Bericht über eine außergewöhnliche Projektwoche im Rahmen der Studienfahrten der Sekundarstufe 2
Bericht über eine außergewöhnliche Projektwoche im Rahmen der Studienfahrten der Sekundarstufe 2
In der Botschaft
Mit der 1. Sekretärin der Wirtschaftsabteilung Frau Hyeja Park (2. Reihe, 1. v.l.) und dem Wiedervereinigungsattachée Herrn Wonjae Park (1. Reihe, 1. v.r.) in den Räumlichkeiten der Botschaft der Republik Korea.
Das Gymnasium Dresden-Plauen (GDP) hat seit 2018 eine Schulpartnerschaft mit der Pohangjecheol High School in Pohang, Südkorea, aufgebaut. Zweimal konnten sich Gruppen schon wechselseitig besuchen, aber Corona macht(e) das seit 2020 leider unmöglich. Damit die Kooperation dennoch weitergeführt werden kann, mussten andere Formen gefunden werden. Gemeinsam mit meinem Kollegen in Pohang verbanden wir an der jeweils anderen Kultur interessierte Jugendliche digital miteinander, sodass einige Schülerinnen und Schüler des GDP seit mehreren Monaten bereits über soziale Medien Kontakt zu Gleichaltrigen in Südkorea aufbauen konnten. Höhepunkt des diesjährigen „Schüleraustauschs“ sollten aber Projekttage sein, die unseren Dresdner Schülern einen möglichst authentischen Einblick in die koreanische Geschichte, Kultur, Politik und Gesellschaft vermitteln. Eine der 14 teilnehmenden Jugendlichen, Aline Kaminsky, fasst im Folgenden diese Woche und ihre Eindrücke zusammen.
Im Botschaftsgarten
Im Botschaftsgarten vor dem „Pavillon der Einheit“: mit dem Wiedervereinigungsattachée Herrn Wonjae Park (1. Reihe, Mitte) und der 1. Sekretärin der Wirtschaftsabteilung Frau Hyeja Park (1. Reihe, 1. v.r.)
Wir haben vom 10.10.2022 bis 14.10.2022 eine spannende Studienfahrt zum Thema (Süd-)Korea erlebt. Zur gleichen Zeit absolvierten unsere koreanischen Partner ein ähnliches Projekt zum Thema Deutschland. Am ersten Tag trafen wir uns alle in der Schule, schon mit gepackten Koffern und gespannt auf die Woche. Zuerst besuchte uns die Koreanistin Frau Thekla Muntschick, die in der Stadtverwaltung Dresden in der Abteilung für internationale Beziehungen arbeitet. Sie führte uns in die Geschichte Koreas ein und brachte uns auch die Kultur in kleinen Schritten näher. Dazu gehörte zum Beispiel, dass wir mit Stäbchen umzugehen lernten. Mit einem Wettbewerb testeten wir spielerisch, ob wir für die Woche bereit sind, indem wir mit den Stäbchen Reis, Nüsse und Papier auf Schnelligkeit transportieren mussten. Zudem hatte Frau Muntschick verschiedene koreanische Snacks mitgebracht, die wir probieren durften. Nach diesem schönen Einstieg in die Woche fuhren wir am Nachmittag mit dem Zug nach Berlin und kamen im schicken Stadtteil Grunewald in einem Jugendgästehaus unter. Am nächsten Tag ging es dann thematisch so richtig los, nachdem wir uns zum Koreanischen Kulturzentrum am Potsdamer Platz begeben hatten. hatten. Dort lernten wir die Mitarbeiterin des Kulturzentrums kennen, die zusammen mit unserem Lehrer Herrn Dr. Kazmirowski die inhaltliche Ausgestaltung der drei Tage in Berlin vorbereitet hatte. Gleich als erstes Highlight stand ein Besuch der Botschaft der Republik Korea auf dem Programm. Dort bekamen wir die besondere Chance, zuerst einen Vortrag zu den koreanisch-deutschen Beziehungen auf Englisch und anschließend einen auf Deutsch zur Möglichkeit einer Wiedervereinigung des geteilten Landes anzuhören. Abgerundet wurde der über einstündige Besuch mit einem Fotoshooting am „Pavillon der Einheit“ auf dem Botschaftsgelände und einer Einladung zum Verzehr typischer koreanischer Süßigkeiten und Getränke.
