Jung-hyuk Kim: „Dein Schatten ist ein Montag“
Jung-hyuk Kim
„Dein Schatten ist ein Montag“
Kriminalroman
Aus dem Koreanischen von Paula Weber
287 Seiten
frz. Broschur, dt. EA
ISBN 978-3-944751-20-7
20,00 €
©️cass Verlag, Bad Berka
Die professionelle Alternative wäre ein Deleter. Ihn könnte man damit beauftragen, nach dem eigenen Ableben diskret vorbeizuschauen und gezielt aufzuräumen. So einen wie Dongchi Gu, die Hauptfigur in Jung-hyuk Kims Krimi „Dein Schatten ist ein Montag“. Dongchi Gu hat sein Büro im so genannten Crocodile Building in einem in die Jahre gekommenen Viertel in Seoul, das grundsaniert werden soll. Das Crocodile Building hat einen bestialischen Eigengeruch, den die Bewohner mit Stoßlüften, Raumspray oder Küchendüften zumindest zeitweise zu mildern versuchen. Im Souterrain gibt es ein italienisches Restaurant, darüber einen Eisenwarenladen, eine Hapkido-Schule und ein Internetcafé. Dongchi Gu hat sein Büro im dritten Stock. Meist hat er wenig zu tun und viel Zeit, italienische Opern zu hören.
Die Geschichte beginnt damit, dass ein neuer Auftraggeber namens Yongmin Lee bei Gu vorbeikommt, um einige Speichermedien deleten zu lassen, die sich im Besitz eines Herrn Bae befanden, der unlängst von einem Hochhaus stürzte. Von besonderem Interesse ist dabei ein verschwundenes Tablet, auf dem sich Bildmaterial befinden soll, das den Generaldirektor eines Entertainment-Konzerns in große Schwierigkeiten bringen würde. Geld spielt keine Rolle, doch die Beschaffung des Tablets erweist sich als ausgesprochen schwierig, zumal die Kampfsportgruppe Wonsudojang wiederholt dazwischenfunkt, die einst einen Taekwondo-nahen Ehrenkodex besaß, inzwischen aber nicht mehr viel mehr ist als eine mietbare Schlägertruppe. Weil Bae womöglich ermordet wurde, tut sich Gu mit Polizeiinspektor Kim zusammen und ruft auch den stark behaarten Privatermittler Iri zur Hilfe. Gemeinsam versuchen sie, das brisante Tablet aufzuspüren. Diese Jagd aber gestaltet sich schwierig, da dabei etliche Figuren – weit mehr als die bisher genannten – miteinander in Konflikt geraten. Jung-hyuk Kim gelingt es, sie alle zu einem rasanten „Ballett de Tablet“ zu choreographieren, das zum Ende des Romans hin noch an Geschwindigkeit zunimmt.