Meine drei Englischkolleginnen und ich entschlossen uns letzten Sommer, einen eigenen Nachmittag mit Hoeshik zu verbringen. Und wenn ich „Nachmittag“ sage, dann meine ich den gesamten Nachmittag. Das war kein einfaches Mittagessen unter Frauen. Wir begannen mit einem Meeresfrüchtebuffet, Pasta, Salat, Steak und Hühnchen. Frau Choi war die erste, die das Eis brach mit der Behauptung, wer auch immer sich am Buffet die wenigsten Teller füllte und deren Inhalt verspeiste, sei ein Verlierer. Ein Gang zum Buffet nach dem anderen wurde gemacht, und eine Geschichte nach der anderen wurde während jedes Bissens miteinander geteilt. Alles - angefangen von den Schülern über Lerntheorien bis hin zu den Plänen für die Sommerferien - wurde diskutiert. Als ich dachte, ich könnte nichts mehr essen, war es an der Zeit, das Nachspeisenbuffet aufzusuchen. Nachdem wir unsere Teller mit Süßem gefüllt hatten, setzten wir uns für weitere Gespräche wieder zusammen. An diesem Punkt wurde unsere Gruppe Zeuge einer Katastrophe, als die Küche begann, Feuer zu fangen. Wir waren gezwungen, zu bezahlen und das Restaurant zu verlassen, mit einem Grummeln wie: „Wir haben noch nicht einmal unseren Kaffee bekommen!“. Obwohl das Mittagessen vorbei war, galt dies nicht für unsere Kontaktpflege. Aus einem dringenden Bedürfnis nach Kaffee heraus (Jede gute Mahlzeit muss mit einem guten Kaffee beendet werden, richtig?), gingen wir zu einem herrlichen, im europäischen Stil errichteten Café, nicht weit weg vom Buffetrestaurant. Meine Kolleginnen ließen ausgelassenes Kreischen hören und schwärmten: „Das ist wie bei Sex and the City“. Sie begannen, jedem von uns Charaktere aus der Serie zuzuschreiben. Sobald wir alle unsere eigene Kaffeetasse mit beiden Händen umschlossen hatten, begannen wir mit neuen Unterhaltungen, wobei wir den Gesprächsfaden dort wieder aufnahmen, wo wir ihn abreißen lassen hatten. Erst als eine von uns wegen eines Friseurtermins gehen musste, verließen wir das Lokal. Nach einem Buffet, Nachtisch, Kaffee und einer Millionen Worte hatte unser Hoeshik geendet. Das war meine wirklich erste Erfahrung darin, mich im Beisein meiner Arbeitskollegen zu entspannen. Es war wirklich belebend, und ich verabschiedete mich mit dem Gefühl, Seelenverwandte getroffen zu haben, - eine Empfindung, die ich noch nicht kennengelernt hatte, seitdem ich mein Leben in Korea begann. Außerdem erkannte ich, dass wirklich etwas dran war an dem Konzept von Hoeshik. Wir hatten aus „derselben Schüssel gegessen“, und eine Beziehung war entstanden, die sich auch am darauffolgenden Tag auf der Arbeit weiterentwickelte. Ich wusste, dass ich nun Menschen an meiner Seite hatte, die mich unterstützten, während ich den harten Alltag von Unterricht und Prüfungsvorbereitungen meistern musste. Ich war Teil einer Familie von Englischlehrern.
Nach Meinung der Koreaner fördert Essen das Zusammengehörigkeitsgefühl. Sprachbarrieren werden überwunden, Konflikte gelöst und das wahre Ich wird gezeigt als Teil der Bemühungen, Harmonie und Freundschaft in den Arbeitsalltag zu integrieren. Ich hoffe, dass es mir gelingen wird, eine solche Art von Gemeinschaft, egal in welchem Arbeitsumfeld ich mich bewege, für mich selber zu finden und mich darin zu engagieren.