habe, setzen, wurde dann aber von zwei guten Freundinnen von Jeong-Sim gebeten, mich zu ihnen zu setzen. Also saß ich noch näher, fast vorne am Geschehen.
Manuel mit Hochzeitsgästen.
Allerdings habe ich mich später nochmals umgesetzt, als Ji-Yeong, meine gute koreanische Freundin, durch die ich auch die Braut kennengelernt hatte, zur Feier erschien. Ich sah aber, dass noch andere Gäste sich wieder umsetzten. Im Vergleich zu Deutschland ist mir, zumindest bei dieser Feier, aufgefallen, dass es außer für die Familie keine festgeplante Sitzordnung gibt.
Traditionelle Fotos mit der Braut.
Dann wurde ich auch schon abgeholt und über eine Treppe in einen wunderschönen Raum geführt. Hier wartete die Braut ohne den Bräutigam, um mit jedem gemeinsamen Gast oder mit Gästen, die sie eingeladen hat, ein Foto zu machen. Ein professioneller Fotograf sorgte für ein richtiges Fotoshooting. Ich konnte beobachten, wie die Braut dort von einer Visagistin regelmäßig nachgeschminkt wurde, damit die Bilder alle schön werden.
Die Braut freute sich und rief laut meinen Namen, ich war an der Reihe. Es war so schön, sie nach zwei Jahren in dieser tollen Atmosphäre wiederzusehen. Und ich war von ihrem Hochzeitskleid überwältigt.
Traditionelle Fotos mit der Braut.
Nach den Fotos ging ich an meinen Platz, der auch schon mit Geschirr eingedeckt war, und lernte neue Tischnachbarn kennen. Alle, sofern sie mich noch nicht kannten, waren sehr interessiert, wie es mir bis jetzt gefallen hat und was ich in Korea mache. Es war herzlicher und verbindlicher Smalltalk.
Die Zeremonie: schnell, aber bedeutungsvoll
Die eigentliche Trauungszeremonie war erstaunlich kurz – nur rund 45 Minuten.
Zuerst betraten die Eltern des Hochzeitspaars die Bühne und verneigten sich voreinander. Diese tiefe Verneigung soll die Anerkennung und Akzeptanz der Verbindung symbolisieren und zeigen, dass man nun eine Familie ist.
Der Bräutigam betrat den Saal. Im Anschluss öffnete sich eine große Tür und die Braut trat heraus und wurde von ihrem Mann empfangen. Das war der erste Moment, in dem ich leichte Tränen in den Augen hatte. Sie war so hübsch, und obwohl alles sehr professionell organisiert war, war es dennoch so romantisch, und das Brautkleid war überwältigend. Ich erfuhr später, dass viele Paare heutzutage auch eine traditionelle koreanische Zeremonie in farbenprächtigen Hanbok-Gewändern durchführen, oft aber an einem anderen Tag oder Ort.
Die Hochzeit beginnt.
Ein Zeremonienmeister führte durch die Veranstaltung.
Zuerst verbeugte sich das Paar voreinander, dann das Eheversprechen und eine Erklärung zur Ehe wurden ausgetauscht. Dann sprach der Vater des Bräutigams etwas länger, bevor das Brautpaar nochmals die speziellen Grüße mit der Bitte, dass wir alle gesund und glücklich bleiben sollen, an die Eltern und die Gäste ausrichtete.
Das Eheversprechen und die Rede des Bräutigam-Vaters sind große Momente.
Und schon war es eigentlich vorbei. Die Mutter der Braut und ein gemeinsamer Freund der beiden haben jeweils noch ein Lied gesungen und dann sollte schon die „After Party“ kommen. Keine Lieder, die alle singen, und kein langwieriger Gottesdienst wie in Deutschland. Effizient, aber trotzdem emotional.
Nach diesem Teil hat sich die Braut umgezogen, und das Buffet wurde eröffnet. Alle haben schnell und gut gegessen. Nach der Zeremonie ging es Schlag auf Schlag.
Ein Teil des reichhaltigen Buffets.
