Von Christine Kottig
In der koreanischen Kultur kommen fünf Farben immer wieder vor: Gelb, Blau, Rot, Weiß und Schwarz - zusammen Obangsaek (오방색, wörtlich in dt. Fünf-Richtungs-Farben) genannt. Die Auswahl der Farben hat aber weder mit dem Geschmack der Koreaner noch mit der Ableitung der Farben aus der nord- und südkoreanischen Flagge zu tun, wie es in westlichen Ländern oft der Fall ist. Vielmehr waren diese Farben, bevor die heutigen Länder Nord- und Südkorea existierten, bereits integraler Bestandteil der koreanischen Kultur.
Ihren Ursprung haben Ohbangsaek in alten schamanistisch-philosophischen Praktiken Koreas und verbinden Teile der chinesischen Fünf-Farben-Theorie mit der Fünf-Elemente-Theorie. Jeder der fünf Farben ist einer bestimmten Bedeutungen zugewiesen, die auf den vier Himmelsrichtungen samt dem Zentrum und verschiedenen Elementen basieren.
Gelb = Zentrum = Erde
Blau = Osten = Holz
Rot = Süden = Feuer
Weiß = Westen = Metall
Schwarz = Norden = Wasser
Alle Farben stehen in einem balancierten System zueinander und können in Verbindung miteinander neue Farben und Bedeutungen entwickeln. Die fünf Farben Grün, Hellblau, Pink, Violett und Braun, die sich aus Mischung der Obangsaek ergeben, nennt man Ogansaek (오간색).
Anwendung finden sowohl Obangsaek als auch Ogansaek bis heute. Vorrangig bei traditioneller Kleidung und Accessoires, wie zum Beispiel Hanbok (한복) und Norigae (노라개). Aber auch im urbanen Stadtbild sind die Farben in den Bemalungen traditioneller Häuser oder Tempel, genannt Dancheong (단청), anzutreffen.
Über die Autorin:
Christine Kottig, Masterstudentin der Kunstgeschichte an der Universität zu Köln. Sie absolvierte 2024 ein Praktikum im Koreanischen Kulturzentrum und hat ein ausgeprägtes Interesse an der koreanischen Kultur von der Prähistorie bis zur Gegenwart.