Poster des SEFF (Alle Fotos: Seoul Eco Film Festival)
Das Interesse an Umweltschutz und Klimawandel steigt weltweit. Auch in Korea gewinnt das Thema zunehmend an Bedeutung. Dabei spielt das Seoul Eco Film Festival (SEFF) als das größte Umweltfestival in Asien eine wichtige Rolle.
Das Seoul Eco Film Festival
Das Umweltfilmfestival, das dieses Jahr zum 18. Mal veranstaltet wurde, präsentierte sich sowohl digital als auch vor Ort. In der ersten Juniwoche wurde ein spannendes und abwechslungsreiches Programm mit 64 Filmen aus 25 Ländern im Online- und Offline-Format gezeigt. Darüber hinaus bot das SEFF einzigartige Aktionen und Bildungsangebote an und leistete somit einen wesentlichen Beitrag zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Umweltfragen. Wir wollen einen Blick auf das diesjährige Festivalprogramm werfen, auf die verschiedenen Veranstaltungen und auf die Frage, wie ein Filmfestival in Zeiten von Corona ablief.
ECOvolution
Der Slogan des diesjährigen Filmfestivals lautet „ECOvolution“, eine Zusammensetzung aus dem englischen Wort „eco“ (Umwelt), „revolution“ (Revolution) und „evolution“ (Entwicklung). Es geht um die kontinuierlichen Bemühungen zur Sensibilisierung von Umweltthemen und die Notwendigkeit, diese in die Praxis umzusetzen. Der Eröffnungsfilm ist ein deutscher Dokumentarfilm. „Wer wir waren“ (2021) des Regisseurs Marc Bauder. Er reflektiert den gegenwärtigen Zustand der Welt in Bezug auf den Umweltschutz und fragt, wie es in der Zukunft weitergehen soll. Bauder sagt, dass der Film eine hoffnungsvolle Botschaft für uns alle bereithält: „Wir selbst haben es in der Hand, wer wir sind, wenn wir unsere Verbundenheit, unsere Gemeinsamkeit, unser ,Wir‘ erkennen.“ Und genau das ist Schwerpunkt des diesjährigen Filmfestivals. Es geht um die Weiterentwicklung zum Thema Umweltschutz. Wie sieht denn die Lage in der koreanischen Gesellschaft diesbezüglich aus?
Das Umweltbewusstsein der Koreaner
In Europa wurde durch die Klimaaktivistin Greta Thunberg eine internationale Welle von Demonstrationen zum Klimaschutz in Europa initiiert. In Asien ist diese Welle des gesellschaftlichen Engagements noch nicht verbreitet. Dennoch lässt sich ein Wandel feststellen. Auf politischer Ebene gab der südkoreanische Präsident Moon Jae-in im Frühsommer 2020 mit dem „Green New Deal“ genaue Maßnahmen zum Umweltschutz im Rahmen des „Korean New Deal“ bekannt. Dabei geht es vor allem um erneuerbare Energien, grüne Infrastruktur und Förderungen von Elektrofahrzeugen. Neben einem Bewusstseinswandel auf politischer Ebene lassen sich auch Veränderungen im Alltag spüren. Es besteht mehr Interesse an der Entwicklung umweltfreundlicher Gewohnheiten, Einkaufsmöglichkeiten und Lebensstile. Dazu gehören ganz alltägliche Dinge wie die Mülltrennung. Hier liegt Südkorea nach Deutschland schon lange auf Platz 2 der OECD-Länder. Wer sich nicht an die Regelungen hält, muss mit einer Geldstrafe rechnen. Die Meldung von Verstößen bei der Gemeinde wird gar mit einer kleinen finanziellen Zuwendung belohnt. In Cafés und Einkaufsmärkten gibt es Initiativen, den Plastikverbrauch zu reduzieren. Wer seinen eigenen Becher mitbringt bekommt Rabatt. Mit kleinen Schritten zu einer umweltfreundlicheren Welt. Das ist genau das Ziel des Seoul Eco Filmfestivals. Und dabei geben die Veranstalter alles, um die Festivalinteressierten aktiv einzubinden.