Das frisch vermählte Paar posierte für unzählige Fotos – mit den Eltern und den Großeltern sowie den Verwandten. Auch ich wurde extra, weil ich ein Gast aus Deutschland war, auf die Bühne geholt, kurz vorgestellt und es wurde ein Foto mit mir und dem Paar gemacht. Die anwesenden Gäste haben daraufhin geklatscht. Ich weiß nicht genau warum, aber ich habe mich dann noch vor dem Paar und vor den Gästen leicht verbeugt. Hinterher habe ich erfahren, dass diese Geste von mir große Sympathien bei den Gästen ausgelöst hat.
Die Hochzeitstorte darf nicht fehlen und ich wurde als Ehrengast auf die Bühne geholt.
In Deutschland würde jetzt die lange Feier beginnen und hier verabschiedeten sich bereits die ersten Gäste nach dem Essen. Das Brautpaar hat noch die Hochzeitstorte angeschnitten. Viele haben noch etwas Süßes gegessen, und dann hat man sich auch schon vom Paar verabschiedet. Ich habe noch etwas mit den Eltern der beiden geredet und bin dann, zusammen mit meinen Freunden, auch gegangen. Jeder Gast hat noch einen kleinen wunderschönen Blumenstrauß als Dank erhalten.
Gruppenfoto des Brautpaares mit Eltern, Geschwistern und Verwandten.
Beim Rausgehen wurde ich noch von dem beauftragten Videofilmer um ein Interview und ein paar nette Worte für das Video gebeten.
Nach der Feier, die insgesamt nur eineinhalb Stunden dauerte, bin ich dann noch mit meinen Freunden in ein Café und später noch zum Essen gefahren, um diesen wunderschönen Tag gemeinsam zu genießen.
Nach der Hochzeit noch mit Freunden unterwegs.
Die größten Unterschiede im Überblick
Ort:
Spezielle Hochzeitssäle statt Kirchen oder Standesämter
Dauer:
Die gesamte Feier dauerte nur eineinhalb Stunden, nicht den ganzen Tag
Geschenke:
Geld statt materieller Geschenke
Essen:
Buffet mit Essensmarken statt gemeinsames Festessen mit Bedienung
Gästezahl:
Deutlich mehr Gäste als bei vielen deutschen Hochzeiten
Interessant zu wissen
Während diese Zeremonie einen hohen kulturellen Wert hat, ist sie rechtlich nicht bindend. Um in Korea offiziell verheiratet zu sein, muss das Paar eine standesamtliche Trauung durchführen. Diese ist eine, im Vergleich zu Deutschland, eine sehr einfache bürokratische Angelegenheit, bei der die Heiratsurkunde beim zuständigen Amt eingereicht wird. Im Gegensatz zu vielen westlichen Ländern ist eine große, feierliche standesamtliche Zeremonie in Korea eher unüblich.
Was den Nachnamen betrifft, so behält die Frau in der Regel ihren Mädchennamen. Dies hat tiefere kulturelle Wurzeln, da die Identität stark mit dem Familiennamen verbunden ist. Die Kinder, die aus dieser Ehe hervorgehen, tragen dann in der Regel den Familiennamen des Vaters.
Fazit: Anders, aber wunderschön
Als ich den Hochzeitssaal verließ, war ich voller neuer Eindrücke. Die koreanische Hochzeit war so anders als alles, was ich bisher erlebt hatte – effizienter, schneller, aber nicht weniger bedeutungsvoll. Sie war wunderschön und sehr romantisch. Ich vermisste zwar die ausgelassene Feier bis in die frühen Morgenstunden, wie ich sie aus Deutschland kenne, aber ich war beeindruckt von der Präzision und der Fähigkeit, so viele Menschen an der Freude des Paares teilhaben zu lassen.
Eine Sache haben koreanische und deutsche Hochzeiten jedoch gemeinsam: Am Ende geht es darum, die Liebe zweier Menschen zu feiern und ihnen einen unvergesslichen Start in ihr gemeinsames Leben zu bereiten.
Dieser Artikel wurde von einem Korea.net-Ehrenberichterstatter verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.
dlektha0319@korea.kr