Von Selin Vurgun
Der Geheime Garten im Palast Changdeok-gung (Foto: wikimedia commons)
Wie bei der traditionellen koreanischen Architektur geht es auch in der koreanischen Gartenkunst darum, die Natur in ihrer ursprünglichen Form beizubehalten. Die Gartenkultur in Korea hat eine Geschichte von über 2000 Jahren. Bei der traditionellen Gartenplanung ging es hauptsächlich darum, eine Gartenanlage in eine bereits bestehende Landschaft so einzubetten, dass sich die verschiedenen Elemente des Gartens durch eine bestimmte Anordnung in harmonischem Einklang mit der Natur befinden.
Zu den Elementen eines koreanischen Gartens gehören: Landschaften und Landschaftsstrukturen, Blumen und Bäume, Flüsse und Teiche, Steine und Mauern sowie Brücken und Pfade, die in größeren Gartenanlagen anzutreffen sind.
Beim Finden eines passenden Ortes für einen Garten spielt Pungsu (풍수, Geomantie), spezifischer die Theorie der Divination basierend auf der Topographie einer Landschaft, die im Koreanischen als Pungsu-jiri-seol (풍수지리설) bezeichnet wird, eine wichtige Rolle. Da die Bevölkerung früher daran glaubte, dass bestimmte Energien aus der Natur das Wohlbefinden und die Glückseligkeit der Menschen beeinflussten, dienten solche Methoden der Divination als Hilfe, um vorherzusagen, ob bestimmte Orte besonders günstig waren, sodass unnötiges Unglück vermieden werden konnte.
Die Gärten und ihre Nutzung wurden durch die natürliche Umgebung, die in den verschiedenen Regionen vorhanden war, als auch durch die Lebensweise und die ideologischen Werte der Menschen, die sich im Laufe der Jahrhunderte verändert haben, beeinflusst. Gärten konnten demnach praktische Zwecke erfüllen, wie den Anbau von Früchten oder medizinischen Kräutern, sie dienten aber auch als Orte der Meditation und Inspiration. Auch heute noch werden koreanische Gärten als Orte bezeichnet, die den Menschen in Einklang mit der Natur bringen.
Viele der Blumen- und Baumarten, die in typisch koreanischen Gärten anzutreffen sind, zeugen auch von symbolischer Bedeutung und Wichtigkeit. Der wohl bekannteste Baum in Korea ist die Rotkiefer, oder wie er in Korea bezeichnet wird: Sonamu (소나무, Kieferbaum). Die Kiefer ist gleichzeitig auch ein nationales Symbol und gilt offiziell als nationaler Baum Südkoreas. Vor allem der Konfuzianismus prägte den Sonamu in seiner Bedeutung: Die koreanische Oberschicht einschließlich der Gelehrten der Joseon-Dynastie (1392-1910) bezeichnete den Baum als Verkörperung der konfuzianischen Werte wie Treue, Ehrlichkeit, Tapferkeit und innere Stärke.
Der Ginkgobaum ist ein weiterer bedeutender Baum in der koreanischen Gartenkultur. Er wird mit Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit assoziiert.
Auch Kakibäume, die aufgrund der sich während des Reifungsprozesses verändernden Früchte als Symbol der Veränderung gelten, werden als wichtiges Gartenelement bezeichnet.
Kräuselmyrten gelten hingegen als Symbol der Integrität und Loyalität, Werte, die für konfuzianische Gelehrte unverzichtbar waren.
Der Bambus kommt in koreanischen Gärten ebenfalls sehr häufig vor. Er gilt als besonders strapazierfähig und stark. Er symbolisiert Simplizität, Integrität und Flexibilität. Die hohlen Stämme symbolisieren Aufgeschlossenheit.
Die wohl bekannteste Blume in der koreanischen Gartenkultur ist die Lotusblume. Sie ist unverwechselbar in ihrem Aussehen und gilt im Buddhismus auch als heiliges Symbol. Außerdem gilt der Lotus als Symbol der Reinheit, Veränderung und der Erkenntnis. Pfingstrosen sind ebenfalls beliebte Elemente eines Gartens; sie werden als Zeichen der Schönheit, Liebe und Ehre bezeichnet.
Auch Steine werden bei der Planung koreanischer Gärten als Element berücksichtigt. Hier spielen dann beispielsweise das Arrangement und die Anzahl der verwendeten Steine eine wichtige Rolle. Die Steine können auch in Größe und Aussehen sehr voneinander variieren. Solche traditionell wertvollen Steine werden auch Suseok (수석, dekorative Steine) genannt.
Die traditionellen Paläste Südkoreas bieten sehr schöne Gärten, die von den Besuchern besichtigt werden können, zum Beispiel der „Geheime Garten“ des Changdeokgung (창덕궁). Auch hier in Deutschland gibt es in der großen Parkanlage „Gärten der Welt“ in der Hauptstadt Berlin einen typisch koreanischen Garten zu entdecken.
Koreanische Gärten sind wunderschöne Orte der Ruhe und Gelassenheit und laden die Besucher zur inneren Einkehr und Besinnlichkeit ein.
Über die Autorin:
Foto: privat
Selin Vurgun ist Studentin der Koreastudien/Ostasienwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Sie interessiert sich besonders für die koreanische Sprache und Kultur.