Nach diesem sehr lehrreichen Auftakt fuhren wir zum Kulturzentrum zurück und schauten einen Film, der den Grenzkonflikt zwischen Nord- und Südkorea zum Thema hatte. Der Nachmittag war damit aber noch nicht beendet, sondern wurde in einer angeleiteten Diskussionsrunde beschlossen, in der wir uns über den in Seoul spielenden Jugendroman „Love in the Big City“ austauschten. Dieses Buch hatten wir zur Vorbereitung für die Projektwoche schon vorab gelesen. Im Gespräch konnten wir ein besseres Verständnis für die Hintergründe des Buches gewinnen und somit die gesellschaftliche Situation in Südkorea besser verstehen. Den Rest des Tages konnten wir in kleinen Gruppen individuell gestalten und Berlin erkunden. Zum Abend hin trafen wir uns alle noch einmal in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in der Westberliner City und genossen ein wundervolles Konzert. In diesem Konzert traten sowohl ein südkoreanischer als auch ein Berliner Chor auf und boten ein abwechslungsreiches Programm dar, inklusive der Nationalhymne des koreanischen Kaiserreiches, die vom Deutschen Franz Eckert 1902 komponiert worden war. Am Ende des Tages versammelten wir uns, wie auch schon am Vortag und am Folgetag, in einem Gruppenraum zur Tagesreflexion und produzierten einen Podcast über den vergangenen Tag in englischer Sprache. Diesen Podcast schickten wir dann an unsere Partner, damit sie unsere Projektwoche miterleben konnten. Am Mittwoch sammelten wir praktische Erfahrungen mit dem traditionellen Instrument Gayageum. Danach lernten wir einiges über die traditionelle Tracht „Hanbok“, bevor wir uns mit Freude auf den Weg zu einem koreanischen Restaurant machten, um dort ein Gefühl für die koreanische Küche zu bekommen. Zurück im Kulturzentrum ging es flott weiter, weil wir eine Einführung in den K-Pop Tanz bekamen. Dabei hatten wir sehr viel Spaß, denn es war nicht wichtig, ob es gut aussah, sondern, dass wir alle Freude daran hatten! Nachdem wir auf diese Weise sportlich aktiv gewesen waren, konnten wir uns ein wenig entspannen und ein privates Kammerkonzert mit einem Sänger und einer Pianistin genießen, was einige von uns richtig zu Tränen rührte! So eine exklusive Darbietung werden wir bestimmt nicht gleich wieder erleben! Den Tagesabschluss im Kulturzentrum gestalteten wir mit der Zubereitung von Kimbap, koreanischen Reisrollen. Dabei halfen uns drei koreanische Jugendliche, die z.Z. in Berlin ein Praktikum bzw. eine Ausbildung absolvieren, und natürlich Frau Go, die uns auch schon mittags mit ins Restaurant begleitet hatte. Den Abend konnten wir nach eigener Lust und Laune verbringen. Während einige sich die Berliner Lichtershow anschauten, eine kleine Gruppe auf die Panoramaplattform des Kollhoff-Towers am Potsdamer Platz hochfuhr und den Sonnenuntergang von dort oben betrachtete, probierten wieder andere von uns den Hanbok im Kulturzentrum aus und machten tolle Fotos dazu.
Mit koreanischen Jugendlichen im Kulturzentrum
In der Bibliothek des Koreanischen Kulturzentrums mit der Koreanischlehrerin Frau Go (obere Reihe, 2 v.l.) und koreanischen Austauschschülern
Der letzte Projekttag in Berlin hielt schließlich eine Einführung ins Hangeul, also die koreanische Schrift, bereit, an deren Ende wir immerhin, unterstützt von Frau Go, unsere Namen auf Koreanisch schreiben konnten. Danach brachte uns ein seit vielen Jahren in Berlin lebender buddhistischer Mönch ein bisschen Kalligrafie bei. Besonders freute uns, dass er zum Abschluss unsere Namen und einen guten Wunsch kunstvoll auf ein Stück Reispapier schrieb. Der letzte Programmpunkt schloss den Bogen zum Thema Film, denn nach einem Vortrag über koreanische Filme und Serien konnten wir auch noch einmal über den Film vom ersten Tag sprechen, der vielen von uns gefallen hatte. Der Abschied vom Kulturzentrum fiel danach sehr herzlich aus, die Räumlichkeiten waren uns ja für drei Tage zu einem tollen Lernort geworden! Zurück in Dresden beendeten wir am Freitag diese sehr schöne Woche mit einer Videokonferenz mit unseren koreanischen Partnern. Darin stellten wir uns alle noch einmal persönlich vor, führten Quizrunden durch, präsentierten wechselseitig Videos und hatten insgesamt sehr viel Freude an dieser Art der virtuellen Begegnung mit unseren Partnern in Asien, bei denen es ja schon später Nachmittag war. Zu unserer Überraschung bekamen wir am Ende noch viele koreanische Snacks geschenkt, die die Partnerschule zuvor an Herrn Dr. Kazmirowski geschickt hatte.
Nach dem Kalligraphie-Workshop
Nach dem Kalligrafie-Workshop mit den Werken des buddhistischen Mönchs Byeong Oh Sunim (Mitte). Fotos: Leonid Bennau
Rückblickend betrachtet war diese Woche eine tolle Bereicherung für uns alle. Wir sind dem Koreanischen Kulturzentrum und Herrn Dr. Kazmirowski sehr dankbar für die interessante Zeit und das reichhaltige Programm. Obwohl wir zuvor alle sehr traurig gewesen waren, dass wir nicht zu unseren Partnern in Pohang reisen konnten, so haben wir auf diese Weise immerhin eine sehr gute Alternative erleben können. Die Harmonie innerhalb der Gruppe tat ein Übriges, um diese Woche in sehr guter Erinnerung zu behalten.
Dr. Bertram Kazmirowski