Eröffnungsveranstaltung
Ein Filmfestival mit aktiven Zuschauern
Mit Blick auf ein stärkeres Umweltbewusstsein im Alltag ist das Seoul Eco Filmfestival mehr als nur ein Filmfestival. Ziel ist es, die Zuschauer auf freundliche Art und Weise für den Umweltschutz zu Poster des SEFF Alle Fotos: Seoul Eco Filmfestival (SEFF) 56 ⎢Kultur Korea sensibilisieren. In den sozialen Medien werben die Veranstalter mit der „Green Influencer Declaration“ – ein Bekenntnis, „grüner Influencer“ (Beeinflusser) zu sein. Wer ein Foto mit seinem Beitrag zum Umweltschutz hochlädt, kann einen Preis gewinnen. Auch bekannte Regisseur/-innen und Schauspieler/-innen nehmen als Vorbilder im Kampf gegen die Klimakrise teil. Mit der Aktion „No More Plastic“ will das Filmfestival zu einer Veränderung von Sicht- und Verhaltensweisen im Alltag aufrufen. Darüber hinaus gibt es eine Ausstellung zu nachhaltiger Mode und ein Forum mit dem Titel „Greenteen“, das junge Zuschauer/-innen zur Teilhabe an verschiedenen Aktionen und Bildungsprogrammen einlädt. Im Anschluss an die Filmvorführungen gibt es außerdem verschiedene Podiumsveranstaltungen und Gesprächsrunden mit den Regisseur/-innen, Mitwirkenden und Umweltexpert/-innen.
Ein Filmfestival in Corona-Zeiten
Die Corona-Lage stellt seit 2020 eine große Herausforderung für Filmfestivals weltweit dar. Schon im letzten Jahr wurde das SEFF während der Pandemie online veranstaltet. In diesem Jahr fahren die Veranstalter mit Digital- und Vor-Ort-Veranstaltungen im Kino zweigleisig. An zwei Tagen finden Vorführungen in einem Seouler Kino unter strengen Hygiene-Auflagen statt. In Zusammenarbeit mit dem koreanischen Fernsehsender MBC werden in diesem Jahr zusätzlich ausgewählte Filme im Fernsehen gezeigt. Das Hauptprogramm ist online auf der Festival-Homepage zugänglich. Es ist eine noch ungewohnte Filmfestivallandschaft. Doch sie bringt auch positive Seiten mit sich. Durch die Onlinevorstellungen sind die Filme für einen Zeitraum von 24 Stunden verfügbar und können somit mehr Zuschauer erreichen als bei einem regulären Filmfestival. Durch die Erweiterung des Programms um Live-Veranstaltungen wie der Eröffnungsveranstaltung am 3. Juni können auch Filmschaffende und Umweltexpert/-innen weltweit teilhaben, und die Reichweite des Festivals wird nicht nur vergrößert, sondern die Krise gewissermaßen auch gemeinsam durchgestanden. Gemeinsam - ein Schlüsselwort des diesjährigen Seoul Eco Film Festivals. Denn es geht darum, gemeinsam die Welt zu verändern.
Podiumsgespräch
Zum Programm
In den Filmen geht es um verschiedene Aspekte zum großen Thema Umwelt. Auf dem offiziellen YouTube-Kanal des Filmfestivals wird das Programm mit kurzen Trailern vorgestellt. Dadurch wird das Interesse der Zuschauer auch für thematisch schwierige Filme geweckt. In der Sektion „Ecovolution: die Welt verändern“ werden Filme über Personen und Gruppen gezeigt, die sich aktiv für den Umweltschutz einsetzen. Mit dabei ist ein Dokumentarfilm über Greta Thunberg und den Greenpeace Mitbegründer Paul Watson. In der Kategorie „Klimakrise, -notstand und -katastrophe“ können die Zuschauer etwas über die weltweiten Klimaprobleme lernen. Die Sektion „Sprechende Landschaften“ befasst sich vor allem mit koreanischen Filmen, die auf die massiven Stadterneuerungsprogramme und deren Folgen fokussieren. Doch nicht in allen Kategorien geht es ausschließlich um problematische Themen. In der Sektion „Koexistierende Welt“ werden die Zuschauer auf eine Art Traumreise mitgenommen. Es geht um Protagonist/innen, die von einem Planeten träumen, auf dem alle Lebewesen, Menschen, Tiere und Pflanzen, friedlich miteinander leben. Das vielfältige Film- und Festivalprogramm zeigt, dass ein Umweltfestival als Plattform für Bewusstseinsschärfung und Zuschauerengagement eine bedeutende Rolle spielt. Möge das SEFF in Übereinstimmung mit dem diesjährigen Slogan „Ecovolution” einen großen Einfluss auf die Menschen haben und zu einem bewussteren und nachhaltigeren Lebensstil ermutigen.